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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir
Autoren: Kera Jung
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berauschende Aussicht, doch mit den Jahren war Daniel erschreckend genügsam geworden. Er nahm diesen Wermutstropfen geradezu erstaunlich gelassen. Sein letzter Sex lag auch erst einige Monate zurück, demnach bestand derzeit nicht der geringste Grund, ungeduldig zu werden.
    Getreu dessen, was er Tina so leutselig über seine weitreichenden Veränderungen aufgetischt hatte, blieb Daniel völlig entspannt.
    Dann wartete er eben noch ein bisschen. Ein paar Wochen, Monate, Jahre …
    Kein Problem.
    * * *
    T oms dämliches Grinsen übersahen Daniel und Tina entschlossen.
    Übrigens fiel die Begegnung zwischen dem Riesen und ihr wie so häufig in die Kategorie:
    Dinge, die nur im Zusammenhang mit Miss Hunt derart verlaufen können.
    Denn ähnlich wie Jonathan einige Monate zuvor, gebärdete sich Daniels Schwager tatsächlich, als hätten sich die beiden am Tag zuvor zum letzten Mal gesehen. Daher ließ auch die obligatorische dämliche Bemerkung nicht lange auf sich warten.
    »Nichts für ungut, Tina, aber hat dir noch niemand erklärt, dass man für einen netten Winterspaziergang in unberührter Natur eine Jacke benötigt?«
    Der übliche blödsinnige und provokative Beitrag in Daniels Richtung blieb selbstverständlich auch nicht aus:
    »Du darfst dich in derartigen Fragen nie, ich betone – niemals – an Dan orientieren. Was angemessene, wettertaugliche Kleidung betrifft, ist der Mann eine totale Niete. Ich schätze, da sind Hopfen und Malz verloren.«
    Offenbar hatte Tom in letzter Zeit keine Gelegenheit gefunden, sich zu rasieren, weshalb er wie ein riesiger Waldschrat aussah, der, wenn die Taschenlampe fehlte, schon mal mit einem wilden Bären verwechselt werden konnte.
    Weder Tina noch Daniel wollten sich mit diesem ewigen, ungefähr zwei Meter großen und zurzeit eher unzivilisierten Kind auseinandersetzen.
    Im Grunde war nichts geklärt, und die brisanteste aller Fragen wartete angespannt auf Beantwortung:
    Wohin?
    Bevor die beiden sich mit diesem heiklen Thema angemessen beschäftigen konnten, kämpften sie Seite an Seite an der wilden, animalischen, gegnerischen Front.
    Der aufdringliche und verboten neugierige Tom unternahm nämlich überhaupt keine Anstalten, sich nach erfolgter Schlüsselübergabe wieder zu trollen. Er fuhr erst, als selbst er, mit Unterstützung ihrer vereinten, starren Blicke, akzeptieren musste, dass im Moment keine ausufernden und informativen Gespräche stattfinden würden.
    Endlich allein begaben sich die beiden zurück in den Wagen, ehe sie am Ende doch noch der Kältetod ereilen konnte. Das hätte all ihre aufopferungsvollen Bemühungen in den Stunden zuvor zunichtegemacht.
    Kurz darauf saßen sie neben - und nicht mehr aufeinander. Was Daniel ernsthaft bedauerte, denn er hatte es durchaus genossen, sie auf seinem Schoss zu haben, trotz der eisigen Finger auf seinem nackten Rücken. Leider wollte ihm partout nicht einfallen, wie er Tina jetzt noch verkaufen sollte, dass ein derartiges Zusammenrücken erforderlich war.
    Verdammt!
    Hätte Tom sich nicht mehr Zeit lassen können?
    Inzwischen lief nämlich der Motor und die Heizung begann zu arbeiten. Bald breitete sich wohlige Wärme aus, die ihre gefrorenen Gliedmaßen langsam wieder auftaute. Das Schweigen dröhnte, als hätte der eine dem anderen soeben einen Mord gestanden, wobei sich die Rollenvergabe von Täter und Beichtvater variabel gestaltete.
    Nach einer Weile räusperte Daniel sich, wie üblich auf eine baldige Lösung erpicht. »Willst du hören, was ich ursprünglich geplant hatte?«
    »Erzähl ...« Ausnehmend interessiert betrachtete Tina das winterliche Panorama vor der Frontscheibe. Diesmal ganz ohne Waldbewohner, die hatte Tom mit seinem riesigen und vor allem lauten Geländewagen wohl endgültig verjagt.
    »Ich wollte dich in dieses Haus am See bringen.«
    »Aha. Und dann?«
    »Dann …?« Er seufzte. »Keine Ahnung, sehr viel weiter hatte ich nicht gedacht.«
    Ihr Kopf fuhr zu ihm herum und Daniel meinte, keine sonderliche Freude in dem wenigen auszumachen, was er in der Dunkelheit von ihrem Gesicht überhaupt erkennen konnte.
    Er lag richtig …
    »Genau das ist dein Problem!«, wütete sie im nächsten Moment los. »Und eine deiner Schwachstellen, die du eben nicht hinter dir gelassen hast und es wohl auch nie wirst. Du kannst nicht immer irgendeinen Mist veranstalten und darauf hoffen, am Ende schon irgendwie damit durchzukommen!«
    »Ja, fein«, fuhr er auf, unfähig, sich zu beherrschen, trotzdem ein Streit
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