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028 - Das Monster und die Schöne

028 - Das Monster und die Schöne

Titel: 028 - Das Monster und die Schöne
Autoren: Dämonenkiller
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seltsames, fast unwirkliches blaues Licht, das von quadratischen Platten, die in den Wänden befestigt waren, auszustrahlen schien. Der Gang wurde immer breiter. Ein penetranter Raubtiergeruch hing in der Luft. Schließlich weitete sich der Gang zu einer gewaltigen Höhle. Teile der Decke waren heruntergefallen: überall lagen große Gesteinsbrocken herum.
    Ich hob den Kopf und blieb stehen. Ein langgezogener, halbzerfallener, tempelartiger Bau stand mitten in der Höhle. Einige Säulen waren umgestürzt. Dazwischen lagen unzählige Skelette. Die Totenschädel waren eingeschlagen und die Knochen zersplittert.
    Ich ging wie in Trance weiter. Tanja hielt sich neben mir. Immer wieder warf sie mir einen Blick zu.
    »Komm zu mir!«
    Die Stimme des Wijsch war überlaut zu hören. Sie dröhnte in meinen Ohren und in meinem Kopf. Rasch lief ich weiter. Nach einigen Schritten hatte ich den Tempel erreicht und blieb stehen. Der Raubtiergeruch war noch intensiver geworden.
    »Geh nicht weiter, Dorian!« rief Tanja.
    Ich sah sie verwundert an.
    »Lehne dich gegen den Zwang auf, Liebster! Kämpfe dagegen an!«
    Ich hörte nicht auf sie und wandte mich nach rechts. Tanja griff nach meiner Schulter, doch ich schüttelte unwillig ihre Hand ab, ging am Tempel vorbei und da sah ich den Wijsch. Genau hinter dem Tempel befand sich ein riesiger, grob behauener Steinquader, auf dem das Monster hockte. Es war wesentlich größer und furchterregender, als es die Statue im Dorf zum Ausdruck brachte.
    Der Wijsch richtete sich auf. Er war mindestens doppelt so groß wie ich. Sein dunkles Fell war wütend gesträubt. Die großen Augen funkelten mich böse an. Immer wieder öffnete und schloß er das geifernde Raubtiermaul. Dabei schüttelte er den Kopf, und das riesige Horn wies auf mich. Er hob die Pranken und sprang wütend hin und her. Um seinen gedrungenen Hals lag ein silberner Ring, an eine armdicke Silberkette geschmiedet, die mit dem Sockel verbunden war.
    »Komm näher!« brüllte das Ungeheuer mit krächzender Stimme.
    Nach zwei Schritten blieb ich stehen.
    »Noch näher!« knurrte das Biest. Mein Anblick schien es halb verrückt zu machen.
    Ich trat auf ein Skelett und ging weiter. Unterhalb des großen Steinsockels sah ich eine Gestalt. Als ich näher kam konnte ich Einzelheiten erkennen. Die Gestalt war Tanja. Ich wandte den Kopf herum. Auch neben mir stand Tanja.
    »Bleib stehen, Dorian!« sagte das Mädchen neben mir.
    »Komm schon endlich her!« wütete das Ungeheuer und tanzte ergrimmt auf dem Sockel herum.
    Plötzlich beugte sich der Wijsch vor und griff nach der Tanja, die unterhalb des Sockels lag. Er hob sie fast liebevoll auf, und da bemerkte ich, daß sie tot war. Es war Tanja, da gab es keinen Zweifel, aber eine leblose Tanja, die wie eine Mumie aussah.
    Ich versuchte die Lähmung abzuschütteln, die mich nicht denken ließ.
    Das Ungeheuer drückte die Mumie an die Brust und blickte an mir vorbei auf Tanja.
    »Du sagst kein Wort, Tanja«, schrie der Wijsch, »sonst lasse ich dich verschwinden!« Seine rechte Pranke umfaßte den Hals der Mumie.
    Und plötzlich verstand ich alles. Die Legende, die sich die Dorfbewohner erzählten, stimmte. Tanja war die Tochter des Grafen, die dem Wijsch geopfert worden war. Die Höhlen waren zugeschüttet worden, und irgendwann starb Tanja: Der Wijsch konnte sich nicht befreien, und wahrscheinlich wurden seine magischen Kräfte immer schwächer, da er keine Opfer mehr bekam, denen er das Leben aussaugen konnte. Aber das Monster hatte überlebt. Vermutlich war bei den Bergwerksarbeiten einer der Arbeiter zufällig in die Höhle gelangt, und das Monster war aus seinem langen Schlaf erwacht und hatte ihn getötet. Ein Teil seiner Kraft war zurückgekehrt. Dann waren ihm immer mehr Arbeiter zum Opfer gefallen, und er war stärker und gieriger geworden. Schließlich waren die Bergwerksarbeiten abgebrochen worden, und er hatte keine Opfer mehr bekommen. Er konnte sich nicht vom Steinquader befreien. Sicherlich hatte er früher Helfer gehabt, die ihm die Opfer brachten. Ich vermutete, daß der silberne Stirnreif mit dem Amulett eine große Rolle dabei spielte. Sein Helfer mußte den Reif irgend jemanden aufsetzen, und in diesem Augenblick gewann der Wijsch Macht über das Opfer.
    »Du lehnst dich gegen mich auf!« schrie der Wijsch. »Dabei verdankst du deine kümmerliche Existenz meiner Güte. Ich kann dich jederzeit vernichten. Als Dank dafür, daß du mir die Opfer bringst, ließ ich dich ein
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