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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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aufgeregtes Kommando heraus: „Bringt ihn zu Choga!“
    „Wo ist Josh? Was ist mit ihm? Josh, Josh, sag etwas! Bitte!“, schrie ich.
    Magdalenas Hände dirigierten mich in mein Zimmer und drückten mich sanft auf mein Bett, wo mein Kind lag. So wie zuvor. Dennoch schien inzwischen eine Ewigkeit vergangen zu sein. Eine Zeitspanne, die ich nie wieder zurückholen konnte. Was hätte ich jetzt darum gegeben, ihn noch einmal sehen zu können! Um zu wissen, wie es ihm wirklich ging.
    Ich legte mich neben ihn an den Rand des Bettes. Josh bewegte sich nicht, aber sein Körper war noch ganz warm. Er schien völlig unverwundet, war nur überall voller Sand. Ich tastete nach seinem Puls; er war kaum zu spüren. Seine Augen, die so neugierig fragen konnten und mich so oft liebevoll angesehen hatten, waren geschlossen. Als würde er schlafen. Ich bedeckte sein Gesicht mit Küssen, presste mein Ohr auf seine Brust, horchte an seinem Mund, ob er vielleicht ein erlösendes Wort für mich hatte, das den Alptraum bannen konnte.

Doch mein Kind schwieg.
    Ich barg meinen Kopf an seinen Hals, in der Hoffnung, dass meine Lippen seine Ader pulsieren fühlen könnten. Ganz zart glitt meine Hand in seinen Nacken
    und spürte die oberen Wirbel, die der Sturz vom Dach verschoben hatte. In diesem Augenblick begriff ich, was das Orakel gesehen hatte. Es war nicht meine Blindheit, die mit der Dunkelheit gemeint gewesen war.
    Gott hatte mir meinen Sohn genommen und mich in einen Abgrund gestoßen, der noch viel tiefer war.

Das Licht in meinem Herzen
    Mein Zimmer war voller Stimmen. Die Mamas redeten so leise durcheinander, als könnten sie Josh sonst wecken. Dann wurde meine Tür geöffnet und sanft geschlossen. Von draußen vernahm ich das verzweifelte Weinen Hopes, die wohl alles mit angesehen hatte. Meine Schwester betrat den Raum auf Zehenspitzen und hockte sich neben uns.
    „Josh muss sofort ins Krankenhaus“, flüsterte Magdalena. „Ich habe den Pick-up vorbereitet mit Matratzen und Decken auf der Ladefläche. Wir müssen es wenigstens versuchen. Josh darf hier nicht einfach so liegen!“
    „Tu ihm das nicht mehr an, Magdalena. Es ist sein Genick“, sagte ich mit einer Stimme, die nicht meine zu sein schien. „Der Wagen ist viel zu hart, selbst mit Matratzen. Das überlebt er nicht.“ Ich dachte an die Fahrt mit Lape. Es dauerte mehr als eine Stunde bis nach Jos. Und allein der Weg von uns bis zur Straße hatte unzählige Schlaglöcher.
    „Choga Regina, du darfst ihn nicht aufgeben. Er wird leben! Er ist so jung!
    Kinder haben schon ganz andere Stürze überlebt. Er hatte bestimmt einen Schutzengel. Lass es uns versuchen. Er darf nicht sterben!“
    „Er braucht nur noch Ruhe, damit er sanft hinüberfindet“, sagte ich.
    Bisi begann als Erste, dann schloss sich Ada an, dann Funke. Sie beteten das Vaterunser. Magdalena sprach es
    mit, doch dann sagte sie: „Choga, bitte, sei vernünftig. Du siehst nichts mehr. Du kannst nicht einschätzen, wie es um Josh steht. Und wir anderen ebenfalls nicht. Ich werde Hilfe holen, irgendwas fällt mir schon ein.“ Bevor ich antworten oder sie aufhalten konnte, verließ meine Schwester den Raum mit festem, eiligem Schritt.
    Im Gebet flehte ich Gott an, dass Josh keine Schmerzen haben möge.
    Sondern dieses Leben als etwas Schönes in Erinnerung behielte. Ich bat Gott um die Kraft, dass ich ihm nicht zürnen möge, weil er mir mein Kind genommen hatte. Meinen Halt, meine Hoffnung, meine Liebe.
    Meine Finger glitten über das sich auf einen ewigen Schlaf vorbereitende Gesicht meines Sohnes, spürten dem weichen Schwung seiner Wangenknochen nach, den jetzt entspannten Augenbrauen, die er oft so skeptisch zusammengezogen hatte, seinen vollen Lippen, die er aufeinander gepresst hatte, wenn eine Frage in ihm gebrodelt hatte. Er wirkte so unversehrt, als hätte der Sturz ihm nicht wirklich etwas angetan. Ich roch in seinen Haaren diesen ganz typischen Duft, den wohl jede Mutter an ihrem Kind liebt und an dem sie es aus tausend anderen erkennt.
    Die Dunkelheit, die mich umfing, war erfüllt von Bildern. Ich fühlte seinen Stolz, als er die kleine Faraa auf dem Rücken herumtragen durfte, und die Enttäuschung, als Mama Patty ihn dafür schalt. In mir war die Angst, als er vor dem wilden Hund stand, der Faraa bedrohte. Ich empfand aber auch das Glück, wenn er mit Hope über unsere Farm tollte. Ich spürte seine Freude, als es ihm gelungen war, mich im Urwald beim Fest der Fröhlichkeit zum Tanzen zu
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