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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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sie nicht verzweifelte.
    „Von dem Tag an, als ich Josh zum ersten Mal in meinen Armen hielt, wusste ich, dass Gott uns nur eine kurze Zeit zusammen schenken würde.
    Sie würde niemals reichen, um erleben zu können, wie ich sein Kind einmal auf dem Arm halten würde. Ich konnte Gott nur bitten, uns etwas mehr Zeit zu geben. Darum wollte ich ihn immer beschützen. Mit meinem Tee, mit meiner Aufmerksamkeit.“ Ich wusste nicht, wo Dr. Rashid stand. Ich wandte mich in die Richtung, wo ich ihn vermutete. „Das letzte Mal, als Sie hier waren, wollten Sie Josh in Ihr Programm aufnehmen. Ich höre Ihre Worte noch deutlich: Wir wissen nie, was noch kommt.“ Ich hielt mich an Mama Bisi fest, als ich fortfuhr: „Dass er von einem Dach fallen könnte, hat keiner erwartet. Denn was geschehen soll, geschieht. Wir werden nie verstehen, warum das so ist.“
    Dr. Rashids Stimme klang heiser, als er antwortete: „Manchmal muss man sein Schicksal wohl akzeptieren. Es ist nur furchtbar, dass wir das ausgerechnet durch Joshs Tod wieder einmal erfahren müssen.“ Er machte eine lange Pause. „Ich wollte Ihnen noch etwas sagen, was Ihnen vielleicht gerade jetzt, wo Josh noch in unserer Nähe ist, ein Trost ist. Denn wir wollten unser Projekt Joshs Hope nennen. Sie sagten, es sei die Hoffnung, die uns aufrecht erhält. Wenn hier eines Tages Kinder sein werden, dann wird Josh nicht vergessen. Denn sie leben und spielen dort, wo er glücklich war. Und sie bekommen den Tee, der ihm geholfen hat.“
    Mama Bisi kämpfte mit den Tränen um jedes Wort, das sie nun sagte:
    „Choga hat ihn für Josh entwickelt. Er war ihr erster Patient.“
    „Meine Kollegen haben beschlossen, das Waisenhaus zu unterstützen, Frau Egbeme. Dr. Nwosu hat die Gelder für Joshs Hope bewilligt bekommen.“
    Er griff nach meiner Hand. „Ich gehe jetzt. Aber ich würde gern irgendwann wiederkommen. Auf Wiedersehen.“
    „Josh hat Sie gern gemocht“, sagte ich und drückte seine Hand. „Gott schütze Sie.“ Sobald er das Zimmer verlassen hatte, kehrte ich zu Josh zurück und legte mich neben ihn auf mein Bett.
    Den ganzen Tag über hielten meine Mamas und ich bei ihm Totenwache.
    Wir beteten gemeinsam dafür, dass seine Seele ewigen Frieden finden möge.
    Magdalena fuhr zwischendurch weg und manchmal hörte ich sie telefonieren. Sie brachte uns Wasser und Essen, das niemand anrührte. Bei dieser Gelegenheit schlüpfte Hope in mein Zimmer. Sie fiepte und wollte mit Josh spielen. Dann sprang sie so wie immer aufs Bett und rollte sich zu seinen Füßen zusammen.
    Magdalena wollte die Hündin hinausschicken. „Lass sie“, bat ich, „auch Hope muss sich verabschieden dürfen.“
    Dann tauchte ich wieder in die Bilder von Joshs und meiner Vergangenheit ein. Meine Erinnerung führte mich
    in den Urwald zurück. Ich saß am Ufer des Flusses und beobachtete Josh.
    Er schwamm wie ein Fisch, tauchte unter und kam wieder hoch, schüttelte den Kopf und ließ die Tropfen fliegen. „Ah, Mama, das tut so gut!“, rief er.
    Ich genoss den Anblick seiner Unbeschwertheit und merkte nicht, dass er immer weiter von mir wegschwamm. Ich hatte keine Angst um ihn. Denn ich wusste, das Wasser würde ihn tragen.
    Bisi küsste mich sanft auf die Stirn. „Es ist bald Abend, meine Kleine.
    Magdalena hat Amara angerufen. Sie wird bald hier sein. Lass uns Josh schön machen, ihn waschen und neu anziehen.“
    Damit begann die letzte Reise meines Kindes. Mama Bisi wollte mir zwar Kleidung aus seinem Zimmer bringen. Denn mir fiel das Treppensteigen sehr schwer. Doch diesen Weg wollte ich selbst tun. Sie begleitete mich nach oben und wir suchten nach seinen Lieblingssachen. Seine T-Shirts konnte ich nicht auseinander halten; ich wollte ein sonnengelbes und dazu eine knielange rote Hose. Beides hatte er beim Fest der Fröhlichkeit angehabt, bei dem wir uns Mama Lisas Decke umgelegt und gemeinsam getanzt hatten. Als wir wieder nach unten kamen, hatte Mama Ada Josh bereits aus meinem Zimmer ins Heilzimmer getragen.
    „Magdalena hat Sonnenblumen mitgebracht.“ Mama Bisi beschrieb, wie schön das kleine Heilzimmer aussah. Josh lag auf einer Schlafmatte am Boden. Ada hatte einen Eimer Wasser neben ihn gestellt. Nun wusch ich den Sand vom Körper meines Sohnes und kleidete ihn so, wie ich ihn gern in Erinnerung hatte. Ich kämmte seine Haare und streichelte sein zartes, nun so entspanntes Gesicht.
    Als er fertig war, schloss ich ihn in die Arme. Ich weinte um mein Kind, das nie erwachsen
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