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17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)

17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)

Titel: 17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)
Autoren: Nancy Atherton
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Regen. Es schien also äußerst unwahrscheinlich, dass ein plötzlicher Regenschauer Mrs Thistles Laune und ihre persönlichen Besitztümer verregnen würde.
    In der Teestube war neben dem lebhaften Geplauder nur selten das sonst so vertraute Klirren zu hören, wenn jemand eine Tasse auf die Untertasse zurückstellte. Da keiner wusste, wann die neue Bewohnerin eintreffen würde, achtete jeder darauf, seine Teekanne nicht vorzeitig zu leeren.
    Grant Tavistock lächelte in sich hinein, während er die anderen Dorfbewohner über den Rand seiner Teetasse betrachtete, auf der das Motiv einer Trauerweide prangte. Klein und schlank, geschmackvoll gekleidet und das volle graumelierte Haar penibel frisiert, war er eine ausgesprochen gut aussehende Erscheinung.
    » Sag mal, Lori«, sagte er, » haben Charles und ich eigentlich genauso viel Aufmerksamkeit erfahren, als wir nach Finch zogen?«
    » Natürlich«, erwiderte ich. » Aber in eurem Fall waren nicht so viele Leute auf dem Dorfanger unterwegs. Fast alle waren wegen des garstigen Wetters drinnen.«
    » Es war grauenhaft«, stimmte Charles Bellingham zu. Groß, kahlköpfig und korpulent, lag Charles normalerweise um zehn Uhr morgens noch im Bett, aber an diesem Tag hatte er seine Gewohnheit unterbrochen, um der Ankunft von Mrs Thistle beizuwohnen. » Wind, Regen, Graupel– ich habe mich nie so elend gefühlt wie an dem Tag.«
    » Die Hauptleidtragenden waren freilich die Möbelpacker«, warf Grant ein. » Soweit ich mich erinnere, hast du dich die meiste Zeit in der Küche an den Aga gekuschelt.«
    Der Aga war ein schmiedeeiserner Herd, der beständig eine behagliche Hitze ausstrahlte, sodass mir Charles’ Strategie durchaus nachvollziehbar schien. Aber wahrscheinlich hätte ich anders darüber gedacht, wäre es mir allein überlassen worden, mich um das Entladen des Umzugswagens zu kümmern.
    » Es war für alle Beteiligten ein lausiger Tag!« Neidisch blickte Charles in den wolkenlosen Himmel. » Scheint, dass Mrs Thistle mehr Glück hat.«
    » Und dass ihre Möbel im Gegensatz zu unseren trocken bleiben«, fügte Grant hinzu.
    » Ich muss etwas bekennen«, sagte Charles unvermittelt. » Diese Mrs Thistle könnte drei Meter von mir entfernt stehen, und ich würde sie nicht erkennen. Es schmerzt mich, das sagen zu müssen, Lori, aber jedes Mal, wenn sie in Finch war, weilten Grant und ich gerade in London. Wir haben sie noch kein einziges Mal gesehen.«
    » Aber ich«, sagte ich selbstgefällig. Ich klopfte mit der Hand auf den Tisch. » Ich habe hier an diesem Platz gesessen, als sie letzte Woche mit den Malern kam, um dem Cottage den letzten Schliff zu verleihen.«
    » Bitte um eine kurze Beschreibung«, sagte Charles, dessen Miene sich aufhellte.
    » Sie fährt einen silbergrauen Fiat Sedan«, sagte ich.
    » Wie langweilig«, murmelte Grant.
    » Ihr Wagen interessiert mich nicht«, warf Charles ein. » Ich will wissen, wie die Frau aussieht.«
    » Ich würde sie auf Ende fünfzig schätzen, vielleicht auch Anfang sechzig«, sagte ich. » Sie ist klein– ungefähr meine Größe– und ein bisschen mollig. Weder dick noch dünn, einfach nur weiblich gerundet. Graues Haar, blaue Augen, kein Make-up. Das Haar hatte sie zu einem lockeren Knoten am Hinterkopf geschlungen, ihr wisst schon, einen von der Sorte, aus dem gern ein paar Strähnen oder Büschel entwischen und der sich mindestens drei Mal am Tag auflöst, sodass man ihn neu machen muss. Ihr Teint war leicht rötlich. Ich nehme mal an, dass sie viel an der frischen Luft ist.«
    » Rötlich, zerzaust und frischluftig«, sagte Grant und schauderte kaum merklich. » Bestimmt wandert sie, wetten wir? Wahrscheinlich besitzt sie einen Rucksack, Wanderstöcke und ein Paar solide Wanderstiefel.«
    » Kleidung?«, sagte Charles betont sachlich, ohne auf die Bemerkung seines Partners einzugehen.
    » Leger«, antwortete ich, » aber nicht billig. Ein weites Hemd mit Liberty-Blumenmuster, das sie offen über einem blassblauen T-Shirt und lose sitzender Khakihose trug. Sie war mit den Malern hier«, erinnerte ich die beiden, » also konnte man nicht erwarten, dass sie bei dieser Gelegenheit in feinen Sachen hier aufkreuzt.«
    » Schuhe?«, fragte Charles unbeeindruckt.
    » Loafers mit Quasten«, sagte ich. » Klassisch, aber teuer. Und ihre doppelte Perlenkette schien mir auch nicht aus einer Müslipackung zu stammen.«
    » Also schließen wir daraus«, murmelte Charles nachdenklich, » Mrs Thistle ist nicht unvermögend,
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