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0290 - Verhext, verflucht, getötet

0290 - Verhext, verflucht, getötet

Titel: 0290 - Verhext, verflucht, getötet
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Verstärkung setzte Magie ein! Das Zauberschwert… Konnte sie es überhaupt in ihre Hände bekommen? Sie wollte es irgendwie versuchen…
    Vorläufig aber mußte sie versuchen, selbst mit heiler Haut davonzukommen. Der Große würde sie bald aufspüren und zu vernichten trachten. Sie vermutete es nicht, sie wußte es einfach.
    Sie mußte ihre Kräfte erneuern.
    Ein Blutopfer.
    Sie traute sich nicht zu, im derzeitigen Stadium einen Menschen zu überwältigen. Körperlich war sie nicht sonderlich kräftig, und eine Auseinandersetzung mit Magie schied mangels Energien derzeit aus. Also mußte ein Tier herhalten.
    Im Laufe ihres langen Lebens, ein Vierteljahrtausend lang, hatte sie gelernt, geduldig zu sein, und sie hatte nicht vergessen, eins mit der Natur zu werden. Die neu heranwachsenden Menschengenerationen verließen sich nur noch auf die Technik, nicht auf die Fähigkeiten, die die Natur ihnen mitgab. Jene verkümmerten einfach, weil sie nicht mehr benutzt wurden. Wer konnte heutzutage noch auf Anhieb gut hundert Vogelstimmen eindeutig erkennen und unterscheiden?
    Aber sie fing keinen Vogel. Das war ihr zu mühsam. Sie erwischte einen großen Feldhasen, den sie mit einem schnellen Genickschlag tötete. Dann begann sie mit den Vorbereitungen für ihre Krafterneuerung.
    Sie zeichnete die alten Symbole in den Ackerboden, auf dem sie kauerte. Dann öffnete sie die Adern des Tieres und ließ das Blut ausströmen, verteilte es nach den alten Vorschriften und formte aus den schmalen roten Rinnen weitere Zeichen. Schon spürte sie die Kraft, die sich daraus bildete, sich ansammelte, aufstaute. Nicht soviel wie bei einem Menschen. Aber es würde reichen, zumindest grundsätzliche Kräfte zu schöpfen.
    Sie bewegte ihre Finger. Ein dünner Funke sprühte auf, tanzte durch die Luft und berührte das Blut des Feldhasen. Es begann zu brennen.
    Kein Rauch stieg auf, als Flämmchen über die Rinnsale tanzten. Das Blut wurde von magischem Feuer verzehrt, das sich jetzt selbst verstärkte. Und Lilian Thorn nahm die freiwerdenden Kräfte in sich auf, atmete sie ein, sog sie in sich hinein. Kraft durchpulste sie. Nicht viel, aber es reichte aus.
    Als die letzte Flamme verloschen war, sank die Sonne auf den Horizont. Im Osten schob sich die Dunkelheit der Nacht heran. Das war gut. Die Nacht war die Domäne der Schwarzen Magie.
    Aber auch die des fremden Großen! erkannte sie bestürzt.
    Sie richtete sich auf. In der Ferne erkannte sie die Silhouette Londons. In der entgegengesetzten Richtung ein kleines Dorf. Sie überlegte. Weitere Kraft erhielt sie, wenn sie jetzt zuschlug, die Lebensenergie eines Menschen in sich aufnahm…
    Dann würde sie wieder stark sein!
    Das Dorf bot sich an. Es lag scheinbar näher.
    Sie nahm den Besen wieder auf, um die Distanz fliegend zu überbrücken.
    Im Grunde hätte es kein Besen zu sein brauchen. Das Holz allein reichte schon aus. Es besaß eine bestimmte innere Spannung, die mit der Hexenmagie harmonierte, gewissermaßen wie ein Katalysator wirkte und ihr das Fliegen ermöglichte. Ein armlanger Stab oder ein kleines Brett hätte gereicht. Aber sie hatte es damals reizvoll gefunden, die Vorstellungen der anderen Menschen nachzuvollziehen. In deren Gedankenwelt ritten Hexen auf Besen, und… Nun ja, so hatte sie sich ihren Flugbesen zurechtgemacht. Inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt.
    Gerade wollte sie abfliegen, als sie verharrte. Sie sah zwischen sich und der Stadt auf dem freien Gelände einen Menschen.
    Ein Opfer…?
    Oder ein Jäger…?
    ***
    Eysenbeiß hatte nicht lange suchen müssen. Sein Abtasten der Zukunft hatte ihm gezeigt, an welcher Stelle er die Hexe zu einem bestimmten Zeitpunkt finden konnte. Und er brauchte sich nun nur dorthin zu begeben.
    Das tat er. Er hatte Zeit. Das Gehen hatte ihn noch nie sonderlich angestrengt, und während er zügig ausschritt, hatte er Gelegenheit, sich einen Plan zurechtzulegen. Warum sollte er nicht drei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Die Große, die eine Hexe war. Zamorra und Ted Ewigk!
    Schließlich sah er die Hexe vor sich. Sie war mit einem magischen Ritual befaßt. Worum es dabei ging, wußte er nicht. Er machte sich auch nicht die Mühe, es in Erfahrung zu bringen. Er lächelte kalt, öffnete die flache Aktentasche und kleidete sich um. Als Großer in Kutte und Silbermaske, den Prydo in der Hand, stand er bereit, es mit der Hexe aufzunehmen.
    Diesmal hatte sie keinen Heimvorteil. Diesmal würde sie ihn nicht überwinden können. Statt
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