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029 - Die neue Macht

029 - Die neue Macht

Titel: 029 - Die neue Macht
Autoren: Claudia Kern
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bemerkte mit einem mulmigen Gefühl, dass einige von ihnen bewaffnet waren.
    Vorsichtig zog er sich zurück. Vor ihm schob sich der Kopf der alten Frau aus dem Loch. Sie sprang wie verrückt auf und ab, zeigte auf Matt und schrie: »Das ist er! Er wollte uns umbringen!«
    Na vielen Dank, dachte Matt und rannte los. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass nur ein paar der vermummten Gestalten ihm folgten. Die anderen blieben nach wenigen Metern stehen und begannen untereinander zu diskutierten.
    Matt lief weiter. Das Gebrüll seiner Verfolger sorgte dafür, dass um sie herum der Schnee aufbrach und weitere Vermummte aus ihren Behausungen kletterten. Sie hatten anscheinend keine Ahnung, was der Lärm bedeutete, gingen den wild gestikulierenden Männern jedoch neugierig nach. Der ganze Park schien voll von ihnen zu sein und Matt fragte sich unwillkürlich, warum sie hier in Erdlöchern hausten, wenn die Stadt keinen Steinwurf weit entfernt war.
    Den Grund erfuhr er, als er eine besonders hohe Schneeverwehung passierte und dahinter einen weiteren Teil der Stadtmauer entdeckte. Dieser Steinwall war wesentlich niedriger, nur rund zwei Meter hoch, und schien noch im Bau zu sein. Angespitzte hölzerne Palisaden verliehen ihm ein bedrohliches Aussehen. In der Mitte des Walls befand sich ein vergittertes Tor, hinter dem einige Soldaten standen. Der Schein eines Lagerfeuers warf flackernde Schatten über ihre Gesichter.
    Matt sah sich nach seinen Verfolgern um, als er auf das Tor zu ging, aber die blieben zurück. Dafür traten zwei Soldaten aus den Schatten hinter dem Gitter und blickten ihm entgegen. Sie trugen lange Lanzen in den Händen.
    »Bleib stehen!«, rief einer von ihnen. »Eidie!« Eidie?
    Matt wusste nicht, was das sein sollte. Er zuckte verständnislos mit den Schultern. Der Soldat seufzte, schob den Ärmel seiner Uniform hoch und hob den Arm.
    Matt trat näher heran und sah eine schmale Narbe an der Innenseite seines Unterarms. Darunter schimmerte etwas metallen.
    »Eidie«, wiederholte der Soldat ungeduldig. Natürlich, dachte Matt. ID. Die Abkürzung für Identification. Er will meinen Ausweis sehen.
    Es überraschte ihn nicht wirklich, dass in einer mittelalterlich wirkenden Stadt Implantate als Ausweise verwendet wurden. Im Gegenteil bestätigte es seine Hoffnung, dass es in Washington eine Techno-Community gab.
    »Ich besitze keine Eidie«, gestand er, »aber ich habe wichtige Informationen für die, von denen ihr die Eidies bekommt.«
    Er sprach lauter als nötig in der Hoffnung, dass sich unter den Menschen am Lagerfeuer ein Techno befand, der seine Worte hörte. »Sag ihnen, es geht um die Bunker in Euree.«
    Der Soldat nickte gleichgültig. »Okee, sag ich ihnen. Geh du einfach zurück in den Pomaapa, kriech in dein Loch und warte ab. Die melden sich schon bei dir.«
    Matt entging nicht, dass der zweite Soldat sich nur mühsam das Lachen verbiss. Trotzdem sprach er weiter. »Ich glaube nicht, dass du verstehst, wovon ich rede. Vielleicht solltest du besser deinen Vorgesetzten holen.«
    Die beiden Uniformierten sahen sich an. Das Grinsen verschwand von ihren Gesichtern und wich einem drohenden Ausdruck.
    »Das reicht jetzt«, sagte der erste Soldat. »Wir hatten alle unseren Spaß, also verschwinde.«
    »Tut mir Leid. Ich muss darauf -«
    Der Stoß kam so schnell, dass Matt ihn nur als flirrende Bewegung wahrnahm. Im nächsten Moment krümmte er sich bereits stöhnend im Schnee zusammen.
    Die Menschen, die ihn eben noch verfolgt hatten, wurden unruhig.
    Anscheinend weckte die Reaktion der Soldaten ein
    »Wir-gegen-sie-Gefühl« und ließ sie ihre ursprüngliche Wut vergessen.
    Der heiße Schmerz in seinem Magen verging langsam. Matt kam unsicher auf die Beine und schüttelte die Benommenheit ab. Der Soldat, der mit dem stumpfen Ende seiner Lanze zugestoßen hatte, drehte die Waffe in den Händen und richtete die Metallspitze durch das Gitter auf ihn.
    »Wenn du die andere Seite auch noch kennen lernen willst, dann geh uns ruhig weiter auf die Nerven.«
    »Schon gut…« Matt wich ein paar Schritte zurück und blieb ratlos stehen. Auch sein zweiter Versuch, in die Stadt zu gelangen, war gescheitert. Er dachte an die Händler, die er am Morgen auf der Brücke gesehen hatte. Vielleicht konnte er einen von ihnen überreden, ihn mitzunehmen oder zwischen den Waren durch das Stadttor zu schmuggeln. Aber wie? Er hatte keine Zahlungsmittel, 'kannte niemanden. Die einzigen möglichen Verbündeten waren die
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