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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht
Autoren: Marion Chesney
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»Unsere Verehrer haben uns
Geschenke geschickt. Wir wollen hinuntergehen. Wir fragen lieber Harriet, warum
Emily gegangen ist.«
    Harriet saß mit
Miss Spencer im Salon. Rainbird und Alice brachten immer mehr Vasen herein. Zu,
Harriets Füßen lagen lauter Sträuße und Päckchen.
    »Du hättest sie uns
hinaufschicken sollen, liebe Harriet«, gurrte Sarah.
    »Warum?« fragte
Harriet barsch. »Sie sind alle für mich.«
    »Das kann nicht
sein«, rief Annabelle aus. »Keiner mag dich.«
    »Die Londoner
Gesellschaft weiß, dass Emily den ganzen boshaften Klatsch verbreitet hat«,
sagte Harriet mit ungewohnt monotoner und harter Stimme. »Und auch, dass es
Belinda Romney war, die mit Emilys Hilfe den Plan fasste, mich in den
>Krähenhorst< zu locken. Es ist auch herausgekommen, dass ihr beide Emily
veranlasst habt, über mich in Upper Marcham üblen Klatsch zu verbreiten. Wie
konntet ihr, einer Dienerin so viel Einfluss gewähren? Wie konntet ihr so tun,
als ob ihr mich liebtet, wenn ihr mich in Wirklichkeit hasst? Ich mag euch
beide nicht mehr. Nur weil ich euren Vater, Sir Benjamin, geliebt und geschätzt
habe, fühle ich mich noch für euch verantwortlich. Geht auf eure Zimmer und
wartet, bis ich euch rufe.«
    Sie stand auf, und
die Zwillinge schreckten auf der Schwelle zurück und klammerten sich
aneinander.
    »Es ist deine
eigene Schuld«, rief Sarah. »Du hast Papa gegen uns aufgebracht. Er hat dich
lieber gehabt als uns. Wir hassen dich.«
    »Ich weiß«, sagte
Harriet ruhig. »Aber es macht mir nichts aus. Geht!«
    Sie zeigte zur Tür.
Beauty ging auf die Zwillinge zu und fletschte knurrend die Zähne.
    Sie quietschten vor
Schreck, machten kehrt und flohen.
    »Ich muss hier
raus, Josephine«, sagte Harriet. »Die Atmosphäre in diesem Haus macht mich
krank.«
    »Dann wollen wir
einen Spaziergang im Park machen«, sagte Miss Spencer. »Du musst mir alles noch
einmal erzählen, Harriet, denn, ich kann es noch gar nicht recht begreifen.
Aber lass das schreckliche Tier hier. Er sieht noch böser aus als beim letzten
Mal.«
    Es war ein grauer,
trauriger, nebliger Morgen, und von den Bäumen im Green Park fiel das Wasser in
kleinen Tropfen. Harriet und Miss Spencer gingen bis zum Buckingham House und
von da aus weiter in den St. James's Park. Harriet berichtete alles, was
geschehen war, während Miss Spencer sich auf dem Land aufgehalten hatte.
    »Dieser Lord
Huntingdon ist wirklich ein Ungeheuer!« rief Miss Spencer aus. »Wie kann er nur
so etwas sagen! Harriet, du musst für mich in Nummer 67 ein Bett finden, weil
ich dafür sorgen will, dass der Mann nie wieder in deine Nähe kommt. Du bist
diejenige, die eine Anstandsdame braucht.«
    Harriets Wangen
überzogen sich mit einer sanften Röte, und sie ließ den Kopf hängen.
    »Also, was habe ich
gesagt?« rief Miss Spencer aus. »Harriet, du wirst doch nicht etwa behaupten
wollen, dass du für diesen Unmenschen je Zuneigung empfunden hast.«
    »Josephine, es gibt
Dinge, über die eine Lady nicht spricht, Dinge, die eine Lady nicht einmal
empfinden sollte. Ich kann es nicht erklären«, sagte Harriet.
    »Ich bin es doch,
deine Freundin Josephine. Es gibt nichts, was du über dich sagen könntest, was
mich schockieren würde.«
    Doch Miss Spencer
war schockiert und höchst erstaunt als Harriet leise das seltsame körperliche
Verlangen, das sie schon beim bloßen Anblick des Marquis überkam, beschrieb.
Das Feuer der Leidenschaft hatte in Miss Spencers keuscher Brust nie lodernd
gebrannt. Ladies hatten nun einmal zartere Gefühle. Männer waren triebhaft -
die Untiere! jedermann wußte das.
    »Nun«, sagte sie
schroff, »ich werde dennoch zu dir ziehen. Vielleicht braucht Harriet Metcalf
eine Anstandsdame, die sie vor Harriet Metcalf beschützt!«
    Da Harriet noch
keine Lust hatte, in die Clarges Street zurückzukehren und die hasserfüllten
Augen der Zwillinge zu sehen, schlug sie vor, sich zu einer erfrischenden
Eiscreme zu Gunter am Berkeley Square zu begeben. So waren mehr als zwei
Stunden vergangen, als Harriets widerstrebende Schritte sie zurück zur Nummer
67 führten.
    Sarah und Annabelle
waren abgereist. Ein gehässiger Brief, in dem sie Harriet an allem die Schuld
gaben, war alles, was sie zurückgelassen hatten. Sie wollten, So schrieben sie, bei
ihrer Tante in Bath wohnen, wo ihnen die gute Luft und die sympathischen Leute
vielleicht helfen würden, Harriets Herzlosigkeit zu vergessen.
    »Das war's denn
also«, sagte Harriet müde. »Ich gehe besser nach
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