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0285 - In den Tiefen von Loch Ness

0285 - In den Tiefen von Loch Ness

Titel: 0285 - In den Tiefen von Loch Ness
Autoren: Werner Kurt Giesa
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befaßt er sich damit, mit dem vorhandenen Verbandszeug seine Verletzungen zu versorgen. Mit Einverständnis Mister Rodericks habe ich einen von dessen älteren Anzügen herauslegen lassen.«
    Angely winkte ab. »Seien Sie doch nicht immer so furchtbar umständlich, John. Daß er im Gästetrakt ist, ist klar. Aber wo? Ich möchte nicht alle dreißig Zimmer der Reihe nach durchtesten, um ihn erst im letzten zu finden.«
    »Mister MacRoy befindet sich im kleinen Jagdzimmer, Miß Angely.«
    »Danke, John.« Sie ließ ihn stehen. Es fiel ihr wohl auf, wie er die Betonung änderte, wenn er von »Mister Roderick« oder »Mister MacRoy« sprach. Nun, schließlich war es nicht üblich, jemanden zu Gast zu haben, der nicht den höchsten Adelskreisen angehörte. Vorangetrieben wurde dieser Standesdünkel vor allem von Tante Melissa Stuart, die ständig bemüht war, ihre Abstammung von den Stuarts zu beweisen, die solange auf dem britischen Thron gesessen hatten, bis Mary Stuarts Kopf rollte. Diesen Thronraub hatten die Schotten den Engländern bis heute nicht vergessen, und Melissa Stuart war eine der glühendsten Patriotinnen überhaupt. Wahrscheinlich, dachte Angely schmunzelnd, möchte sie am liebsten mit Feuer und Schwert gen London ziehen und die Queen erschlagen, um die Stuarts wieder auf den Thron zu bringen. Und wenn Angely sich das Familienvermögen anschaute, so hatte das die Haushaltskasse der Queen längst übertrumpft. Vielleicht sammelte Sir Glenn auf Anraten seiner angeheirateten Verwandtschaft Kapital und Vermögen, um einen Wirtschaftskrieg gegen das Königshaus zu führen. Verrückt genug dafür war er bestimmt…
    Wir werden sehen, dachte Angely. Ihr konnte es nur recht sein, wenn Sir Genn das Vermögen in rasendem Tempo vermehrte. Denn Roderick und sie würden es ja schließlich einmal erben, und es ließ sich einfacher vermehren, wenn schon ein ordentlicher Grundstock gelegt war, als wenn es sich um einen Berg Schulden handelte.
    Sie suchte das kleine Jagdzimmer auf.
    Nahezu alle Räume in Raven’s Castle waren nach bestimmten vorherrschenden Motiven benannt worden; eine einfache Durchnumerierung erschien dér Familie zu profan. Für jemanden, der sich nicht im Castle auskannte, wurde dann die Zimmersuche natürlich zum Ratespiel. Angely kannte sich aber aus.
    Sie klopfte an.
    Von drinnen kam keine Antwort. Vielleicht hatte Pete MacRoy ihr Klopfen nicht gehört, oder er befand sich gerade am anderen Ende des Ganges im Bad. Angely drückte die Klinke nieder und öffnete die Tür.
    Pete MacRoy saß auf der Oberdecke des Bettes, mit dem Rücken zur Tür, und rührte sich nicht. Angely trat endgültig ein, zog die Tür hinter sich zu und räusperte sich. »Mister MacRoy?« rief sie ihn an.
    Langsam drehte er sich jetzt um und hob eine Hand.
    Das kalte Entsetzen sprang Angely an wie ein wildes Tier.
    Es war eine Skeletthand.
    ***
    »Da sind wir wieder«, stellte Professor Zamorra fest, hob das Weinglas und berührte das seiner Gefährtin. Ein heller Ton erklang, und beide nippten an dem schweren roten Getränk. Nicole strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte.
    Vor zwei Stunden waren sie angekommen; direkt aus Kenia. In Nairobi hatten sie an einem Parapsychologen-Kongreß teilgenommen - und dabei ein haarsträubendes Abenteuer mit Gehirn-Gespenstern erlebt, das sie alle um ein Haar das Leben gekostet hätte. Aber das war jetzt Vergangenheit, und statt der Hotelzimmer in Nairobi umgaben sie jetzt wieder die Wände von Château Montagne.
    Um den Kleinkram wie Koffer auspacken und Reisegepäck wie üblich für Notfälle neu zusammenstellen, kümmerte sich Raffael Bois, der treue alte Diener. Zamorra und Nicole hatten die Zeit damit verbracht, sich wieder frisch und einigermaßen fit zu machen und wollten das Abenteuer jetzt mit einem guten Wein beschließen. Es wurde allmählich Abend, und Zamorra spielte mit dem Gedanken, mit Nicole hinunter ins Dorf zu fahren, um im Gasthof zu speisen - ganz rustikal nach der vornehmen und überkandidelten Luxusgesellschaft, in der sie sich in dem Nobel-Hotel befunden hatten. Denn die angestellte Köchin hatte inzwischen Feierabend, und selbst etwas zuzubereiten, fehlte sowohl Zamorra als auch Nicole jegliche Lust.
    Zamorra lächelte.
    »Was hältst du von…«, begann er.
    Im nächsten Moment flog die Tür des kleinen Salons auf. Ein Bursche mit wirrem blonden Haar, im verblichenen Jeansanzug und mit einem fuiikelnden Silberstab in der Hand, schob sich an dem
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