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029 - Die neue Macht

029 - Die neue Macht

Titel: 029 - Die neue Macht
Autoren: Claudia Kern
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genommen hat. Wie es aussieht, stimmt meine Vermutung.«
    Dayna antwortete nicht, sondern beobachtete, wie Malcolm um sie herum ging. Sie wartete auf ihre Chance, hoffte, er würde sich von etwas ablenken lassen und ihr die Gelegenheit zum Angriff geben.
    Aber er behielt sie weiter im Blick, selbst als er die Wand erreichte, an der die Bilder hingen, und mit den Fingern darüber strich.
    »War es nicht ein schöner Tag?«, fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten. »Der Wind war überhaupt nicht kalt. Die Sonne glitzerte auf dem Fluss und du warst… so schön…«
    Er seufzte leise.
    »Warum hast du das getan?!«, schrie er unvermittelt. »Du kleine Schlampe! Wegen dir habe ich gemordet! Verstehst du das?! Nur wegen dir…!« Er schluchzte, schüttelte den Kopf und wischte sich die Tränen von den Wangen.
    »Du brauchst Hilfe«, sagte Dayna sanft.
    Malcolm sah auf und grinste, als sei sein Ausbruch nichts weiter als ein Scherz gewesen, auf den sie hereingefallen war.
    »Ach, was soll's.«
    Er lächelte und hieb ihr den Waffenlauf so heftig in den Rücken, dass sie stöhnend zu Boden ging.
    »Lassen wir die Vergangenheit ruhen. Wie heißt noch gleich dieses alte Sprichwort?«
    Malcolm zog Dayna hoch und versetzte ihr einen Stoß. Sie taumelte, behielt aber das Gleichgewicht.
    »Richtig«, rief er und schnippte mit den Fingern.
    »Lebe jeden Tag so, als sei es dein letzter. Ich hoffe, du hast diesen Rat beherzigt, denn für dich und deinen Euro-Barbaren ist es heute so weit.«
    Malcolm presste die Hand vor seinen Mund und kicherte.
    ***
    Harold schien in Gedanken versunken. Seine Schultern waren nach vorne geneigt und seine Blicke hafteten am Boden.
    Sieh bloß nicht hoch, dachte Matt, als könnte er den Techno auf diese Weise hypnotisieren.
    Es war zu spät, um ihm auszuweichen. Die Wand, an der Matt entlang ging, hatte keine Türen. Die lagen auf der anderen Seite, aber er wagte es nicht, den Korridor vor Harold zu durchqueren. Das Risiko, vor einer verschlossenen Tür zu landen und damit Aufmerksamkeit zu erregen, wollte er nicht eingehen.
    Die Mikrofone, die von den Soldaten und Agenten verwendet wurden, waren zu klein, um sie auf diese Entfernung zu sehen, aber Matt ging davon aus, dass Harold eins trug. Wenn er Alarm gab, war die Flucht aus dem Gefängnis beendet, bevor sie richtig begonnen hatte.
    Matt bemühte sich möglichst gleichmäßig zu gehen, um den Techno nicht durch eine unbedachte Bewegung aus seinen Gedanken zu reißen. Schritt für Schritt gingen sie aufeinander zu, und Matt musste unwillkürlich an ein Duell denken.
    Im gleichen Moment trat Harold zur Seite. Matt stutzte.
    Der Techno kam jetzt direkt auf ihn zu, aber sein Blick war immer noch gesenkt, so als bekäme er kaum etwas von seiner Umgebung mit.
    Langsam wich Matt aus, doch Harold machte die Bewegung mit wie ein bizarres Spiegelbild. Er blockierte den Weg und legte es anscheinend auf einen Zusammenstoß an.
    Was sollte das?
    Matt konnte sich nicht vorstellen, dass Harold ihn erkannt hatte und ihn des halb zu diesem merkwürdigen Spiel zwang. So etwas passte nicht zu einem Paragrafenreiter wie ihm. Er hatte Harold jetzt fast erreicht. Der machte immer noch jeden seiner Schritte mit.
    Dann prallten sie auch schon zusammen - und der Techno verschwand.
    Matt drehte sich verwirrt um. Der Korridor lag leer hinter ihm. Es war kein Mensch zu sehen.
    Eine Halluzination, dachte er. Nicht schon wieder… Ein Teil von ihm fragte sich, ob alles, was er in den Bunkern erlebte, eine Illusion war. Vielleicht lag er irgendwo zwischen Philadelphia und Washington erfrierend im Schnee und träumte nur davon, den Regierungsbunker erreicht zu haben. Er legte eine Hand auf die Wand, aber auch die beruhigende Kälte des Betons ließ das Gefühl nicht vergehen.
    Matt schüttelte den Kopf. Wenn er diesen Gedanken weiter verfolgte, war der Wahnsinn nicht mehr weit. Er musste davon ausgehen, dass zumindest der Bunker und die Menschen, die er hier getroffen hatte, real waren. Hymes, Dayna, Crow und die anderen konnten einfach nicht seiner Phantasie entsprungen sein. Dafür waren sie zu plastisch.
    So wie Smythe in der Zelle, sagte die kleine zweifelnde Stimme in seinem Kopf.
    Matt ignorierte sie.
    Er hatte das Ende des Korridors erreicht und betrat die Bahnhofshalle. An einer Seite stapelten sich Kisten, die der Aufschrift nach Maschinenteile enthielten. Große durchsichtige Kanister mit destilliertem Wasser standen davor.
    Matt ging hinter ihnen in Deckung, als er
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