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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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Der Bibliothekar erhob sich. »Ich bin ein wenig müde von der Reise und würde Prinns Buch gerne etwas näher studieren. Erlaubt ihr?«
    Larissa nickte stumm. Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, sprang sie auf.
    »Sehr gut« , äffte Larissa ihn nach. Sie lief zwischen Tisch und Fenster hin und her. »Er glaubt, er hat die Weisheit mit Löffeln gefressen, und wir sind nur ein paar dumme Kinder, die ganz zufällig etwas entdeckt haben, was an sein Wissen natürlich lange nicht heranreicht.«
    »Er hat zumindest unsere Vermutungen bestätigt«, sagte ich. »Alles deutet auf die Stadt ohne Namen hin.«
    »Von der wir nicht wissen, wo sie liegt. Und dieser neunmalkluge Schlaumeier wird es uns auch nicht sagen, da bin ich mir sicher.«
    »Dann müssen wir eben selbst draufkommen.« Ich stand ebenfalls auf. »Wir haben ja noch ein paar Monate Zeit. Ich werde mal ein wenig weiter im Internet stöbern.«
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Larissa nahm den Hörer aus der Station und hielt ihn ans Ohr. »Lackmann«, meldete sie sich.
    Sie lauschte, während jemand am anderen Ende etwas erklärte. »Ja«, sagte sie und dann noch mal: »Ja.«
    Ihr Tonfall ließ mich aufhorchen. Ich blickte auf. Ihr Gesicht war aschfahl geworden. Sie biss die Zähne so kräftig zusammen, dass ihre Backenmuskulatur völlig verkrampft war.
    Ich sprang von meinem Stuhl auf. »Wo?«, presste Larissa mit tonloser Stimme hervor. Sie lauschte kurz, dann legte sie den Hörer auf.
    »Was ist los?«, fragte ich. Eine böse Vorahnung beschlich mich. »Wer war das?«
    »Das war die Polizei«, sagte sie. »Großvater ist angefahren und schwer verletzt worden.«
     

Koma

     
    Die Nachricht traf mich wie ein Fausthieb in den Magen. Von einer Sekunde auf die andere krampfte sich alles in meinem Inneren zusammen. Ich starrte Larissa wortlos an.
    Sie fing sich schneller als ich und griff wieder zum Hörer. »Gib dem Bibliothekar Bescheid. Ich rufe ein Taxi.«
    Zehn Minuten später befanden wir uns auf dem Weg ins Krankenhaus. Keiner von uns sagte ein Wort. Der Taxifahrer bemühte sich anfangs, mit dem Bibliothekar, der auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, etwas Small Talk zu betreiben, gab aber schnell auf. Vor dem Klinikeingang drückte unser Gast dem Fahrer wortlos einen Geldschein in die Hand, dessen Wert mehr als das Doppelte der Fahrtkosten betrug.
    »Johann Lackmann«, stieß Larissa hervor, als wir den Empfang erreichten.
    Die Frau hinter der Theke zog missbilligend die Augenbrauen hoch. »In welcher Abteilung?«
    »Herr Lackmann ist vor Kurzem in die Notaufnahme eingeliefert worden«, klärte sie der Bibliothekar auf.
    »Dann haben wir ihn noch nicht im System«, erwiderte die Frau. Sie deutete zwischen uns hindurch. »Nehmen Sie den Gang da, der führt Sie direkt hin.«
    Eine Minute später standen wir im Warteraum der Notaufnahme. Zwei Männer saßen dort und unterhielten sich leise. Larissa rüttelte vergeblich an der verschlossenen Tür zu den Behandlungsräumen und klopfte dann laut dagegen.
    Einer der beiden Männer erhob sich und trat zu uns. »Sind Sie die Angehörigen von Johann Lackmann?«, fragte er.
    Ich nickte. »Was ist mit ihm?«, stieß ich hervor.
    Statt einer Antwort zog der Mann einen Ausweis hervor und hielt ihn uns hin. »Sutter, Kriminalpolizei. Ich hatte Sie vorhin angerufen.«
    Larissa pochte erneut gegen die Tür.
    »Das ist zwecklos, junge Frau«, sagte Sutter. »Herr Lackmann wird derzeit noch operiert.«
    Frustriert ließ Larissa den Arm sinken und wandte sich uns zu.
    »Darf ich fragen, in welchem Verhältnis Sie zu Herrn Lackmann stehen?«, fragte Sutter.
    »Larissa ist seine Enkelin, Arthur hier und ich sind Freunde«, erklärte der Bibliothekar. »Was ist geschehen?«
    »Wir wissen lediglich, dass Herr Lackmann beim Überqueren eines Zebrastreifens von einem Fahrzeug, das mit hoher Geschwindigkeit fuhr, angefahren wurde. Der Fahrer oder die Fahrerin hat Fahrerflucht begangen. Mein Kollege kann Ihnen mehr dazu sagen.«
    Jetzt erhob sich auch der andere Mann, der die ganze Zeit sein Netbook bearbeitet hatte.
    »Harms«, stellte er sich vor. »Wir hatten das Glück, dass die Stelle, an der es passiert ist, von der Überwachungskamera einer Bank beobachtet wird.«
    Er drehte das Netbook zu uns hin und drückte eine Taste. Auf dem Bildschirm war der Zebrastreifen vor der Handelsbank zu erkennen, den wir auf dem Nachhauseweg vom Buchladen meistens benutzten.
    Das Bild war schwarz-weiß und
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