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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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werden durfte. In den
    letzten Wochen seines Lebens hatte er mir gezeigt, dass er ein wunderbarer Mann geworden wäre. Ein Mann, der mir nie begegnet war: hilfsbereit und aufmerksam, voller Liebe und Rücksicht.
    Ich erinnerte mich an das Geschenk, das er mir zum Fest der Fröhlichkeit gemacht hatte, und ging in mein Zimmer, um die kleine Rassel zu suchen.

    Seit einem Jahr hatte ich sie nicht mehr zur Hand genommen. Ich hatte sie nicht gebraucht; ich hatte Josh in meiner Nähe. Als ich sie gefunden hatte, kehrte ich zu Josh zurück und legte mich auf den Boden neben ihn. Ich führte das Instrument dicht an mein Ohr, um es erklingen zu lassen. Die winzigen Perlen schlugen sacht gegen den hohlen Körper des getrockneten Kürbisses. Es war, als würde ich Joshs Stimme hören. Er schien mir ein Geheimnis zuzuflüstern. Aus einer anderen Welt, die mir nun ganz nah war. Ich rührte mich nicht mehr, lag ganz still und lauschte.
    „Choga, ich bin's, Amara.“ Ihre Stimme war ganz nah bei mir, doch ich wusste nicht, ob ich wachte oder schlief. Erst als sie mich in die Arme nahm und ich ihre Tränen auf meinen Wangen spürte, erkannte ich, dass sie wirklich gekommen war. Sie sagte, dass es spät in der Nacht sei; Mary habe sie wie einst Tanisha, Faraa, Josh und mich gefahren.
    „Ich danke dir, dass du gekommen bist“, sagte ich und hielt sie ganz fest.
    Wir sprachen kein Wort. Denn es hätte keines gegeben, das uns über Joshs Tod hinweggetröstet hätte. Wie viele Stunden hatten wir einst an seinem Bettchen gestanden, als er im Alter von einem Jahr mit seiner ersten Lungenentzündung kämpfte. Was hatten wir uns nicht alles überlegt, um das kleine Kind zu retten. Wie viele Wege waren nötig gewesen, um die richtige Medizin zu finden. Tage, Wochen und Monate hatten wir in Kräuterküchen gestanden, geschabt, gerührt, zerstoßen, ausprobiert und verworfen. Am Ende von all dem stand „Mama Chogas Tee“, der so vielen Menschen geholfen hat. Und der doch eigentlich hätte heißen müssen: „Joshs Tee“. Welche Belohnung war es, als mein Sohn sich erholte, wuchs und größer wurde! Als er unsere Namen das erste Mal nannte.
    „Weißt du, woran ich gerade denken muss?“, fragte meine Mentorin. „Die Liebe, mit der wir für Josh gekämpft haben, hat etwas hinterlassen, was anderen Menschen hilft. Vielleicht ist Josh deshalb geboren worden. Er hat durch seine Anwesenheit Gutes bewirkt. So wie sein Name ein Versprechen war: Gott hilft.“
    „Du magst Recht haben“, meinte ich nachdenklich. Dann erzählte ich ihr von Dr. Rashids Besuch. „Sobald du mit meinen Schwestern und den Kindern wieder hier bist, kannst du darangehen, deine Idee vom Blutbaum zu verwirklichen.“
    Meine mütterliche Freundin war glücklich über die Neuigkeiten. Sie bestätigten ihre Hoffnung. „Aber es wird noch eine Weile dauern, bis wir hier leben können, Choga. Ich habe noch keine Nachfolgerin gefunden, die geeignet wäre. Ich bin jedoch sicher, dass ich es bald schaffen werde.“
    „Das macht nichts“, sagte ich. „Wichtig ist, dass du deinen Compound und deine Patienten in guten Händen weißt. Der Rest wird sich mit Gottes Hilfe fügen.“
    Sie erzählte von Abidem, Jumoke, Yetunde und den beiden Mädchen, dass es ihnen gut gehe und sie oft von der Farm sprächen. „Sie haben große Sehnsucht. Dies ist ihr Zuhause“, meinte Amara.

    Ich fühlte die Wärme der frühen Morgensonne auf meinem Gesicht, als wir Josh neben meiner Mutter, Efe, Jo, Lape und Mama Ngozi unter den Bougainvilleabüschen
    beisetzten. Mama Bisi beschrieb mir den Sarg aus schlichtem Holz, den Magdalena am Vortag in Jeba hatte anfertigen lassen. Wir legten Josh in seinen hübschen Sachen hinein, ich küsste ihn ein letztes Mal und umarmte seinen kleinen Körper. Bevor wir den Sarg in die Erde ließen, verabschiedeten sich seine Omas, Magdalena und Amara von ihm. Wir beteten und sangen für ihn, und ich schwang seine kleine Rassel, die ich von nun an bei mir trug.
    Ich wollte ihm noch einen letzten Gruß mit auf den Weg geben. Meine Stimme schwankte, als ich zu sprechen begann. Ich gab mir Mühe, laut zu reden, denn ich spürte, dass er mich hören konnte. „Josh, mein Kind, du bist wie ein Funke zu mir gekommen, der mein Herz zum Leuchten brachte und jeden meiner Tage mit dem Licht der Liebe erhellte. Es wird niemals erlöschen und für immer in mir bleiben. Dafür danke ich dir und werde dich immer lieben, mein Schatz. Auf dich wartet ein neues Leben. Ich wünsche
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