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0282 - Frühstück in der Todeszelle

0282 - Frühstück in der Todeszelle

Titel: 0282 - Frühstück in der Todeszelle
Autoren: Frühstück in der Todeszelle
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warum der Bursche die Quittung wieder eingesteckt hat, anstatt sie hierzulassen.«
    »Hat er das?«, fragte ich, und dann schoss mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf.
    Ich sprang auf und ging mit langen Schritten zum Wirt hinüber.
    »Was haben Sie da eben bezahlt?«, fragte ich und ließ meinen blaugoldenen Stern blinken.
    Der Mann erschrak.
    »Was soll ich schon bezahlt haben? Meine Stromrechnung natürlich«, stotterte er.
    »Und warum hat der Kassierer die Rechnung wieder mitgenommen?«
    »Hat er das?«, fragte er und heuchelte Erstaunen. »Da muss er sich geirrt haben. Er wird sie eben beim nächsten Mal hierlassen.«
    Der Mann war verwirrt und nervös. Seine Frau stand in der Ecke und blickte ängstlich herüber.
    »Was das wirklich der Kassierer vom Elektrizitätswerk?«, fragte ich.
    »Sie haben es doch gesehen«, schnauzte er unwirsch. »Wer sollte es denn sonst gewesen sein?«
    Ich drehte mich wortlos um. Wir beide gingen hinaus, wo an der Tür eine Fernsprechzelle stand. Die Elektrizitätswerke meldeten sich sofort.
    »Geben Sie mir die Stelle, die Rechnungen in White Plains Road in der Bronx kassieren lässt.«
    »Einen Augenblick, bitte. Ich verbinde mit der Bronx.«
    Wieder stellte ich meine Frage, und wieder wurde ich weiterverbunden.
    Ich fragte also zum dritten Mal.
    »Um welches Konto handelt es sich?«, fragte der Buchhalter.
    »Das weiß ich nicht. Es handelt sich, wie ich schon sagte, um White Plains Road zwischen 1100 und 1150.«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Weil ich es brauche. Hier ist Cotton vom FBI.«
    »Wenn Sie schlechte Witze machen wollen, so müssen Sie zu jemand anders gehen«, schimpfte er und legte auf.
    Ich war wütend. Wie schon so oft, warf mir ein sturer Bürokrat einen Knüppel zwischen die Beine. Beim nächsten Anruf ließ ich mir den Manager geben, aber auch ihm musste ich zuerst eine lange Erklärung geben, bis er sich dazu bereitfand, nachzufragen.
    »In White Plains Road 1000 bis 1500 wird erst am 25. des-Monats kassiert«, sagte er. »Heute ist der betreffende Kassierer in einer ganz anderen Gegend.«
    »Ist es ausgeschlossen, dass es sich vielleicht um einen Rückstand oder dergleichen handelte?«
    »Vollkommen unmöglich. Rückstände werden nicht kassiert, sondern müssen überwiesen werden.«
    Ich sagte »Danke schön«, und wir gingen in das Lokal zurück. Als der Wirt uns kommen sah, verschwand er nach hinten. Wir ersuchten seine Frau, ihn zu holen. Sie behauptete aber, er sei gerade weggegangen und komme so bald nicht zurück. Sie selbst wisse von derartigen Dingen überhaupt nichts.
    Als erstes machten wir die Probe aufs Exempel und fragten nacheinander drei Mieter des Hauses. Übereinstimmend erklärten sie, dass die Stromrechnung erst zwischen dem 25. und Letzten des Monats präsentiert werde. Es war also tatsächlich nicht der Strom, den der Wirt bezahlt hatte.
    ***
    Wieder auf der Straße angekommen, trennten wir uns. Phil ging nach links und ich nach rechts. Zwar hatten wir kostbare Zeit verloren,' aber es würde vielleicht doch noch möglich sein, den falschen Kassierer zu stellen.
    Es war fast fünf und bereits dämmerig, als wir uns, wie abgesprochen, an der Ecke Sound-View und Bruckner Avenue’ trafen. Es war an dem Punkt, an dem im Zuge der Slum-Sanierung ein Neubaublock errichtet wurde. Man war bereits bis zum zweiten Stockwerk gekommen, aber immer noch gab es ein Durcheinander von Gerüsten, Lastenaufzügen und Betonmischmaschinen.
    »Nichts«, sagte Phil. »Man könne meinen, der Erdboden habe den Kerl verschluckt.«
    »Wenn er seine Mütze abgesetzt hat, so war das schon genug«, sagte ich. »Ich habe ihn mir nicht so genau angesehen, als dass ich ihn wiedererkennen könnte.«
    »Wollen wir noch bleiben oder Schluss machen?«, fragte mein Freund.
    Ich hatte nicht die geringste Lust, jemandem weiter nachzujagen, den man nicht kennt, aber es gab keine andere Chance, um der Gang auf die Spur zu kommen. Wir mussten einen von ihnen auf frischer Tat erwischen.
    Gegenüber, im Gerüst des Neubaus, knackte etwas. Sand rieselte herab. Unwillkürlich blickten wir nach oben.
    Den Bruchteil einer Sekunde, bevor die Garbe aus der Maschinenpistole durch die Gegend peitschte, hatte ich Phil hinter einem Sandhausen zu Boden gerissen. Der Sand spritzte uns um die Ohren. Fensterscheiben zerklirrten und Mörtelbrocken eines nahen Hauses polterten herunter.
    Wir hatten gedankenschnell die Pistolen herausgerissen, aber wir wussten nicht, wo in dem Wirrwarr
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