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17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)

17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)

Titel: 17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)
Autoren: Nancy Atherton
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    Das kleine Dorf Finch schmiegte sich behaglich in die Biegung des Little Deeping River, eines Nebenflusses, der sich durch den Flickenteppich aus Feldern und sanften grünen Hügeln der Cotswolds schlängelte, einer ländlichen Gegend in den englischen West Midlands.
    Finch war in keiner Weise ein bemerkenswerter Ort. Nichts von historischer Bedeutung hatte sich hier ereignet, und niemand, der hier geboren war, hatte es zu Ruhm gebracht. Reisebusse ließen es links liegen, Tagesausflügler zeigten ihm die kalte Schulter, kein Wissenschaftler fand seinen Namen erwähnenswert. Die einzigen Menschen, denen Finch am Herzen lag, waren jene, die dort lebten, und für die war es der herrlichste Ort auf Erden.
    Eine mittelalterliche steinerne Buckelbrücke spannte sich am einen Ende des Dorfes über den Fluss, am anderen stand die Kirche von St. George andächtig inmitten eines eingefriedeten Friedhofs mit schlichten Gräbern, trauernden Engeln und aus Stein gemeißelten Grabsteinen, die sich über die Jahrhunderte in die ein oder andere Richtung geneigt hatten und ein pittoreskes Bild abgaben.
    Zwischen Brücke und Kirche erstreckte sich ein ovaler Dorfanger. Rund um diesen Dorfplatz führte eine Kopfsteinstraße, die gesäumt war von golden leuchtenden Steincottages und kleinen Geschäften. Der Pub, der Gemischtwarenladen und der Gemüseladen wandten den Rücken einer sanft ansteigenden Landschaft aus dunklen Wäldchen und mit Schafen gesprenkelten Weiden zu, während sich hinter der Teestube, dem Pfarrhaus und der alten Dorfschule, die seit vielen Jahren als Gemeindesaal diente, die von Trauerweiden gesäumten Auen des Little Deeping erstreckten.
    Wie schade, der hübschen Landschaft den Rücken zuzukehren, mag manch einer denken, aber die Dorfbewohner wären gewiss anderer Ansicht gewesen. Sie waren glücklich und zufrieden mit dem Blick, der sich ihnen aus ihren Vorderfenstern bot. Denn, obwohl sie– wie fast alle Menschen– gern jungen Lämmern beim ausgelassenen Spiel zusahen, so beobachteten sie noch lieber ihre Nachbarn. Mit jedem verstohlenen Blick durch die Netzgardinen vor ihren Fenstern bot sich ihnen aufs Neue die Gelegenheit, das wechselvolle, faszinierende Schauspiel des Dorflebens zu verfolgen. Gewiss, das sanfte Rauschen des Flusses war unbestreitbar eine hübsche Melodie, aber nach Ansicht der Bewohner von Finch konnte es dem zutiefst befriedigenden Gesumm des Dorfklatsches nicht das Wasser reichen.
    Wenn Sally Pyne morgens als Erstes die Tür ihrer Teestube öffnete, um ihren Verlobten und stellvertretenden Geschäftsführer Henry Cook hereinzulassen, konnte sie sich sicher sein, dass viele, wenn nicht gar alle Nachbarn mit angehaltenem Atem durch ihre Gardinen spähten, in Erwartung der öffentlichen Zurschaustellung ihres Liebesglücks. Und sie konnte sich sicher sein, dass ihre Vorstellung für den Rest des Tages für unerschöpflichen Gesprächsstoff sorgen würde. Wenn der Dorfpfarrer Opal Taylor einen Besuch abstattete, würde er damit unbeabsichtigt, aber unvermeidlich Anlass zu Spekulationen geben. Was war der Grund: Opals zerbrechliche Gesundheit, ihre seelische Verfassung und/oder aber die Frage, welchen Kuchen sie beim nächsten Kirchenkuchenbasar beisteuern würde? Schokoladentorte? Letzte Beichte auf dem Sterbebett? Alles, was draußen vorging, trug dazu bei, Finchs Gerüchteküche anzuheizen.
    Von Zeit zu Zeit erfüllte Finchs wackerer Trupp von Wichtigtuern auch einen nützlichen Zweck. Wenn ein Kind hinfiel und sich die Knie aufschürfte, war augenblicklich eine mitfühlende Erwachsenenschar zur Stelle, die mit Desinfektionsmittel, Pflaster und so vielen Plätzchen, wie das Kind mit beiden Händen fassen konnte, für schnellstmögliche Heilung sorgte. Wenn ein Teenager hingegen achtlos den Dorfanger mit einem Kaugummipapier oder einer zusammengeknüllten Coladose verschmutzte, griffen aufmerksame Augenzeugen unverzüglich zum Telefonhörer, um die Eltern des Missetäters darüber zu unterrichten. Diese wiederum schickten ihren Sprössling postwendend zurück, um den Abfall zu beseitigen, es sei denn dieser war bereit, den Verlust von Autoschlüssel, Handy oder Abendessen in Kauf zu nehmen.
    Die vielleicht nützlichste Aufgabe, die Finchs neugierige Bewohner erfüllten, war, dass sie das Abschließen von Haustüren überflüssig machten. Die Leute von Finch wussten, wer wohin gehörte, und schätzten sich glücklich, wenn sie verdächtige Aktivitäten den Nachbarn, der Polizei oder
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