Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0285 - In den Tiefen von Loch Ness

0285 - In den Tiefen von Loch Ness

Titel: 0285 - In den Tiefen von Loch Ness
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
vergeblich protestierenden Raffael vorbei und kam zielsicher auf Nicole und Zamorra zu. »Da seid ihr also! Der alte Knabe wollte mich nicht zu euch lassen. Ihr kämt von weither und brauchtet etwas Ruhe… Aber so erholt und braungebrannt, wie ihr ausseht…«
    »Jetzt halt aber mal die Luft an, Gryf!« sagte Nicole streng. »Ein artiger Junge klopft an und wünscht dann einen guten Tag.«
    »Nehmt den Willen für die Tat«, sagte Gryf, ließ sich in einen Sessel fallen und nahm Zamorra das Weinglas aus der Hand, um es mit einem Schluck zu leeren. »Was ist das denn? Bier wäre mir lieber…«
    »Nassauer!« hielt Zamorra ihm vor.
    »Nachschenken!« verlangte der Druide. »Schönen Gruß aus Schottland, vom alten Leonardo.«
    Nicole verschluckte sich prompt und bekam einen Hustenanfall. Zamorra spitzte alarmiert die Ohren.
    »Leonardo ist wieder aktiv? In Schottland? Woher willst du das wissen, Gryf?«
    »Er oder seine Skelett-Krieger, das bleibt sich doch gleich. Ich hatte eine unheimliche Begegnung dieser Art.«
    »Erzähl«, verlangte Zamorra.
    »Nachschenken«, beharrte Gryf. »Ich brauch’s. Und danach könntest du deine Biervorräte plündern lassen.«
    »Bier haben wir nicht im Hause, bedaure«, sagte Raffael etwas steif. Er wußte, daß Gryf zu den guten Freunden gehörte, und bediente daher jetzt nach einem kurzen Blick auf Zamorra auch den Druiden. »Sie werden mit dem Wein vorlieb nehmen müssen, Monsieur Gryf. Aber wenn Ihnen die Sorte nicht behagt, ist es durchaus möglich…«
    »Der Gast trinkt, was auf den Tisch kommt«, unterbrach Zamorra. »Du wolltest erzählen, mein lieber Gryf.«
    »Wollte ich das?« Gryf beäugte die rote Flüssigkeit in seinem Glas, dann berührte er sie mit dem Silberstab, murmelte einen Zamorra unverständlichen Zauberspruch, und der rote Wein verwandelte sich zu schäumendem Bier. »Das ist es wohl«, erklärte Gryf und trank.
    Dann schob er den Stab zusammen und verstaute ihn in seiner Jackentasche.
    »Ich war oben am Loch Ness«, sagte er und erzählte von Nessy und dem geistigen Hilferuf. »Und dann wurde ich von Skelett-Kriegern angegriffen. Einen konnte ich ausschalten, vor den beiden anderen mußte ich fliehen. Es ging alles ziemlich schnell.«
    »Und wieso willst du dann wissen, daß sie zu Leonardo de Montagne gehören?«
    »Sie hatten einen typischen Gestank«, behauptete Gryf großspurig. »Glaube mir, sie waren es. Da oben geht eine fürchterliche Schweinerei vor, und irgendwie steckt Nessy, falls sie es ist, bis über die Schwanzspitze drin. Ich hatte mir schon vorher einen Fluchtsprung überlegt, und deshalb kam ich zielbewußt hierher zum Château.«
    »Damit wir dir helfen«, erkannte Zamorra.
    »Damit wir alle Nessy helfen«, verbesserte Gryf. »Seit ich Leonardos Knochenhorde erkannt habe, ahne ich, daß er Nessy irgendwie beeinflußt oder unter Druck zwingt. Wir müssen etwas dagegen tun.«
    Nicole lehnte sich zurück und schlug die langen Beine übereinander. »Eine Falle«, vermutete sie und nippte wieder am Wein.
    »Vielleicht«, räumte Gryf ein.
    »Wir hatten das ja schon mehrfach«, griff Zamorra den Faden auf. »Zuletzt in Grönland, als wir es mit dem Tupilak zu tun hatten. Leonardo legte einen Köder aus, und wir tappten in die Falle.« [1]
    »Vielleicht ist dies eine ähnliche Falle. Nur hat sich Leonardo diesmal zu früh verraten, weil seine Skelett-Krieger dich angriffen. Sie sollten dich wohl nur töten, aber du entkamst ihnen.«
    »Nur töten? Banausin!« sagte Gryf und leerte sein Glas. »Bier aus Weingläsern - entweder seid ihr stillos oder zu arm, euch Biergläser zu kaufen. Füllen, Raffael!« Dabei grinste er den alten Diener so freundlich an, daß der seinen aufkommenden Ärger glatt wieder herunterschluckte.
    »Du brauchst dich nicht unbedingt zu betrinken«, rügte Nicole leise.
    »Habt ihr mich jemals betrunken gesehen?« fragte Gryf entrüstet. »Aber ein, zwei Schlucke brauche ich schon. Erst die Erkenntnis, daß Nessy nach so langer Zeit doch noch zu leben scheint, dann ihr Hilferuf und jetzt Leonardo - das ist alles ein bißchen viel für einen armen, alten und kranken Mann.«
    »Außerdem gebrechlich und senil«, murmelte Zamorra.
    »Darüber reden wir noch«, stellte Gryf fest. »Also, Leute, wie sieht es aus? Kommt ihr mit?«
    »Sofort?«
    »Natürlich sofort! Je eher wir etwas tun können, desto besser.«
    Zamorra schlug mit der flachen Hand auf die Sessellehne. »Gut, also sofort. Freunde lassen wir niemals im Stich, das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher