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029 - Die neue Macht

029 - Die neue Macht

Titel: 029 - Die neue Macht
Autoren: Claudia Kern
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Schreibtisch in Deckung gegangen war, sehen. Ein klares Schussfeld hatte er jedoch nicht.
    »Corporal«, unterbrach die WCA-Agentin seine Gedanken. »Der Gefangene hinter mir ist bewaffnet und äußerst gefährlich. Wenn Sie kein Blutbad wollen, sollten Sie Ihre Waffe ablegen.«
    »Schon gut«, murmelte Whalen und legte die Pistole auf den Boden. Dann folgte er Hammersmith ins Innere des Zellentrakts. Hinter ihnen schloss sich die Tür.
    Whalen spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Zwischen ihm und dem Tod stand nichts außer dem gekrümmten Zeigefinger eines Wahnsinnigen.
    »Mach keinen Scheiß«, sagte er rau.
    Drax stand auf und zeigte mit der Waffe auf seine Zelle. Whalen war beinahe froh, als sich die Gittertür hinter ihm schloss und er die Schlüssel der Handschellen nach draußen reichen musste.
    Man sperrte niemanden ein, den man töten wollte. Stumm beobachteten die beiden Soldaten, wie der Gefangene seine Waffe auf die Agentin richtete und mit ihr durch die Tür verschwand.
    Erst dann drehte sich Whalen zu Hammersmith um.
    »Wetten, dass ich dafür eins auf den Deckel kriege?« Matt gab Dayna ihre Waffe zurück, als sie draußen im Korridor standen, und betrachtete einen Moment lang die Wände.
    »Was ist mit Überwachungskameras?«
    Die Agentin schüttelte den Kopf. »Unsere Verfassung verbietet es, die eigenen Bürger zu beobachten. Im ganzen Komplex gibt es keine Kameras. Allerdings hilft uns das nur, bis jemand die Wärter entdeckt.«
    Die Implantate, dachte Matt. Damit können sie uns überall finden.
    »Gibt es eine Möglichkeit, die Implantate loszuwerden?,« fragte er.
    »Ja, aber nur mit einem speziellen Instrument, das die Widerhaken, mit denen es sich am Knochen festsetzt, löst. Ich kann eins davon aus der Krankenstation mitbringen.«
    »Okay.«
    Obwohl sie den Plan gemeinsam beschlossen hatten, nachdem beiden klar geworden war, mit welchen Mitteln Malcolm den Mord begangen hatte, war Matt nicht glücklich über die Aufteilung. Während Dayna in der Krankenstation nach Beweisen suchte, sollte er sich am Bahnhof verstecken, um notfalls an die Oberfläche zu fliehen, wenn ein Alarm ausgelöst wurde. Damit war er praktisch zur Untätigkeit verdammt.
    Wären nur die Kopfschmerzen weniger stark und die Halluzinationen - die sich im Moment auf einige Schleimbahnen an der Wand beschränkten - weniger gefährlich gewesen, hätte er dagegen protestiert. So aber sah er ein, dass es das einzig Vernünftige war, wenn er sich versteckte.
    Sie hatten sogar kürz darüber nachgedacht, den offiziellen Weg zu gehen und dem Präsidenten alles zu erzählen, aber in der aufgeheizten politischen Stimmung war das zu gewagt.
    Wenn Dayna Recht hatte, gab es eine ganze Reihe von Leuten, die ein Interesse daran hatten, Matt als Mörder darzustellen - nicht zuletzt General Arthur Crow.
    Als Chef der Marines und der WCA wäre es für ihn ein Leichtes gewesen, Beweise, die ihm nicht passten, verschwinden zu lassen.
    Es war ungefährlicher, die Beweise selbst sicherzustellen und dem Präsidenten zu übergeben. Zumindest hoffte Matt, dass er Dayna so weit vertrauen konnte.
    »Findest du den Weg zum Bahnhof?«, unterbrach sie seine Überlegungen.
    Matt nickte. »Von hier aus ist es einfach.«
    Er wünschte Dayna Glück und trennte sich von ihr. Nach einer Weile hörte er nur das Hallen seiner eigenen Schritte. Es verwunderte ihn immer noch, wie wenige Menschen er seit seiner Ankunft in dem Komplex gesehen hatte. War der Bunker wirklich so dünn besiedelt, oder gab es noch eine weitere Ebene, von der er nichts wusste?
    M att erinnerte sich an Daynas Bemerkung, es sei nur wenig Wohnraum vorhanden, und doch passierte er eine nicht enden wollenden Reihe von Türen, durch die jedoch niemand trat. Auf der einen Seite war Matt froh, keinem Menschen zu begegnen, auf der anderen irritierte ihn diese Leere.
    Wieso waren ihm bisher nur Techniker, Ärzte und Soldaten begegnet? Wo waren die Zivilisten, wo die Kinder? Das Schulbuch, das Dayna ihm gegeben hatte, war laut Impressum vor über achtzig Jahren gedruckt worden. Warum hatte sie ihm keins gegeben, das aus diesem Jahrhundert stammte? Gab es vielleicht keins?
    Ihm kam ein bizarrer Gedanke. Was, wenn dieser ganze Bunker eine Täuschung war und es keine wirkliche Techno-Community mehr gab? War es möglich, dass die letzten Technos Androiden konstruiert hatten, um ihre Zivilisation aufrecht zu erhalten? Er dachte an das Serum, aber auch das war kein Argument gegen seine
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