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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht
Autoren: Marion Chesney
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verkehren? War es richtig gewesen, sie so
sehr ins Vertrauen zu ziehen? Doch alle Diener benahmen sich korrekt und
behandelten sie mit großem Respekt.
    Jeden Vormittag
unterrichtete sie Lizzie und freute sich über die Begeisterung und den
Lerneifer des Küchenmädchens.
    Zunächst schien das
Ende der Saison in weiter Ferne zu liegen. Dann kam es auf einmal in einem
fieberhaften Wirbel von Bällen, Abendgesellschaften und Picknicks näher. Fünf
respektable Gentlemen hielten um ihre Hand an. Fünf erhielten von Miss Spencer
die Erlaubnis, Harriet den Hof machen zu dürfen, und alle fünf waren
enttäuscht, als die schöne Miss Metcalf ihren Antrag traurig zurückwies.
    »Was erwartest du
denn von einem Ehemann?« rief die erbitterte Miss Spencer aus. Aber Harriet
brachte es nicht mehr übers Herz, ihrer Freundin ihre Gefühle für den Marquis
anzuvertrauen.
    In der Zwischenzeit
erhielt der Marquis einen langen Brief von Lord Vere, der voll von begeisterten
Schlachtenschilderungen war, Er fügte hinzu, er sei der reizenden Miss Metcalf
dankbar, dass sie der Grund gewesen sei, dem langweiligen Leben in London den
Rücken zu kehren.
    Der Marquis las den
Brief noch einmal nachdenklich. Er hatte sich oft gefragt, ob es dem armen
Gilbert gegenüber, der offensichtlich so furchtbar unter der Zurückweisung
durch Harriet Metcalf litt, unfair sei, ihr den Hof zu machen.
    Das Ende der Saison
stand vor der Tür, sinnierte der Marquis, einer Saison, in der er nichts
anderes getan hatte, als sich nach Harriet Metcalf zu verzehren. Er hätte sie
gern gefragt, ob sie mit ihm eine Spazierfahrt machen wollte, aber er hatte
Angst davor, mit ihr allein zu sein, er fürchtete ihre Verachtung, denn
schließlich war es seine Mätresse gewesen, die ihr beinahe Schaden zugefügt
hätte.
    Er machte nur dann
einen Besuch in Nummer 67, wenn er wußte, dass auch noch andere Besucher da
waren. Er beobachtete Harriet, wenn er wußte, dass ihre Aufmerksamkeit von
anderen Leuten in Anspruch genommen war-. Dann betrachtete er entzückt
den Glanz ihrer Haare, die weiblichen Rundungen ihrer Figur und den feinen Schwung
ihres Handgelenks.
    Aber Rainbird, der
gerade Gebäck und Wein servierte, drehte sich eines Nachmittags plötzlich um
und erhaschte den sehnsüchtigen Blick in den Augen des Marquis.
    Miss Metcalfs
finanzielle Situation war den Dienern wohlbekannt. Sie konnten nicht verstehen,
warum sie nicht einen der gediegenen und würdigen Verehrer, die sie um ihre
Hand gebeten hatten, heiraten wollte.
    Rainbird fand einen
Vorwand, sich im vorderen Salon nützlich zu machen, bis sich der Marquis of
Huntingdon verabschiedete. Er sah den sorgsam beherrschten Blick in Harriets
Augen, als sie zum Abschied vor ihm knickste, und bemerkte dann, dass alles
    Leben aus ihr
gewichen schien, als er gegangen war.
    Als an diesem Abend
Harriet und Miss Spencer zu einer Gesellschaft bei den Bellamys in der Curzon
Street gegangen waren und Joseph mit dem Auftrag zurückgeschickt hatten, sie in
einer Stunde abzuholen, versammelte Rainbird alle Diener um sich und erläuterte
ihnen das Problem. Miss Metcalf, so sagte Rainbird, sei in den Marquis of Huntingdon
verliebt. Der Marquis sei in Miss Metcalf verliebt, aber offenbar kämen sie
nicht zusammen wegen der unglücklichen Situation, die der Marquis an jenem
Abend geschaffen habe, als er glaubte, Miss Metcalf sei eine Dirne.
    Deshalb, so fuhr
Rainbird fort, folge daraus ganz klar, dass etwas geschehen müsse.
    »Es ist wirklich zu
schade, dass wir sie nicht einfach zusammen auf ein Bett schmeißen können und
die Tür zusperren«, meinte Angus MacGregor.
    »Sei nicht vulgär«,
fuhr ihn Rainbird an, der den schockierten Ausdruck auf Mrs. Middletons Gesicht
sah.
    »Warum sollen wir
uns den Kopf zerbrechen?« sagte Joseph gedehnt. »Sie wird bald wieder weg sein,
und das wird für gewisse Leute bedeuten, dass sie die Vorstellung, sich über
ihren Stand erheben zu können, begraben müssen.« Er warf einen glühenden Blick
in Lizzies Richtung und musste wütend feststellen, dass sich ihre Augen nicht
mehr mit Tränen füllten, wenn er sie aufzog.
    »Warum wir uns den
Kopf zerbrechen sollen, du eitler Fant?« sagte Jenny. »Weil sie uns gut bezahlt
hat und immer freundlich und nett war, was man von Leuten wie dir, Joseph, ganz
und gar nicht behaupten kann.«
    »Mit Streiten lösen
wir das Problem nicht«, sagte Rainbird ungeduldig. »Sogar der verdammte Hund
ist sanft wie ein Lamm geworden. Du gibst ihm zuviel Futter,
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