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028 - Das Monster und die Schöne

028 - Das Monster und die Schöne

Titel: 028 - Das Monster und die Schöne
Autoren: Dämonenkiller
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Dutzend Männer stand um die Statue herum. Man ließ mich einfach zu Boden fallen. Ich setzte mich auf. Im Schein der unzähligen Fackeln näherte sich Tanja langsam der Statue. Ihr langes Haar schimmerte rotgold. Ihr Gesicht war maskenhaft verzerrt, die Augen hatte sie weit geöffnet, und ich sah die Tränen, die über ihre Wangen rannen.
    »Hilf mir, Tanja«, sagte ich leise.
    Sie preßte die Lippen zusammen, ging an mir vorbei, verbeugte sich leicht vor der Statue und warf ihren Mantel ab. Dann legte sie sich auf den Steinsockel und winkelte das rechte Bein ab. »Gebt dem Wijsch das auserwählte Opfer!« sagte sie mit tonloser Stimme.
    Die Menge tobte begeistert. Immer wieder war der gleiche Ruf zu hören. »Gebt dem Wijsch das auserwählte Opfer!«
    Zwei Männer packten mich. Ich stieß die beiden zur Seite, sprang auf Tanja zu und griff mit beiden Händen nach ihr.
    Sie sah mich traurig an, als ich meine Hände um ihren Hals legte und zudrückte.
    »Du kannst mich nicht töten«, sagte sie fast unhörbar. »Eine Tote kann man nicht töten.«
    Ich drückte fester zu und versuchte ihr das Genick zu brechen, doch es ging nicht.
    Kräftige Hände rissen mich zurück. Ich bekam einige Schläge, spürte jedoch keine Schmerzen. Ich schlug wie verrückt um mich. Immer mehr Hände waren an meinem Körper. Ich wurde die Stufen hochgeschleppt. Das Brüllen der Dorfbewohner hallte schaurig über den Platz. Keuchend wehrte ich mich.
    Dann wurde ich hochgehoben. Ich wandte den Kopf herum. Die Männer hielten mich über das Monster. Unwillkürlich brüllte ich auf, als sie mich fallen ließen. Ich wartete auf den Schmerz, doch er blieb aus. Eine eisige Kälte fraß sich in mein Rückgrat und breitete sich rasch in meinem ganzen Körper aus. Ich brüllte wieder, dann war ich still. Das Stirnband schien sich noch stärker zusammenzuziehen, und dann hörte ich die Stimme in meinem Kopf.
    »Komm zu mir!«
    Ich schloß die Augen und spürte, wie mich die Männer auf den Boden legten.
    »Du mußt zu mir kommen!« befahl die Stimme. »Tanja wird dich führen.«
    Ich stand auf, wankte durch die Menge, die vor mir zurückwich, rannte kreuz und quer durch das Dorf und wartete auf den Kontakt mit dem Wijsch, der aber ausblieb. Die Gassen und Plätze des Dorfes waren allmählich leer und dunkel. Ich suchte nach Tanja, fand sie jedoch nicht. Ziellos irrte ich weiter und endlich bekam ich wieder Kontakt mit dem Wijsch.
    »Geh zu Tanjas Haus!« befahl mir die lautlose Stimme. »Geh!«
    Ich folgte augenblicklich. Obgleich ich zu keinem klaren Gedanken fähig war, fühlte ich mich unglaublich entspannt und gelöst.
    Tanjas Haus tauchte auf, und ich blieb davor stehen. Nach einiger Zeit wurde die Tür geöffnet, und Tanja trat heraus. Sie griff nach meiner rechten Hand und zog mich mit sich. Ich folgte ihr völlig willenlos. Wir verschmolzen mit der Dunkelheit.
    »Alles hätte so schön werden können«, sagte sie plötzlich.
    Ich hörte ihre Worte, begriff aber den Sinn nicht.
    »Du hast alles zerstört«, sagte sie weiter.
    Was hatte ich zerstört? Sie sprach in Rätseln.
    »Warum hast du mich auch ausfragen müssen? Warum?«
    Ich war völlig verwirrt. Was meinte sie?
    »Er wird dich töten, Liebster. Er ist wütend auf dich. Und eifersüchtig. Und er wird dir nicht einmal gestatten, als Schattenwesen zu existieren. Er wird dir das Leben aussaugen und deine Knochen zersplittern.«
    Ich verstand kein Wort und wollte auch gar nichts verstehen; ich wollte nur möglichst rasch zum Wijsch, dessen Rufe ich in unregelmäßigen Abständen hörte. Irgendwie kam mir der Weg bekannt vor, den wir entlanggingen. Einen Augenblick versuchte ich mich zu erinnern, doch die Anstrengung war zu groß; und es war ja auch unwichtig. Der Weg wurde immer steiler.
    »Ich bin die Gefangene des Wijsch«, sagte Tanja. »Ich muß ihm gehorchen, sonst löscht er mich aus. Ich hatte keine andere Wahl. Ach was, du verstehst mich in deinem Zustand ohnedies nicht.«
    Ich war froh, daß sie schwieg. Ihre Worte verwirrten mich.
    Vor uns tauchte eine Höhle auf. Tanja zog mich hinein. Undurchdringliche Dunkelheit herrschte um uns, doch Tanja fand ohne Schwierigkeit den richtigen Weg. Gelegentlich stieß ich mir den Kopf an Felsvorsprüngen oder krachte mit der Stirn gegen die niedrige Decke, doch ich spürte keine Schmerzen dabei. Einmal blieben wir für kurze Zeit stehen, und ich hörte ein lautes Knarren; dann gingen wir weiter.
    Allmählich wurde es heller. Es war ein
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