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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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Es schien ihm sichtlich zu gefallen, vor uns den Wissenden zu spielen.
    »Das war uns auch bereits bekannt«, versuchte Larissa seiner Selbstzufriedenheit einen Dämpfer zu versetzen. »Die Legenden berichten, Irem sei vom Stamm der Aad bewohnt worden, die direkte Nachfahren von Noah gewesen sein sollen. Im Koran steht, dass sie die Götzen Samad, Sumud und Hirr anbeteten. Deshalb sandte Gott seinen Propheten Hud zu ihnen, der sie wieder auf den rechten Weg führen sollte. Aber Irems König Shaddad schlug die Warnungen des Propheten in den Wind. Daraufhin schickte Gott einen Wirbelsturm, der sieben Nächte und acht Tage andauerte, das ganze Volk vernichtete und die Stadt tief unter dem Wüstensand begrub.«
    »Sehr gut«, bekräftigte der Bibliothekar. Da war er schon wieder, dieser leicht herablassende Ton. Seine Selbstgefälligkeit ging Larissa und mir langsam auf die Nerven.
    »Vielen Dank«, sagte sie spitz, aber ich bezweifelte, ob unser Gegenüber den sarkastischen Tonfall heraushörte.
    Seine Antwort bestätigte meine Vermutung. »Keine Ursache«, lächelte er selbstzufrieden. »Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das schon alle Resultate eurer Nachforschungen sind.«
    Das stimmte zwar, aber es behagte mir nicht, ihm alles, was wir herausgefunden hatten, häppchenweise aufzutischen. Unsere Recherchen hatten viel Zeit und Mühe gekostet. Er hingegen tat so, als sei das, was wir ermittelt hatten, das Selbstverständlichste von der Welt.
    »Wir sind natürlich auch auf Lovecraft und das Necronomicon gestoßen, falls Sie das meinen«, bemerkte Larissa trocken.
    »Ah!«, rief der Bibliothekar aus. »Das klingt schon besser.«
    Hielt der Mann uns für blöde? Jeder, der den Namen Ludwig Prinn bei Google eingab, stieß unweigerlich auf den amerikanischen Schriftsteller Howard Phillips Lovecraft. Er gilt als der größte Horrorautor neben Edgar Allan Poe. Seine Erzählungen und Romane wimmeln von grausigen Kreaturen, die in anderen Dimensionen gefangen sind, aber immer wieder versuchen, in unsere Welt einzudringen und sie sich untertan zu machen.
    Ein Buch, das in mehreren Geschichten von Lovecraft eine wichtige Rolle spielt, ist das Necronomicon. Es soll zahlreiche Beschwörungen enthalten, mit denen man Wesen aus den anderen Dimensionen herbeirufen oder sich vor ihnen schützen kann.
    Nun war Lovecraft ein Schriftsteller, und die meisten Menschen tun seine Werke als reine Fantasie ab. Das hätte ich wahrscheinlich auch gemacht – wenn ich nicht in Dubrovnik etwas gesehen hätte, was mich zweifeln ließ. Als wir dort im Meninski-Haus nach dem Buch der Wege suchten, stießen wir auf ein Gemälde, das einen Araber zeigte. Die Inschrift auf dem Rahmen lautete Abdul Alhazred. Und das Necronomicon wurde, laut Lovecraft, von einem wahnsinnigen Araber mit genau diesem Namen verfasst, der mit seinem Werk in den Ruinen der Stadt ohne Namen begonnen hatte.
    Das waren für Larissa und mich ein paar Zufälle zu viel. Unser Besucher bestätigte unsere Annahme, dass Lovecraft etwas mit den Vergessenen Büchern zu tun hatte.
    »Lovecraft war nicht nur ein ausgezeichneter Schriftsteller«, sagte er, nachdem keiner von uns auf seinen letzten Satz reagierte. »Er war auch einer der mächtigsten Bewahrer, die jemals lebten. Kaum ein anderer kannte die Geheimnisse der Vergessenen Bücher so gut wie er. Sein Wissen floss in seine Geschichten ein, mit denen er die Öffentlichkeit vor den Gefahren warnen wollte, die unter der Oberfläche unserer Welt lauern. Aber niemand nahm seine Warnungen ernst.«
    Er pochte mit einem Finger auf das Buch, das vor ihm lag. »Ludwig Prinn, Joachim Feery, Wilhelm von Junzt, H.P. Lovecraft: Wer lesen wollte, der konnte es. Aber die Mehrheit der Menschen will von diesen Dingen nichts hören und verkriecht sich lieber in ihrer Unwissenheit. Es bleibt einzig uns Bewahrern überlassen, die Welt vor der Vernichtung zu retten.«
    »Fragt sich nur, wie«, bemerkte Larissa spöttisch.
    Bevor sie noch mehr Sarkasmus versprühen konnte, ergriff ich das Wort. »Wir haben also Irem, eine verschwundene Stadt irgendwo im Leeren Viertel, deren Existenz belegt ist«, fasste ich zusammen. »Und wir haben die Stadt ohne Namen, die irgendwo in ihrer Nähe sein muss, für die es aber keine Beweise gibt außer ein paar alten Legenden. Die Frage lautet: Wo befinden sich diese beiden Orte? Ist Shisr wirklich das ehemalige Irem? Und werden Larissas Eltern in der Nähe gefangen gehalten?«
    »Das müssen wir herausfinden.«
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