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029 - Die neue Macht

029 - Die neue Macht

Titel: 029 - Die neue Macht
Autoren: Claudia Kern
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Dunkelheit kehrte Matt an das Ufer des Potomac zurück. Früher hatte sich Washington weit über beide Seiten der Flussgabelung erstreckt, aber das heutige Waashton hielt sich innerhalb dieser natürlichen Grenzen. Es gab nur eine einzige Brücke über den Fluss, und die endete in dem geschlossenen Stadttor.
    Matt fluchte leise, als er die hell erleuchteten Mauern der Stadt sah.
    In den überdachten Rundgängen brannten Fackeln. Soldaten patrouillierten mit Speeren und Armbrüsten zwischen ihnen. Sie wirkten nicht so, als würden sie sich von einem einzelnen Mann überrumpeln lassen.
    Geduckt lief Matt weiter am Ufer entlang. Von dieser Seite des Flusses aus konnte er nicht erkennen, ob es irgendwo verborgene Türen in den Mauern gab.
    »Psst«, unterbrach ein Laut seine Gedanken.
    Matt zuckte zusammen und drehte sich um. Zwischen den Schneeverwehungen hockte ein kleiner bärtiger Mann, der ihm zuwinkte und sich dabei hektisch umsah. »Was willst du?«, fragte Matt und ging einen Schritt auf den Unbekannten zu. Der grinste.
    »Die Frage ist, was du willst. Wenn du Einlass in die Stadt begehrst, kann ich dir helfen. Wenn du nur die Nachtluft genießt, geh ruhig weiter.«
    »Du kannst mich in die Stadt bringen?« Der Unbekannte nickte. »Für den richtigen Preis bringe ich dich sogar ins Wheiduus.«
    Ein Schlepper, dachte Matt und erinnerte sich an die zwielichtigen Gestalten, die vor langer Zeit in jeder mexikanischen Grenzstadt herumgelungert hatten. Ihre Versprechungen von Reichtum und Glück hatten mehr als einen illegalen Einwanderer das Leben gekostet.
    Washington musste sehr wohlhabend sein, wenn sich hier ein ähnliches Phänomen entwickelt hatte.
    Matt sah zweifelnd zu den Mauern und den patrouillierenden Soldaten. Im Moment war auch er nichts anderes als ein illegaler Einwanderer, der in eine Stadt eindringen wollte, in der er nicht willkommen war. Es widerstrebte ihm zwar, aber die Dienste des Schleppers konnte er gut gebrauchen.
    »Wie viel?«, fragte er.
    »Für dich…« Der Schlepper musterte ihn einen Moment im Mondlicht und hob dann die Schultern.
    »Alles, was du hast.« Matt seufzte und drehte die Taschen seiner Uniformhose nach außen. »Sieht schlecht aus«, sagte er. »Ich bin momentan etwas knapp bei Kasse.«
    »Du hast einen Mantel und ein Schwert«, widersprach der Schlepper.
    Matt schüttelte den Kopf. »Den Mantel behalte ich. Aber du kannst das Schwert haben.«
    Der Schlepper zögerte einen Moment.
    »Okee«, sagte er dann. »Komm mit und mach genau was ich dir sage.«
    Geduckt liefen er und Matt zwischen den Hügeln und Schneeverwehungen hindurch. Ein paar Minuten gingen sie nach Süden, weg vom Fluss, dann machten sie den Bogen zurück.
    »Es ist zu gefährlich am Ufer zu bleiben«, erklärte der Schlepper, der sich geweigert hatte, seinen Namen zu nennen. »Die Soldaten sind wachsam und im hellen Muunlicht wären wir leicht auszumachen.«
    »Warum riegeln sie ihre Stadt so ab?«
    Der Schlepper kratzte sich am Kopf. »Die Bürger von Waashton teilen den Reichtum, den sie besitzen, nicht gerne.« Er pflückte etwas aus seinen Haaren und zerquetschte es mit einem angewiderten Gesichtsausdruck zwischen den Fingern. Matt vergrößerte vorsichtshalber den Abstand zu ihm.
    Sie erreichten das Ufer und gingen hinter einer Schneeverwehung in Deckung. Auf der anderen Seite des Flusses endete die Vorderseite der Stadtmauer in einem Turm und knickte im rechten Winkel nach hinten weg. Davor lag eine lang gezogene schneebedeckte Ebene, die sich in der Dunkelheit verlor. »Der Turm an der Ecke der Mauer ist seit ein paar Tagen unbesetzt«, sagte der Schlepper. »Ein Soldat ist auf der morschen Treppe in den Tod gestürzt. Jetzt wagt sich niemand mehr hinein und ausbessern können sie die Treppe erst, wenn neues Holz aus dem Süden geliefert wird.« Matt betrachtete die Mauer. Der Turm stand ein wenig vor und schuf so einen toten Winkel, der ihn vor den Augen der Soldaten auf der Mauer verbergen würde. Auf diese Weise kam er zumindest bis zur Stadtmauer.
    »Und dann?«, fragte er leise. »Wie kommen wir hinein?«
    »Keine Ahnung.«
    Matt sah ihn irritiert an. »Was?«
    »Keine Ahnung«, wiederholte der Schlepper. »So weit war ich noch nie.«
    »Was soll -«, begann Matt, als er ein Flackern in den Augen des Bärtigen bemerkte. Er drehte sich zur Seite, spürte einen Luftzug und hörte, wie ein Gegenstand dumpf in den Schnee schlug. Aus der Drehung sprang Matt auf und fuhr herum.
    Vor ihm stand ein
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