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029 - Die neue Macht

029 - Die neue Macht

Titel: 029 - Die neue Macht
Autoren: Claudia Kern
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verlassen. Wieso haben Sie dieses Problem nicht?«
    Dayna zögerte, zum einen weil die Information, dass es auf der anderen Seite des Atlantiks eine Zivilisation gab, sie überraschte, zum anderen weil sie nicht wusste, ob sie auf die Frage antworten durfte.
    Harald hätte es ihr sicherlich verboten, aber früher oder später würde der Fremde ohnehin die Wahrheit erfahren. Außerdem holte sie so vielleicht den Vertrauensbonus zurück, den sie durch den Zwischenfall mit dem Implantat verloren hatte.
    »Wir hatten dieses Problem ebenfalls«, antwortete sie und öffnete die obersten Knöpfe ihrer Uniform.
    »Aber wir haben es gelöst.«
    Sie sah, wie Drax' Augen sich weiteten. Der Anblick der durchsichtigen Kanüle, die eine gelbliche Flüssigkeit Tröpfchenweise in ihren Hals pumpte, schien ihn zu schockieren. Dayna zog einen schmalen Plastikbehälter aus der Innentasche ihrer Jacke. Die Kanüle endete darin.
    »Der Behälter enthält ein Serum, das uns immunisiert und das Blut reinigt«, erklärte sie. »Wir verwenden es seit ungefähr dreißig Jahren, um an der Oberfläche zu überleben. Wir müssen ständig damit versorgt werden, deshalb die Kanüle.«
    Sie strich sich durch das dunkle Haar. »Eine Nebenwirkung des Serums löst bei einigen von uns einen verstärkten Haarwuchs und eine veränderte Pigmentierung der Haut aus. Dadurch fallen wir unter den normalen Menschen weniger auf, auch wenn dieses Aussehen für unser Empfinden sehr unästhetisch ist.«
    »Dieses Serum könnte sehr viele Menschen vor dem Tod bewahren«, sagte Matthew. Dayna nickte. »Das hat es bereits.«
    Erst dann bemerkte sie, dass er nicht über ihr Volk, sondern über die Menschen im fernen Europa sprach. Sie kannte das Leben vor dem Serum nur aus den Erzählungen der Älteren und schauderte bei dem Gedanken daran.
    Der Zug bremste ab. Die dunklen Tunnelwände verschwanden und wurden von einem hell erleuchteten Gewölbe abgelöst, das sich kaum von dem unterschied, das sie vor einigen Minuten verlassen hatten.
    Dayna stand auf. »Wir sind da.«
    »Das ist die größte Anlage, die ich bisher gesehen habe«, sagte Matthew sichtlich beeindruckt, als sie durch die offenen Türen traten. »Wie viele Menschen leben hier?«
    Haralds Stimme meldete sich in ihrem Ohr. »Die Frage darf nicht beantwortet werden.« Dayna hob die Schultern. »Ich weiß es nicht genau. Der Präsident kann Ihnen das sicherlich beantworten.«
    Matthew schien sich mit der ausweichenden Erklärung zufrieden zu geben. Schweigend verließen sie die Zugstation und traten in einen der langen Korridore, von denen die Basis sternförmig durchzogen wurde. Ein Transportband befand sich auf der rechten Seite. Dayna wollte Matthew die Benutzung erklären, aber er nickte nur und betrat es ohne Zögern.
    »Die Basis ist wie ein Fünfeck aufgebaut«, sagte die Agentin. Sie rechnete mit Haralds mahnender Stimme, aber die blieb aus. »In der Mitte, an dem Knotenpunkt, wo die fünf Hauptkorridore beginnen, liegt das Capitol. Dort berät der Weltrat seine Entscheidungen. Am Ende der Korridore befinden sich Fahrstühle, durch die im Notfall die Basis in den oberen Teil des Gebäudes evakuiert werden kann.«
    »Wir sind im Pentagon, richtig?«
    Woher weiß er das, wenn er aus Europa kommt?, fragte sich Dayna irritiert. Laut sagte sie: »Das stimmt.«
    Sie verließen das Transportband und betraten einen Nebengang, an dessen Ende zwei Soldaten Wache standen. Porträts hingen an den Wänden.
    »Commander Matthew Drax ist hier«, sagte Dayna zu den Uniformierten. Einer von ihnen öffnete die Tür und führte ihren Begleiter in den dahinter liegenden Raum.
    Dayna blieb zurück und fragte sich, welche Geschichte Matthew wohl zu erzählen hatte.
    ***
    »Willkommen im Pentagon, Commander Drax. Mein Name ist Victor Hymes. Ich bin der Präsident des Weltrats.«
    Der ältere Mann, der sich hinter seinem Schreibtisch erhob und Matt die Hand entgegen streckte, hatte kurze graue Haare und einen sorgsam gestutzten Vollbart. Er trug eine Uniform, auf deren Brusttasche ein Abzeichen prangte, das Matt erst auf den zweiten Blick wiedererkannte. Dann aber rieselte die Erkenntnis wie ein kalter Schauer in sein Bewusstsein.
    Es war das Symbol, unter dem im Jahr 2011 die Beratungen über den Einschlag »Christopher-Floyds« begonnen worden waren: Eine von einem Kometen- Keil zerteilte Erdkugel, jetzt kombiniert mit den Streifen der US-Flagge. Matt hatte an einer der Konferenzen teilgenommen und bei dieser Gelegenheit
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