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029 - Die neue Macht

029 - Die neue Macht

Titel: 029 - Die neue Macht
Autoren: Claudia Kern
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nicht wusste, warum.
    Eine Hand griff nach seinem Arm. Matt fuhr herum, wollte den Griff instinktiv mit einem Schlag sprengen - und blickte in die Augen einer ernst wirkenden dunkelhaarigen Frau.
    »Kommen Sie mit«, sagte sie in lupenreinem Englisch. »Wir müssen uns beeilen.«
    Die gebrüllten Befehle auf den Palisaden machten deutlich, dass sie Recht hatte. Matt nickte und folgte ihr durch die Menge, die sich wie durch Magie vor ihr teilte.
    Wie macht sie das?, fragte er sich - bis er die zuckenden Körper entdeckte, die sich auf dem Boden krümmten. Offenbar benutzte sie eine Art Elektroschocker, um den Weg frei zu räumen.
    »Equalizer zwei an Control«, sagte sie in diesem Moment, »Objekt gesichert. Bewege mich nach 7.3/4. Halten Sie sich bereit, Control. Over.«
    Matt konnte die Antwort nicht verstehen und nahm an, dass sie über einen versteckten Kopfhörer erfolgte. Er sah sich nach den Vermummten um, aber sie waren nicht zu sehen. Dafür fiel ihm auf, dass die Soldaten ihre langen Armbrüste wie Gewehre gegen die Schultern stemmten.
    »Runter!«, schrie Matt und versetzte der Frau einen Stoß, der sie zu Boden warf. Er ließ sich fallen und hoffte inständig, dass sie den Elektroschocker nicht im Reflex gegen ihn einsetzte.
    Sie tat es nicht, schützte nur ihren Kopf mit den Armen, als ein Hagel von Pfeilen über den Menschen niederging. Aus Wut wurde Panik. Wie eine Herde Tiere drehte sich die Menge und stürmte von der Mauer weg.
    Matt kam gerade noch rechtzeitig auf die Beine, um nicht niedergetrampelt zu werden. Auch die Frau hatte es geschafft. Sie stach mit dem Elektroschocker, einem kleinen schwarzen Kasten, wild in die Menge, ohne viel auszurichten.
    »Da lang!«, rief sie und zeigte auf die Mauer. Sie war weniger als zehn Meter entfernt, aber in dieser Situation kaum zu erreichen. Matt wurde mehrmals beinahe von den Füßen gerissen, als er sich gemeinsam mit der Frau vorkämpfte. Eine Welle von Körpern wogte ihm entgegen, wollte ihn mitreißen. In den Gesichtern stand Panik; die Schreie waren ohrenbetäubend. Er wurde von Stößen und Schlägen getroffen, stolperte über am Boden liegende Menschen und schaffte es doch irgendwie, auf den Beinen zu bleiben.
    Dann endlich hatten Matt und die Frau die Mauer erreicht. Schwer atmend lehnte er sich gegen die kühlen Steine, während die Frau etwas in ihr nicht sichtbares Mikrofon sagte. Ihnen bot sich ein Bild des Grauens. Tote und Verwundete lagen im aufgewühlten blutigen Schnee. In einigen steckten Pfeile, aber die meisten waren tot getrampelt worden. Die Menge hatte sich zerstreut. Nur einige Gruppen standen noch außerhalb der Reichweite der Pfeile und brüllten den Soldaten Verwünschungen entgegen.
    Neben Matt knirschte es. Überrascht sah er, wie zwei der großen Steinquader im Boden versanken. Die Frau duckte sich unter dem verbliebenen Teil der Mauer hindurch. Matt folgte ihr. Die Mauer schloss sich hinter ihm.
    Auf dieser Seite der Begrenzung herrschte militärische Ordnung. Die Armbrustschützen kletterten gerade von ihren Leitern und nahmen vor ihrem Vorgesetzten Aufstellung. Ein paar Uniformierte sahen zu Matt und der Frau herüber, machten jedoch nicht den Versuch sie aufzuhalten.
    Die Frau ignorierte ihre Blicke und führte Matt an einigen flachen Holzhäusern vorbei zu einer breiten Straße.
    ***
    »Mein Name ist Dayna«, sagte sie, als sie die letzten Soldaten hinter sich gelassen hatten. »Ich arbeite für die WCA, die World Council Agency.«
    »Commander Matthew Drax«, stellte Matt sich zum ersten Mal seit langem wieder mit seinem richtigen Namen vor. »US Air Force.«
    Dayna runzelte die Stirn, als könne sie nichts mit der Bezeichnung anfangen. Matt beschäftigte sich hingegen mit dem Begriff World Council. Wenn die Technos, die er zu sehen erwartete, sich wirklich den Namen Weltrat gegeben hatten, waren sie entweder sehr großspurig oder sehr mächtig. Matt kannte die Schwächen seines Volkes ebenso gut wie die meisten Amerikaner und tippte auf ersteres.
    »Wo gehen wir hin?«, fragte er.
    »Dorthin«, antwortete Dayna und deutete voraus. Matts Augen weiteten sich, als er das Gebäude sah, das zwischen den schneebedeckten Häusern stand und von zahlreichen Lampen erhellt wurde.
    Das Weiße Haus.
    Es war ein Nachbau, das erkannte Matt, als er näher herankam. Das zweistöckige Gebäude bestand aus steinernen Säulen und weiß gestrichenem Holz und war wesentlich kleiner als das ursprüngliche Weiße Haus. Vielleicht war das
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