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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht
Autoren: Marion Chesney
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einem
Begleitschreiben, in dem er seinen Verdacht erläuterte, schicken, als er sich
überlegte, dass er ein guter Vorwand sein könnte, sie unter vier Augen zu
sprechen. Er wußte, sie würde London in den nächsten Tagen verlassen, und
konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass sie ging, ohne wenigstens kurz mit
ihm gesprochen zu haben. Der Brief kam ihm wie gerufen; er würde so tun, als ob
er glaubte, dass er wirklich von ihr stammte. Als der Tag vorrückte, siegte das
Verlangen zu glauben, sie habe ihn geschrieben, über seinen gesunden
Menschenverstand, und als es schließlich zehn Uhr war, musste er feststellen,
dass er zitterte wie ein Schuljunge, so dass er eine misslungene Halsbinde nach
der anderen wegwerfen musste, ehe er den gewünschten Effekt erzielte.
    Miss Spencer war
anfangs verstimmt, als sie die Gesindestube voller Diener vorfand. Aber
Rainbird bat sie in den Salon der Haushälterin, der auf halbem Wege nach oben
lag, und sagte, Mrs. Middleton habe sich netterweise einverstanden erklärt,
ihnen den Raum zu überlassen.
    Die anderen Diener
hatten strenge Anweisungen, das Haus zu verlassen, sobald der Marquis in den
Salon gebeten war. Joseph sollte Beauty mitnehmen.
    Um fünf vor zehn
hatte sich Rainbird die volle Aufmerksamkeit von Miss Spencer gesichert. Mit
einem Glas guten Bordeaux in der Hand lauschte sie sämtlichen Abenteuern und
Unglücksfällen, die sich in Nummer 67 zugetragen hatten. Zu dem Rat, den der
Butter von ihr brauchte, würde er ohne Zweifel bald kommen. Aber bis es soweit
war, war es angenehm, in dem gemütlichen Salon zu sitzen und diesem amüsanten
und attraktiven Butter zuzuhören. Eigentlich durfte sie nicht lange bleiben,
aber Harriet konnte ja im vorderen Salon klingeln, wenn sie sie brauchte, und
sie bitten zu kommen. Miss Spencer lehnte sich zurück, um alles besser genießen
zu können.
    Der Marquis wurde
von Joseph empfangen und in den vorderen Salon gebeten. Joseph verbeugte sich
und sagte, er wolle Miss Metcalf holen.
    Er traf Miss
Metcalf auf der Treppe an. Sie hatte sich umgezogen und fuhr überrascht
zusammen, als Joseph ihr sagte, der Marquis von Huntingdon warte auf sie.
    »Miss Spencer ist
da, hoffe ich?« fragte Harriet.
    »Ja«, sagte Joseph
und dachte, dass das nicht direkt gelogen sei, denn Miss Spencer war im Salon
der Haushälterin, und Miss Metcalf hatte nicht gefragt, ob Miss Spencer im
vorderen Salon sei.
    Dann rannte Joseph
die Treppen hinunter und gesellte sich zu den anderen. Wie eine kleine Armee
auf dem Vormarsch schlichen sie alle die Außentreppe hinauf, nicht ohne Beauty
vorher durch einen großen Knochen, den er nun im Maul trug, besänftigt zu
haben. Schweigend gingen sie in die Nacht hinaus.
    »Mylord!« rief
Harriet aus, als sie sah, dass der Marquis allein war. »Bitte setzen Sie sich,
während ich Miss Spencer hole.«
    Harriet läutete die
Glocke neben dem Kamin. Aber Rainbird hatte die Klingel in den
Wirtschaftsräumen abgestellt, damit Miss Spencer nicht durch irgendwelche
schrillen Töne misstrauisch gemacht wurde.
    »Sie wird gleich da
sein«, sagte Harriet und ärgerte sich über ihre Unruhe. Schließlich war das
Haus voller Diener.
    »Ich bin gekommen«,
sagte der Marquis, stand wieder auf und begann auf und ab zu schreiten, »weil
ich diesen merkwürdigen Brief bekommen habe, der angeblich von Ihnen ist.«
    Er blieb stehen und
händigte ihn ihr aus.
    Harriet las ihn
genau. »Nein«, sagte sie. »Ich habe ihn nicht geschrieben.«
    Er fühlte sich
niedergeschlagen und unglücklich.
    »Trotzdem, Miss
Metcalf, bin ich hier, und es ist seit damals das erste Mal, dass ich Sie
allein sehe, und deshalb möchte ich mich aufrichtig und von ganzem Herzen dafür
entschuldigen, dass ich damals so brutal war. Zwar habe nicht ich diesen Brief
geschrieben, aber er drückt - wenn auch schlecht -meine eigenen
Gefühle aus. Ich konnte es nicht ertragen, Sie gehen zu lassen, ohne Ihnen
Lebewohl zu sagen.«
    »Ich habe Ihnen
schon lange vergeben«, sagte Harriet und zupfte nervös an ihrem Musselinkleid.
Sie hatte sich blaue Blumen in ihr Haar geflochten und sah so jungfräulich und
gleichzeitig so verführerisch aus, dass ihm klar wurde, dass er schnell gehen
musste, bevor er sich vergaß.
    »Miss Metcalf«,
sagte er. »Ich habe einmal um Ihre Hand angehalten. Ich fand Sie ... anziehend,
anziehender als alle Frauen, die ich bisher kennengelernt habe. Aber ich habe
Sie nur haben wollen, wie ein verwöhntes Kind Süßigkeiten haben will. Sie
müssen
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