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0303 - Auf ihn wartet der Sarg

0303 - Auf ihn wartet der Sarg

Titel: 0303 - Auf ihn wartet der Sarg
Autoren: Auf ihn wartet der Sarg
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Stiefeln. Sie hat wahrscheinlich an alles gedacht, nur nicht daran, dass frischer Schnee gefallen war, und dass man ihre Abdrücke auf der Auffahrt finden würde. Sie hätte diese Abdrücke natürlich auch verwischen können. Aber das entspricht nicht ihrer Veranlagung. Sie ist von Natur aus eine Intrigantin, die in einer solchen Situation immer bemüht sein wird, den Verdacht in eine andere Richtung zu lenken. In diesem Fall auf einen Mann, auf einen Unbekannten.«
    »Gut, soweit kann ich folgen, Cotton. Aber wie hat sie es mit den Spuren eingerichtet?«
    »Ganz einfach. Sie kam in ihren eigenen Stiefeln her, ermordete den Butler, zog dann ein Paar seiner Stiefel an und lief durch den Schnee zurück zum Gartentor. Sie lief absichtlich, denn das sieht natürlicher aus. Jemand, der einen Mord begangen hat, wird sicherlich immer bemüht sein, den Tatort so schnell wie möglich zu verlassen. Am Tor machte' sie kehrt und ging noch einmal zum Haus zurück. Sie trat dabei genau auf jene Fußabdrücke, die sie zuvor mit ihren eigenen Stiefeln gemacht hatte. Jetzt passierte ihr jedoch ein Fehler. Sie dachte nicht daran, dass die viel größeren Stiefel, die sie jetzt trug, nicht so tief in den Schnee einsinken würden wie ihre kleineren, eigenen Stiefel. Warum das nicht geschieht, ist logisch. Carmen Morenos Gewicht konzentrierte sich zuvor auf eine kleine Standfläche, jetzt aber auf eine erheblich größere. Da sich das gleiche Gewicht jetzt also auf eine größere Fläche verteilte, sanken die Stiefel des Butlers nicht so tief ein. Folglich blieben innerhalb der Fußabdrücke die Spur von Carmen Morenos Stiefeln schwach, sehr schwach, aber doch erkennbar, erhalten.«
    »Und dann lief sie genau in der zweiten Spur wieder zurück. Bis zum Gartentor. Auf der Straße konnte sie wieder ihre eigenen Stiefel anziehen, denn dort ist der Schnee so zerwühlt und von Autoreifen festgefahren, dass keine verräterischen Fußabdrücke zu befürchten sind.«
    »Sehr richtig«, sagte ich, froh darüber, dass der Lieutenant kapiert hatte.
    Während der nächsten halben Stunde untersuchten die Beamten der Mordkommission die Spuren im Schnee gründlich. Dabei stellte sich heraus, dass es genauso war, wie ich erklärt hatte.
    ***
    Im Hauptquartier der Chicagoer Mordkommission hängte ich mich sofort an die Strippe und telefonierte mit Phil. Ich gab ihm einen ausführlichen Bericht und schloss damit: »Versuch mal festzustellen, ob Carmen Moreno gestern Abend und die Hälfte der Nacht im Westbury war. Ich erwarte deinen Anruf noch im Laufe des Vormittags.«
    Zwei Stunden später rief Phil bereits an: »Sie hat sich gestern Nachmittag in ihr Appartement zurückgezogen und die Hotelleitung darum gebeten, jede Störung von ihr fernzuhalten. Sie sagte, sie brauche Ruhe, sonst erleide sie einen N ervenzusammenbruch.«
    »Klarer Fall«, knurrte ich. »Sie war es also. Aber nach weisen können wir es ihr nicht. Auf dem Küchenmesser sind keinerlei Fingerabdrücke. Von einer Befragung des Flugpersonals verspreche ich mir nichts. Die Moreno hat ihr Zimmer sicherlich in einer Verkleidung verlassen. Auf diesem Weg kommen wir nicht weiter.«
    »Bleibst du noch in Chicago?«, wollte Phil wissen.
    »Ja. Denn ich habe eine Idee. Sie ist fadenscheinig. Aber vielleicht habe ich Glück. Und der Versuch kann nichts schaden.«
    Ich erklärte meinem Freund, was ich vorhatte. »Und du sorgst dafür, dass uns die Moreno inzwischen nicht durch die Lappen geht, Phil. Ich rufe heute Abend wieder an.«
    ***
    Mein nächster Weg führte zum Chicagoer Flughafen. Man verwies mich an einen Sendeleiter. Ich verhandelte kurz mit ihm und erreichte, dass man während der Mittagsnachrichten zwanzig Sekunden lang das von mir mitgebrachte Foto von Carmen Morenos Komplizen zeigen würde. Dazu würde der Nachrichtensprecher einen Aufruf verlesen, in dem die Bevölkerung zur Mitarbeit aufgefordert wurde. Jeder, der den Abgebildeten kannte, sollte sich melden.
    ***
    Zwei Stunden, nachdem mein Aufruf über den Bildschirm geflimmert war, traf die erste Meldung im Hauptquartier der Chicagoer Polizei ein.
    Der Besitzer eines Nachtclubs rief an und erklärte, dass Chuck Berger - das sollte der Name des Gesuchten sein -vor einem halben Jahr als Barmixer bei ihm gearbeitet habe.
    Auf schnellstem Weg suchte ich das Etablissement auf. Es lag in der Loop und nannte sich Astoria-Nightclub.
    Der Besitzer war ein grauhäutiger Mensch mit Tränensäcken im verlebten Gesicht. Er versicherte mir,
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