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029 - Die neue Macht

029 - Die neue Macht

Titel: 029 - Die neue Macht
Autoren: Claudia Kern
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ignorierte seinen Tonfall und trat in einen Nebenraum, um sich selbst dekontaminieren zu lassen. Ihre Gedanken kreisten um Matthew Drax, den sie belogen hatte.
    »Sie haben gelogen!« Matt schob wütend den Ärmel seiner frisch gesäuberten Uniform nach oben. Unter der Haut seines Unterarms schimmerte etwas bläulichmetallen. »Das ist ja wohl kaum Teil einer medizinischen Untersuchung. Was soll das?«
    Dayna betrachtete einen kleinen Monitor, auf dem das Ergebnis der Untersuchung aufgeschlüsselt war. Sie hatte sich umgezogen und trug jetzt eine graue Uniform.
    »Der Chip übermittelt nur Ihren Standort«, antwortete sie abwesend. »Ein Computer überprüft dann, ob Sie berechtigt sind, sich dort aufzuhalten. Mit Ihrem Chip können Sie sich nicht nur frei in Washington bewegen, sondern auch unsere Basis betreten.« Sie stutzte, wechselte abrupt das Thema.
    »Wie sind Sie denn mit radioaktiver Strahlung in Berührung gekommen?«
    Matts Ärger verflog, machte einer dumpfen Sorge Platz. Er dachte an die Atombombe, die von den Bewohnern New Yorks als heiliges Relikt verehrt worden war.
    Er hatte die Zündung nicht verhindern können, hatte jedoch dafür gesorgt, dass die Bombe weit draußen auf dem gefrorenen Meer explodierte
    Wenn er die Augen schloss, sah er noch immer den grellen Blitz der Detonation und spürte den heißen Sturm auf der Haut.
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte er und trat an den Monitor. »Gibt es ein Problem?«
    »Nicht mehr.« Dayna zeigte auf eine erschreckend lange Zahlenkolonne.
    »Das waren Ihre Strahlenwerte vor der Dekontaminierung. Wenn Sie nicht zu uns gekommen wären…«
    Sie ließ den Satz unvollendet. Matt schluckte. Seine Sorge galt nicht den Bürgern New Yorks, denn die waren mittlerweile wohl längst Opfer der Parasiten geworden, sondern seinen Freunden, denen ebenfalls die Flucht aus der dem Untergang geweihten Stadt gelungen war. Sie hatten keine Möglichkeit, sich von der Strahlung zu befreien, würden noch nicht einmal den Grund kennen, wenn sie in einigen Jahren erkrankten.
    Dayna missverstand sein Schweigen.
    »Sie müssen sich keine Sorgen machen. Die Dekontaminierung war erfolgreich. Wir sollten jetzt den Weltrat aufsuchen. Der Präsident wartet bestimmt schon auf Sie.«
    »Ist er hier im Weißen Haus?«, fragte Matt, während sie durch ein Labyrinth aus Korridoren gingen.
    »Nein. Aus Sicherheitsgründen halten sich die Mitglieder des Weltrats in unserer Basis auf. Die Menschen dieser Stadt sind primitiv, und wie Sie gesehen haben, sind Gewaltausbrüche keine Seltenheit. Deshalb bevorzugen wir eine Umgebung, die wir vollständig kontrollieren können.«
    Sicherheit und Kontrolle, dachte Matt und strich mit den Fingerspitzen über den Chip in seinem Arm. Sie scheinen davon besessen zu sein.
    Laut sagte er: »Trägt jeder in Washington einen solchen Chip?«
    Die Agentin nickte. »Jeder, der sich innerhalb der Stadtmauern aufhält. Damit verhindern wir, dass die Waashtoner an Orte gelangen, an denen sie nichts zu suchen haben, und gleichzeitig haben wir stets einen Überblick über die Bevölkerungszahlen. Wenn sie wegen Krankheiten oder Fehlernährung sinken, lassen wir ein paar der Leute in die Stadt, die Sie vor der Mauer gesehen haben. So reduzieren wir auch die Gefahr genetischer Defekte, die durch Inzucht entstehen könnten. Wir implantieren die Chips bereits bei der Geburt. Die Hebammen der Stadt gehören zu uns. Und wer ihnen entgeht, fällt spätestens dann auf, wenn er die Stadt zum ersten Mal verlassen will. Das System bewährt sich seit Jahrhunderten.«
    Sie blieben vor einer Metalltür stehen, die von zwei bleichen kahlköpfigen Soldaten bewacht wurde. Ein Licht blinkte grün. Die Tür öffnete sich zischend und gab den Blick auf eine kleine Fahrstuhlkabine frei. Matt nahm an, dass ihre Chips in diesem kurzen Moment überprüft worden waren.
    Sie traten ein. Die Tür schloss sich und der Aufzug bewegte sich mit einem sanften Ruck nach unten. Es gab keine Knöpfe in der Kabine, keine Möglichkeit, das Ziel der Fahrt zu beeinflussen.
    »Und die Waashtoner ahnen von all dem nichts?«, setzte Matt seine Fragerunde fort. Es wunderte ihn, wie offen Dayna ihm bisher geantwortet hatte, obwohl sie so gut wie nichts über ihn wusste. Ihr Verhalten stand im Gegensatz zu ihren Reden über Sicherheit und Kontrolle.
    »Wir sind wie Geister für sie«, sagte die Agentin.
    »Sie wissen, dass wir da sind, uns unter ihnen aufhalten, aber mehr auch nicht. Niemand ahnt, dass
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