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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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auf den Küchentisch. Dann warteten wir schweigend, bis der Tee genügend gezogen hatte.
    Larissa schenkte dem Bibliothekar zuerst ein. Er warf fünf Stück Zucker in seine Tasse und rührte eine Weile wortlos darin herum. Schließlich legte er den Löffel beiseite und blickte uns an.
    »Wir stehen vor der größten Bewährungsprobe in der Geschichte der Vergessenen Bücher«, begann er. »Alles, was in den vergangenen Jahrhunderten geschehen ist, war nur das Vorspiel für das, was noch vor uns liegt. Und ihr spielt in diesem Drama die Hauptrollen.«
    Er legte eine kleine Pause ein und nahm einen Schluck von seinem Tee. Er schmatzte leicht mit den Lippen, als habe er soeben einen ausgezeichneten Wein verkostet.
    »Das ist auch der Grund, warum ich zum ersten Mal seit vielen Jahren Prag verlassen habe. Meine Aufgabe besteht eigentlich darin, zu beobachten, Informationen zu sammeln und andere vorzuwarnen, aber nicht aktiv einzugreifen. Doch nun bin ich hier, um euch beizustehen.«
    Er machte erneut eine Pause. Offenbar erwartete er jetzt eine Reaktion von uns. Larissa und ich sahen uns an.
    »Und was ist das für ein Beistand, den Sie uns geben?«, fragte sie.
    Der Bibliothekar lächelte. »Informationen«, erwiderte er. »Je informierter man in einen Kampf geht, desto erfolgreicher wird man sein. Und wer wäre besser geeignet, euch Informationen zu liefern als ich?«
    »Wir haben bereits eine Menge selbst herausgefunden«, sagte ich.
    »So?« Er sah mich skeptisch an. »Was denn zum Beispiel?«
    »Irem«, erwiderte ich knapp. »Das Leere Viertel. Alhazred.«
    Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Seine Augen weiteten sich. »Wie seid ihr darauf gekommen?«
    »Soll ich’s holen?«, fragte Larissa mich. Ich nickte. Sie verschwand aus der Küche und kehrte wenige Minuten später mit dem Buch zurück, das aus dem Viana-Palast in Córdoba stammte. Wir hatten es bei unserem letzten Abenteuer entdeckt. Der Bibliothekar nahm den Band fast ehrfürchtig entgegen.
    »Ludwig Prinns De Vermis Mysteriis «, sagte er anerkennend. »Ein einzigartiger Fund. Meines Wissens gibt es nur noch ein weiteres vollständig erhaltenes Exemplar in der Bibliothek der Miskatonic University in Arkham.«
    Er schlug das Buch gezielt im letzten Viertel auf. »Die Rituale der Sarazener«, murmelte er vor sich hin. »Das wichtigste der sechzehn Kapitel, wie manche meinen. Habt ihr es gelesen?«
    »Das, was wir übersetzen konnten«, erwiderte ich. »Mein Latein ist leider nicht gut genug, um alles zu verstehen.«
    »Irem ist eine legendäre verschollene Stadt in der arabischen Wüste«, erklärte Larissa. »Sie wird auch die Stadt der tausend Säulen genannt. Der Legende nach soll sie ein mächtiges Handelszentrum in der Rub al-Khali gewesen sein.«
    »Das muss nicht heißen, dass es Irem tatsächlich gegeben hat«, warf unser Gast ein. »Sicher wisst ihr, dass Irem in den Märchen aus Tausendundeiner Nacht erwähnt wird, nicht gerade eine glaubwürdige Quelle.«
    »Es gibt Beweise«, widersprach ich. »Im Jahr 1964 begannen italienische Archäologen mit Ausgrabungen im Norden Syriens. Aufgrund ihrer Funde konnten sie die Ruinen, auf die sie stießen, als Ebla identifizieren. Ebla war vor über 4000 Jahren ein wichtiges Handelszentrum. Die Forscher entdeckten über 20.000 Keilschrifttafeln, auf denen die Handelsbeziehungen von Ebla verzeichnet waren. Daraus geht hervor, dass es einen regen Handel zwischen Ebla und einer Stadt namens Iram oder Irem gegeben hat.«
    »Also existierte Irem wirklich«, ergänzte Larissa. »Außerdem wurden vor einigen Jahren in Shisr in Oman Ruinen entdeckt, von denen die Forscher annehmen, dass es sich dabei um Irem handelt.«
    Der Bibliothekar nickte. »Gute Arbeit«, lobte er wohlwollend. »Wir sind auf Überlieferungen gestoßen, nach denen die Bewohner von Irem gegen Wesen aus der Stadt ohne Namen gekämpft haben, die aus dem Erdinneren gekommen waren. Das Äußere dieser Geschöpfe muss ausgesprochen furchteinflößend gewesen sein. Sie waren von Schuppen bedeckt und verfügten über Tentakel an den unmöglichsten Körperstellen. Daher stammt die Bezeichnung ›Würmer‹, obwohl ich nicht glaube, dass es sich bei ihnen um Würmer im Wortsinn gehandelt hat. Der Kult der Wurmzauberer hat seinen Ursprung in der Erscheinung dieser Wesen. Die Wurmzauberer gaben vor, diese Kreaturen heraufbeschwören und beherrschen zu können. Das war allerdings lange nach der Zerstörung Irems.«
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
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