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029 - Die neue Macht

029 - Die neue Macht

Titel: 029 - Die neue Macht
Autoren: Claudia Kern
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stürzte Matthew aus der Lokomotive. Er rollte sich auf dem Boden ab und legte die Hände über den Kopf, als müsse er sich vor fallenden Trümmern schützen.
    Dabei war nichts zu sehen.
    Malcolm war von seinem plötzlichen Auftauchen so überrascht, dass er zuerst gar nicht reagierte. Erst als Matthew taumelnd auf die Beine kam, riss er die Waffe hoch.
    Dayna handelte ohne nachzudenken. Sie warf sich auf Malcolm, schleuderte ihn gegen den Zug und verlor selbst das Gleichgewicht.
    Ein Schuss löste sich. Die Kugel schlug neben Matthew in den Boden. Betonstücke flogen durch die Luft. Er sah sie verstört an, schien nicht zu wissen, was geschah.
    »Lauf!«, schrie Dayna. »Er hat eine Waffe!« Malcolm trat nach ihr, traf jedoch nicht. Er legte die Pistole an.
    Matthew drehte sich um. Mit einem Satz sprang er auf die Schienen und stolperte in den Tunnel. Es knallte zweimal, aber Dayna sah erleichtert, dass er weiterlief.
    Malcolm sackte in die Knie. »Du hast alles zerstört«, flüsterte er so leise, dass die Agentin ihn kaum verstehen konnte. »Alles hast du mir genommen. Alles…«
    Die Waffe in seiner Hand zitterte, als er sie auf Dayna richtete. Tränen glitzerten in seinen Augen.
    Sie rutschte zurück, hörte hinter sich das Poltern schwerer Stiefel und dann eine knarrende Stimme:
    »Die Waffe weg!«
    Die nächsten Sekunden geschahen wie in Zeitlupe. Malcolms Gesicht wurde weiß und verzerrte sich. Quälend langsam krümmte sich sein Zeigefinger um den Abzug. Dayna wollte die Augen schließen, aber sie war wie gelähmt, konnte nichts tun außer in die Mündung zu starren, die wie ein riesiges schwarzes Loch mehr und mehr von ihrem Gesichtsfeld einnahm.
    Sie zuckte noch nicht einmal zusammen, als sie den Schuss hörte.
    Das kleine runde Loch in Malcolms Stirn sah aus wie gemalt. Sein Gesicht nahm einen überraschten Ausdruck an und entspannte sich. Ein einzelner Blutstropfen löste sich aus dem Loch und rann nach unten.
    Dann fiel Malcolm langsam nach vorne und schlug auf den Boden. Dayna wandte den Blick ab, als sie die graurote Masse am Zugfenster sah.
    »Alles in Ordnung?«
    Sie sah auf und ließ sich von General Crow auf die Beine helfen. Aus dem Lauf seiner Pistole schlängelte sich ein dünner Rauchfaden.
    »Ja, Sir. Mir ist nichts passiert.«
    »Ist Drax im Tunnel?«
    Dayna wünschte sich, er würde ihr Zeit lassen, um sich zu sammeln. Sie nickte. »Ja, aber er ist nicht der Mörder.«
    Crow ließ sie los und verteilte seine Männer mit ein paar Handbewegungen in der Halle. »Ihr sichert hier alles. Ich bin gleich wieder da.« Er sprang auf die Schienen und lief mit gezückter Waffe auf den Tunnel zu.
    »Sir!«, rief Dayna ihm hinterher. »Er hat niemanden umgebracht! Ich kann es beweisen! Malcolm ist der Mörder!«
    Crow drehte sich nicht um und verschwand in der Dunkelheit.
    Matt wusste nicht, wo er war. Immer wieder stolperte er, fiel und stand auf. Er lief, obwohl er nicht sagen konnte, warum.
    Das Heulen des Sturms wurde zum Brüllen eines Dinosauriers, zum Donnern eines startenden Flugzeugs.
    Unter seinen Stiefeln knirschten Steine - oder waren es Knochen oder vielleicht auch nur der Sand auf den Planken eines Schiffs?
    Alles ging ineinander über. Die Wände des dunklen Tunnels, in denen sich Schatten verbargen, die Gestalt annehmen konnten, um nach ihm zu greifen. Der Wind, der an seinen Kleidern riss und mal kalt wie Eis und dann heiß wie Feuer war.
    Die Welt verschwamm in einem Chaos und Bildern, Tönen, Gerüchen und Schmerz. Sie war so schwarz wie die Nacht, die ihn umgab, und so hell wie das blendend weiße Licht an ihrem Ende.
    Blendend weiß war auch das Auge des Ungeheuers. Sein Brüllen so laut, dass es den Geist durchdrang, und sein Atem so mächtig wie der Sturm.
    »Hör auf!«, schrie Matt ihm entgegen. »Ich kann nicht denken!«
    Nichts war wirklich in dieser Welt, weder der Schmerz noch das Auge des Ungeheuers. Mit jedem taumelnden Schritt wurde es größer, heller, bis Matt hineinzustürzen und sich darin zu verlieren glaubte.
    »Nichts ist real«, murmelte er und blieb stehen.
    »Alles ist nur ein Traum… ein Traum in einem Traum…«
    Er breitete die Arme aus, um das Ungeheuer willkommen zu heißen.
    »Drax!«, brüllte Crow und beschleunigte seinen Lauf.
    Er konnte das Bild nicht glauben, das sich ihm bot. Der Mann, den er verfolgte, stand mit ausgebreiteten Armen auf den Schienen, während der Zug aus Washington auf ihn zu raste. Offensichtlich wollte er sich das Leben
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