Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0282 - Frühstück in der Todeszelle

0282 - Frühstück in der Todeszelle

Titel: 0282 - Frühstück in der Todeszelle
Autoren: Frühstück in der Todeszelle
Vom Netzwerk:
meinem Office im Federal Building in der 69. Straße East angekommen, als er mich anrief.
    »Hallo, Jerry. Haben Sie ausgeschlafen?«
    »Ja. Was gibt es, Euer Ehren?«
    »Ich versprach Ihnen doch, nachzusehen, wer das Mädchen ist, für dessen Freund Sie sich interessierten. Sie heißt Nancy Black und kam bereits mit sechzehn Jahren mit der Sitte in Konflikt. Dann machte sie Karriere und war mehrere Jahre hindurch die Freundin von Cherry Nose. Das dauerte so lange, bis er an Bleivergiftung vor drei Jahren starb. Seitdem hatte ich nichts mehr von ihr gehört, aber wenn sie sich mit jemand einlässt, so muss der Mann ein Big Shot, ein großes Tier sein, denn Nancys Ansprüche sind nicht gering.«
    Ich bedankte mich. Cherry Nose, den Judge Clinton soeben genannt hatte, war ein Gangsterboss gewesen, der Charley Gioe hieß und seinen Spitznamen daher hatte, dass seine Nase infolge eines Schlags mit einem Billard-Queue eine kirschrote Färbe angenommen hatte.,Er ließ diese Nase von einem kosmetischen Chirurg operieren, aber den Spitznamen behielt er.
    Nancys neuer Freund musste entweder von außerhalb kommen, oder er hatte es bisher verstanden, nicht aufzufallen. Hasenrein war er bestimmt nicht, sonst hätte er sich nicht mit Nancy, und sie sich nicht mit ihm, abgegeben.
    Ich dachte noch darüber nach, als Phil eintraf.
    »Was ist dir denn über die Leber gelaufen?«, lachte ich. »Du machst ja ein Gesicht, als seien dir sämtliche Felle weggeschwommen.«
    »Dazu habe ich allen Grund. Mir ist heute Nacht etwas passiert, das ich nicht für möglich gehalten hätte.«
    ***
    Und das war es, was mein Freund mir berichtete:
     
    Wie ich dir gesagt hatte, machte ich einen Bummel durch das East End. Ich begann in der Bowery und arbeitete mich vor bis zur Delancey Street. Als ich ins Lost Crown an der Ecke Orchard Street kam, sah ich im Hinterzimmer zwei Billardtische. Ich blieb an einem der Tische stehen, an dem ein junger Mann mit schwarzem Haar ganz allein für sich spielte.
    Ich stellte mich dazu und musste anerkennen, dass er etwas davon verstand. Als die letzte Kugel in das dafür vorgesehene Loch gefallen war, lachte er stolz.
    »Mach mir das mal nach, Kollege!«
    »Das kann ich nicht. Ich bin kein Experte«, antwortete ich, und dann tat ich dasselbe, wie überall vorher. Ganz vorsichtig brachte ich die Rede auf die Explosion im Bronx-Hotel.
    Der Jüngling hatte augenscheinlich davon gehört und machte ein paar Bemerkungen.
    »Dieser Dickson war ein Rindvieh«, grinste er. »Ich kannte ihn. Ich habe ein paar Mal unten in der Kneipe gesessen. Früher oder später musste ihm so etwas passieren. Er war ein Dickkopf, und Dickköpfe nehmen gewöhnlich ein schlechtes Ende.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte ich. »Denken Sie, er habe sich mit irgendjemand angelegt, mit einer Gang vielleicht?«
    »Wahrscheinlich«, grinste der Jüngling. »Wissen Sie, wenn ich wollte, ich könnte Ihnen da einige Dinge erzählen.«
    »Halt das Maul, du blöder Narr«, zischte einer vom Nebentisch.
    Es war ein großer, kräftiger Kerl mit pockennarbigem Gesicht, einer platten Nase und abstehenden Ohren. Er musterte mich eiskalt, während er die Hände in den Hosentaschen hielt.
    »Und du«, sagte er, »machst, dass du weiterkommst! Wir haben hier keine Verwendung für Schnüffler.«
    Plötzlich war die ganze Kneipe so still geworden, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Nur am Nebentisch klickten noch einmal die Billardkugeln. Dann verstummte auch dieses Geräusch.
    »Mach, dass du rauskommst«, sagte der Pockennarbige zum zweiten Mal, und als er die rechte Hand aus der Hosentasche zog, hielt er darin einen handlichen Totschläger. Er machte noch einen Schritt auf mich zu und hob die Hand.
    »Na, wird’s bald?«
    »Ich denke nicht daran. Ich bin Gast wie Sie«, antwortete ich.
    »Ach nee, genau wie ich«, grinste er. »Hey, Wirt! Sag ihm einmal, ob er genauso ist wie ich.«
    »Mach keinen Ärger, Bill«, mahnte der Kneipier von der Theke her, aber das störte den anderen nicht.
    Er kniff die Augen zusammen und ging, den Totschläger schwingend, auf mich los.
    Gedankenschnell holte er aus.
    Ich war etwas schneller als er. Ich zog meine Pistole, zielte auf seine Hand und krümmte den Finger. Aber es machte nur klick. Meine 38er hatte Ladehemmung.
    Das ist es, was mir noch nie passiert ist.
    Es blieb mir nichts übrig, als mich zu einem schnellen Sprung hinter dem Billardtisch in Sicherheit zu bringen. Die nutzlose 38er ließ ich in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher