029 - Die neue Macht
auch Professor Dr. Smythe kennen gelernt, seinen späteren wissenschaftlichen Kopiloten. Matthew ergriff die Hand des Präsidenten. »Danke, Sir. Es war eine lange Reise.«
Er setzte sich und betrachtete das Arbeitszimmer des Präsidenten. Natürlich gab es keine Fenster, aber der Raum wurde von mehreren altertümlich wirkenden Stehlampen in ein angenehm weiches Licht getaucht. Bücherregale standen an den Wänden, Teppiche bedeckten den Boden. Das einzige Zugeständnis an die moderne Technik war ein Computermonitor, der am Rand des Schreibtischs stand, als wäre er eine tolerierte, aber unerwünschte Notwendigkeit.
Matt bemerkte, dass der Präsident ihn aufmerksam musterte.
»Sie sehen erschöpft aus, Commander«, sagte der ältere Mann. »Wenn Sie es wünschen, führen wir unser Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt.«
»Mir geht es gut, Sir. Ich bin nur etwas müde.«
Das stimmte nur zum Teil. Seit er in der Wärme des Büros saß, hatte er den Eindruck, sein Kopf sei voller Watte.
Hymes nickte. »Okay. Bevor wir diese Unterhaltung beginnen, sollte ich Ihnen sagen, dass die anderen Mitglieder des Weltrats zugeschaltet sind. Was Sie mir sagen, sagen Sie ihnen.«
Matt fragte sich automatisch, ob sein Gespräch mit Dayna ebenfalls abgehört worden war, schob den Gedanken aber zur Seite.
»Mr. President«, begann er, »ich habe von der Community in London den Auftrag erhalten, die Regierung der Vereinigten Staaten aufzusuchen. König Roger I. möchte mit Ihnen Wissen und Technologie austauschen.«
Hymes runzelte die Stirn. »England… Haben wir nicht mal gegen die Engländer Krieg geführt?«
»Mit Verlaub, Sir, das war vor über siebenhundert Jahren. Danach haben wir häufig gemeinsam mit den Engländern gegen andere Krieg geführt.«
»Wen meinen Sie mit wir, Commander?«
Die Frage kam so unerwartet, dass Matt nicht wusste, was er sagen sollte. Entweder hatte der Präsident ihn mit Absicht in diese Falle geführt oder er hatte sie durch seinen unbedachten Satz selbst ausgelöst.
»Mit wir«, erklärte er wahrheitsgemäß, obwohl er wusste, dass dieses Geständnis die Situation komplizierter gestaltete, »meine ich die Amerikaner.« Hymes lehnte sich in seinem hohen Sessel zurück.
»Etwas Ähnliches habe ich mir gedacht, Commander. Sehen Sie, ich habe Ihre Uniform erkannt und die Flagge darauf. Niemand von uns würde sich als Amerikaner bezeichnen, Sie hingegen schon. Dabei behaupten Sie aus Europa zu kommen. Finden Sie das nicht merkwürdig?«
Matt seufzte. »Vielleicht sollte ich ganz von vorn beginnen«, sagte er. Und begann zu erzählen.
***
Dayna stand vor der Tür ihrer Wohneinheit und fragte sich, ob sie das Unvermeidliche nicht noch länger aufschieben konnte.
Sie hatte Matthew Drax beim Präsidenten abgeliefert und damit ihren Auftrag erfüllt. Das abgeschaltete Mikrofon und der Empfänger steckten in ihrer Uniformtasche, sie war müde und hungrig. Trotzdem sträubte sie sich dagegen, die Einheit zu betreten.
Sie wusste, was sie dort erwartete.
Dayna wollte sich gerade umdrehen, um noch einen Spaziergang durch die Korridore zu unternehmen, als die Tür sich öffnete.
»Baby«, sagte Malcolm mit breitem Grinsen.
»Komm zu Papa.«
Dayna unterdrückte einen Seufzer und ließ sich in die Wohneinheit ziehen.
Wie konnte ich je glauben, dass ich ihn liebe?, fragte sie sich zum wiederholten Mal, als Malcolm die Knöpfe ihrer Uniformjacke zu öffnen begann. Er hatte lange schlanke Finger, war durchtrainiert und gut aussehend. Dayna wusste, dass sie sich hatte blenden lassen und viel zu schnell auf seinen Vorschlag eingegangen war, eine gemeinsame Wohneinheit zu beantragen. Jetzt bereute sie diese Entscheidung.
Sie schob Malcolm genervt zurück. »Tut mir Leid. Ich bin jetzt wirklich nicht in Stimmung.«
Er reagierte genau so, wie sie befürchtet hatte. »Was soll das heißen, nicht in Stimmung?«, sagte er aufbrausend. »Wir haben seit drei Tagen keinen Sex mehr gehabt. Hast du einen anderen? Ist es einer von diesen WCA-Flaschen? Besorgt er's dir besser als ich?!«
Dayna fuhr sich müde mit der Hand über die Augen.
»Du weißt genau, dass das nicht stimmt. Es gibt keinen anderen.« Sie versuchte an seinen gesunden Menschenverstand zu appellieren. »Wenn du einen anstrengenden Tag im OP hattest, bist du ja auch zu müde. Ich hatte eine harte Nacht -«
»Fragt sich nur mit wem!« Malcolms feingliedrige Chirurgenhände zitterten vor Wut. »Es ist Harris, richtig?«, schrie er
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