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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir
Autoren: Kera Jung
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Hartnäckigkeit.
    Mit Erfolg.
    Nur wenige Tage später hatte sie selbst in dem übervölkerten und gnadenlos überteuerten Big Apple ein paar relativ preisgünstige Büroräume in bester Lage aufgetan.
    Drei Wochen darauf war alles perfekt. Einschließlich nagelneuer Namensschilder an Tür und Klingel:

    Nach elf Jahren bewohnten Tina und Daniel wieder ein gemeinsames Appartement.
    * * *

eitere vier Wochen später begann Daniel einzusehen, dass man die Zeit wohl tatsächlich nicht zurückdrehen konnte.
    Innerhalb jener fünf Tage in diesem winzigen Häuschen am See war eines außen vor geblieben: der Alltag.
    Hier jedoch griff der in jeder Sekunde grausam um sich.
    An sich ja nichts Neues, auch damals in Ithaka existierte durchaus ein geordnetes Leben. Nur bestand dies aus ihrem Studium, in das beide nicht unbedingt viel Zeit und Mühe investierten und jeder Menge Freizeit. Inzwischen handelte es sich bei Daniel um einen Arzt, den Leiter einer Klinik, der von der WHO immer mehr vereinnahmt wurde und sich nebenher für die Ärzte ohne Grenzen engagierte. Tina war eine äußerst eingebundene Unternehmerin, was die Dinge zusätzlich verkomplizierte. Oder auch nicht, das kam wohl auf die Perspektive an.
    Genau genommen bewohnten die beiden nur zufälligerweise das gleiche Appartement und Tina zog nicht länger von einem Hotel ins nächste, womit auch schon alle vermeintlich so gravierenden Veränderungen genannt worden waren.
    In Wahrheit lebten sie nach wie vor allein. Auch wenn sich Tinas Geschäftsreisen in Grenzen hielten, kollidierten die unterschiedlichen Arbeitszeiten und Verpflichtungen derart miteinander, dass manchmal eine Woche verging, ohne dass die WG-Bewohner sich einmal zu Gesicht bekamen.
    So hatte Daniel sich ihr Zusammenleben nicht vorgestellt, und dieser unerträgliche Zustand nervte ihn mit jedem neuen Tag mehr. Außerdem wurde ihm stetig schleierhafter, wie sie jemals zueinanderfinden sollten, wenn sie doch gar keine Zeit miteinander verbrachten!
    Es dauerte gar nicht lange und er stellte alles infrage und verfluchte jeden noch so winzigen Bestandteil ihrer bis ins letzte Detail durchorganisierten und verplanten Leben. Begonnen bei dem selten dämlichen Gedanken, eine Klinik zu kaufen, bis hin zu seinem Entschluss, überhaupt Arzt zu werden. War nicht vor etlichen Jahren kurzfristig eine Anstellung als Automechaniker im Gespräch gewesen?
    Ja, warum hatte er diese sich einmalig bietende Gelegenheit denn ungenutzt verstreichen lassen? Verdammt!
    Ihn nervten Tinas Ehrgeiz und sein Verantwortungsgefühl, darüber hinaus hasste Daniel, dass der Tag nur vierundzwanzig Stunden hatte, von denen in seinem Beruf nie ganz geklärt war, welche nun zur Tages- und welche zur Nachtzeit gehörten. Er versuchte, irgendetwas an diesem unerträglichen Zustand zu ändern, diesmal wirklich zu allem bereit! Nur leider scheiterte jede Initiative bereits im Ansatz.
    Denn sooft er die Fakten auch drehte und wendete, er war Chef der Klinik und das konnte Daniel nicht wegreden oder einfach vorübergehend vergessen.
    Es hatte Zeiten gegeben, als er glaubte, sobald er diesen sogenannten gehobenen gesellschaftlichen Status erreicht habe, würde er zufrieden die Beine hochlegen oder sich beim entspannten Golfspiel amüsieren, während andere für die Vermehrung seines Geldes sorgten.
    Was war er naiv gewesen!
    Die Realität gestaltete sich völlig anders: Daniel übernahm all jene Aufgaben, die bei seinem Ärztestab so gar nicht auf Gegenliebe stießen. Immer blieben an ihm die verhassten Schichten, die schwierigsten Patienten und die kompliziertesten Fälle hängen. Hinzu gesellten sich all die Belange, mit denen er sich als Unternehmer auch noch herumschlagen musste.
    Nicht der winzigste Lichtschimmer ließ sich am Horizont ausmachen.
    Mittlerweile drohte der März akut, in den April überzugehen, was nichts anderes bedeutete, als dass er in etwas mehr als drei Monaten für sechs Wochen in die Dritte Welt verschwinden würde. Zum ersten Mal seit zehn Jahren zog Daniel ernsthaft in Erwägung, seinen diesjährigen Einsatz bei den Ärzten ohne Grenzen abzusagen. Dieser wunderbare Gedanke überlebte genau fünf Sekunden, dann stellte er fluchend und mit hörbarem Zähneknirschen fest, dass diese Alternative in Wahrheit überhaupt nicht existierte!
    Die Menschen waren auf sein Kommen angewiesen, er durfte sie nicht im Stich lassen!
    Verdammt!
    Nicht einmal mit Tina konnte er über seine zunehmende Frustration sprechen, die sah er
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