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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht
Autoren: Marion Chesney
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einer der Freunde des Marquis, Jimmy
Fotheringay, in seinem Phaeton vor. Er sprang ab, erblickte die Gruppe von
lauschenden Dienern und ging zu ihnen hin. Er stellte eine Frage. Die Gruppe
teilte sich, damit MacGregor im Mittelpunkt blieb. Der Koch fuhr in seiner Rede
fort und unterstrich seine Worte mit lebhaften Gesten.
    Der Marquis wandte
sich wieder den Karten zu. Zehn Minuten später stürmte Jimmy Fotheringay
herein. Seine Augen suchten den Raum ab, bis er den Marquis erblickte.
    »Huntingdon!« rief
er aus. »So einen Skandal hast du noch nie gehört!«
    »Lass mich in
Ruhe«, sagte der Marquis. »Ich habe schon so viele Skandale in London erlebt,
dass ich bis zum Ende meiner Tage genug davon habe.«
    »Aber dieser
betrifft die Dame, der du einen Heiratsantrag gemacht hast!«
    Die anderen Spieler
legten ihre Karten auf den Tisch und spitzten die Ohren.
    »Du vergisst dich«,
sagte der Marquis mit ruhiger Stimme.
    »Aber sie ist die
Zielscheibe eines ganz gemeinen Klatsches gewesen. Diese engelgleiche Lady ist
von ihren zwei nichtsnutzigen Mündeln unschuldig an den Pranger gestellt und
von Mrs. Romney beinahe umgebracht worden. Solche Gemeinheit ist mir noch nie
untergekommen.«
    Einer der Kartenspieler,
Lord Targarth, hob seinen schweren Körper aus seinem Sessel. »Unsinn,
Fotheringay«, sagte er schläfrig. »Huntingdon, du hast doch niemandem einen
Heiratsantrag gemacht, oder?«
    Hätte es sich um
einen weniger ehrlichen und aufrichtigen Menschen als Jimmy Fotheringay
gehandelt, hätte der Marquis vielleicht alle zur Ordnung gerufen und sich
schlichtweg geweigert, über sein Privatleben zu sprechen. Aber seine Zuneigung
zu dem überschwänglichen Jimmy, zusammen mit einer plötzlichen brennenden
Neugierde, veranlassten ihn zu sagen: »Ich habe um die Hand einer gewissen Miss
Metcalf angehalten. Sie hat mich abgewiesen, und damit ist die Sache erledigt.«
    »Aber nein«, rief
Jimmy. Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus, er beschrieb die Eifersucht
der Zwillinge, die Treulosigkeit der Kammerzofe und den Anschlag von Belinda
Romney, die wollte, dass die arme kleine Miss Metcalf für immer im
>Krähenhorst< verschollen blieb.
    Während sich immer
mehr Herren um ihren Tisch versammelten, saß der Marquis ganz still da und
verfluchte seine verstorbene Frau dafür, dass sie sein Gehirn so sehr vergiftet
hatte, dass er nicht mehr fähig war, Güte und Tugend, wenn sie ihm begegneten,
zu erkennen. Sein Benehmen vom Vorabend fiel ihm ein, und er errötete zum
ersten Mal in seinem Leben. Er wollte aus dem Club zur Clarges Street laufen,
in ihr Schlafzimmer eilen und um Vergebung bitten. Um ihn herum wurden die
Stimmen immer lauter. Die Damen, die ihre Herren behaglich plaudernd im Club
wähnten, hätten gestaunt, welche Blüten der Klatsch trieb, den diese Mitglieder
der ersten Kreise unter die Leute brachten.
    Innerhalb einer
einzigen Stunde hatte Belinda Romney Meuchelmörder gedungen, die Harriet im
>Krähenhorst< umbringen sollten, und wahnsinnig vor Eifersucht hatten
Sarah und Annabelle versucht, Harriets Morgenschokolade zu vergiften. Hatte der
Koch das etwa nicht erzählt? Hatte ihnen der Koch nicht erzählt, welchen
Verdacht er hegte und dass er der Küchenkatze ein bisschen Schokolade gegeben
hatte? Und war das tapfere Tier etwa nicht zwei Minuten, nachdem es das giftige
Gebräu aufgeleckt hatte, steif wie ein Brett umgefallen? MacGregor hatte nichts
dergleichen gesagt, aber als diese Geschichte aus dem Club nach draußen drang,
hielt er sie für eine wirklich schöne Geschichte und sagte, ohne mit der Wimper
zu zucken, dass sie absolut wahr sei. Das Gerede und Kopfnicken wollte kein
Ende nehmen.
    Schließlich gelang
es dem Marquis, seine Freunde zu überreden, weiterzuspielen.
    Alle Hoffnungen,
Harriet zur Frau gewinnen zu können, musste er nun begraben. Er war,
leichtgläubig wie eine senile Matrone, auf bösen Klatsch hereingefallen. Sie
würde ihm niemals verzeihen. Keine Lady könnte das verzeihen.

    Sarah und Annabelle ahnten, dass etwas
nicht stimmte, als Jenny, und nicht Emily auf das Klingeln ihrer Glocken
erschien. Emily, so sagte Jenny mit blitzenden Augen, sei weggeschickt worden.
obwohl sie Jenny gerne ausgefragt hätten, wagten es die Zwillinge nicht, weil
ihre Neugierde durch Jennys ärgerlichen, ja wütenden Blick gedämpft wurde.
    Als Sarah später
aus dem Fenster schaute, sah sie, dass Blumensträuße und Geschenke ins Haus
gebracht wurden. Sie stieß einen Freudenschrei aus:
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