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0285 - In den Tiefen von Loch Ness

0285 - In den Tiefen von Loch Ness

Titel: 0285 - In den Tiefen von Loch Ness
Autoren: Werner Kurt Giesa
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entgegensah. Dabei hatte sie nicht angeklopft; das tat sie nie. Dafür warf sie jetzt einen kleinen Schlüsselbund vor ihm auf die Schreibtischplatte.
    »Der Gästetrakt, Vater. Ich habe ihn abgeschlossen.«
    »Warum?« Sir Glenns Augen wurden schmal.
    Angely erstattete einen Kurzbericht. »Und ich bin sicher, daß dieses wandelnde Skelett, das einmal MacRoy war, sich jetzt irendwo im Castle aufhält. Ich habe nicht gewagt, es zu suchen.«
    »Weiß John Bescheid?«
    »Noch nicht, Vater. Ich habe mir noch nicht die Zeit genommen, ihn und den Rest des Personals zu informieren. Das wollte ich dir überlassen. Du bist der Boß.«
    »Deine Art, diese neumodischen Amerikanismen kritiklos zu übernehmen und in dein Sprachverhalten zu integrieren, mißfällt mir, Angely«, rügte Sir Glenn. »Dennoch freut es mich, daß du endlich vernünftig wirst und meine Autorität anerkennst…«
    Angely winkte ab. »Alles zu seiner Zeit. Aber du wolltest mit mir noch gesondert über diese Sache sprechen…«
    »Was hast du am Loch erlebt? Hast du das Ungeheuer gesehen?«
    »Ja!« stieß sie hervor. »Ja, und es griff MacRoy an. Er wurde von der wirbelnden Schwanzspitze getroffen, und in seinen letzten Minuten als… Mensch… vermutete er, daß dadurch seine grauenhafte Verwandlung eingeleitet wurde!«
    »Ich ahnte es«, murmelte Sir Glenn. »Der alte Fluch ist wieder da… Ich glaubte ihn gebannt, aber es hat alles nichts geholfen… das Monster aus dem See ist wieder erwacht! Wir alle sind in tödlicher Gefahr.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Angely, den kann ich dir nicht sagen…«
    Es klang müde, aber so bestimmt, daß das Mädchen nicht weiter forschte. »Aber was können wir tun, um dieser Gefahr zu begegnen? Das Castle aufgeben?«
    »Niemals!« fuhr er auf. »Niemals… nein, wir können nur versuchen, dieses Skelett zu zerstören und zu hoffen, daß nicht noch einmal jemand es schafft, einzudringen. Oh, Angely, du hast uns den Tod ins Castle geholt, und ich kann dir dafür nicht einmal einen Vorwurf machen, weil du ahnungslos warst…«
    »Ich! Ja, ich! Ich habe den Tod ins Castle geholt… Wer auch sonst«, fauchte sie. »Wenn für irgend etwas ein Schuldiger gesucht wird, ist es mit Sicherheit Angely MacRaven, die Aufmüpfige! Vater, was gedenkst du zu tun? Was können wir gegen dieses lebende Skelett unternehmen? Sollen wir die Polizei informieren? Immerhin wohnte dieser Mann unten im Dorf, wie er mir verriet. Er wird vermißt werden. Die Spuren werden irgendwie nach MacRaven’s Castle führen. Es dürfte besser sein, die Flucht nach vorn anzutreten…«
    »Nein.«
    Angely hob die Brauen. »Wieso…«
    Sir Glenn erhob sich hinter seinem Arbeitstisch. »Begib dich in dein Zimmer. Roderick und ich werden dieses Skelett zur Strecke bringen. Das ist unsere Aufgabe. Und danach werden wir uns absichern, daß so etwas kein zweites Mal geschieht… In welchem Zimmer war dieser MacRoy untergebracht?«
    »Im kleinen Jagdzimmer…«
    »Danke, Angely. Du kannst dich in dein Zimmer begeben. Wenn du auf dem Weg dorthin Roderick siehst, schicke ihn zu mir.« Er griff nach der Glocke, um den Butler zu rufen. Angelys Stirn umwölkte sich. Das alles war ihr noch ein wenig zu rätselhaft. Was hatte Sir Glenn zu verbergen, daß er sie nicht in die Geschichte einweihen wollte? Etwas Unheimliches geschah. Etwas, das ihr komplettes Weltbild innerhalb von ein paar Stunden total umgekrempelt hatte. Wenn sie nicht erst das Ungeheuer und jetzt das lebende Skelett selbst erlebt hätte, würde sie nicht daran glauben können. Aber ihr Vater glaubte unbesehen an beides. Also wußte er mehr.
    Etwas steckte dahinter…
    In der Tür drehte sie sich um. »Ich habe ein Recht darauf, alles zu erfahren, Vater. Immerhin gehöre ich zur Familie!«
    »Geh!« sagte er fast schroff. »Und -zieh dir ein längeres Kleid an. Dieser kurze Fetzen ist höchst unschicklich. Vergiß nicht, wer du bist.«
    »Das vergesse ich schon nicht. Eine kleine dumme Göre, vor der der eigene Vater Geheimnisse hat«, schrie sie, drehte sich um und prallte gegen John. »Aus dem Weg«, fauchte sie den Butler an und stürmte über den Korridor davon. Sie war drauf und dran, Raven’s Castle zu verlassen. Dann aber dachte sie wieder an den Knochenmann und an das Ungeheuer aus dem See.
    Vielleicht war es wirklich das beste, sich im Castle einzuschließen. Zumindest solange, bis sie mehr wußte.
    Sie fragte sich, wie ihr Vater mit dem Knochenmann fertigwerden wollte. Wer als Skelett
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