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028 - Das Monster und die Schöne

028 - Das Monster und die Schöne

Titel: 028 - Das Monster und die Schöne
Autoren: Dämonenkiller
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Die nackte Blondine lag auf einem Steinquader. Den rechten Arm und das linke Bein hatte sie seltsam abgewinkelt. Hinter ihr stand ein furchterregendes, affenartiges Ungeheuer, die raubtierhaften Zähne wütend gefletscht. Auf der Stirn des Monsters befand sich ein gedrehtes Horn. Um den gedrungenen Hals der Bestie schlang sich ein Halsring, der mit einer Kette am Steinquader befestigt war. Unweit der Frau lagen ein menschliches Skelett und ein höhnisch grinsender Totenschädel.
    Ich legte das Foto auf den Tisch und blickte Kiwibin an. »Ein hübsches Bild«, sagte ich spöttisch.
    »Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen, Mr. Hunter?« sagte Kiwibin und beugte sich vor. Sein Alter war schwer zu schätzen, woran vor allem der schwarze Vollbart schuld war. Sein dunkles Haar fiel wirr in die Stirn, und sein stechender Blick verlieh ihm etwas Unheimliches. Er trug einen schwarzen Rollkragenpullover und dunkle Cordhosen.
    Ich hob die Schultern und nippte am Tee. »Wahrscheinlich ein Foto aus einem Horrorfilm.«
    Kiwibin schüttelte entschieden den Kopf. »Dieses Foto ist echt.«
    Neben Kiwibin saßen zwei breitschultrige Männer, die mich nicht aus den Augen ließen.
    Ich seufzte und griff nach den Zigaretten.
    »Mr. Kiwibin«, sagte ich, zündete eine Zigarette an und inhalierte den Rauch, »wollen wir doch mit offenen Karten spielen. Seit unserer Begegnung in Irland Ende Oktober haben Sie nichts mehr von sich hören lassen. Damals schlug ich Trevor Sullivan vor, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Er setzte sich mit Ihnen in Verbindung und sagte mir später, Sie hätten um Bedenkzeit gebeten. Das ist der Stand der Dinge. Und dann rufen Sie mich plötzlich an, weil Sie mir angeblich etwas Interessantes zu zeigen hätten. Aber alles, was Sie …«
    Kiwibin winkte ungeduldig ab. »Ich konnte mich nicht früher mit Ihnen in Verbindung setzen, Mr. Hunter. Sie waren ständig auf Reisen. Und mit dem O. I. wollte ich nicht sprechen. Außerdem habe ich erfahren, daß er schwer krank ist.«
    »Woher wissen Sie das alles?«
    Kiwibin lehnte sich zurück. Ein schwaches Lächeln umspielte seinen Mund. »Das werde ich Ihnen später erzählen.«
    Um es ganz ehrlich zu sagen, mir war dieser seltsame Mr. Kiwibin äußerst suspekt. Und die beiden Männer, die neben ihm saßen, wollten mir ebenfalls nicht gefallen. Das Zimmer, in dem wir uns befanden, war klein und düster. Eine hohe Stehlampe verbreitete ein unwirkliches Licht und warf gespenstische Muster an die dunklen Wände.
    Ich war erst gestern aus Schweden zurückgekehrt und hatte zu meiner großen Überraschung feststellen müssen, daß Coco nach Wien geflogen war, um sich um eine Erbschaftsangelegenheit zu kümmern. Sie hatte nicht länger auf meine Rückkehr warten wollen. Das Schicksal der Inquisitionsabteilung war ebenfalls noch immer ungewiß. Offenbar wollte man beim Secret Service die Genesung Trevor Sullivans abwarten.
    Und heute, kurz nach zehn Uhr, hatte mich Kiwibin angerufen und mich zu sich eingeladen.
    »Machen wir es kurz, Mr. Kiwibin. Was wollen Sie von mir?«
    Kiwibin zeigte auf das Foto. »Dieses Ungeheuer existiert. Es muß unbedingt vernichtet werden.«
    »Wo wurde das Foto aufgenommen?«
    »Sehen Sie sich das Bild einmal genauer an, Mr. Hunter!«
    Ich griff nach dem Foto und hielt es ein wenig schräg, da sich das Licht auf der glänzenden Oberfläche spiegelte. Die Blondine hatte hochangesetzte, üppige Brüste und feste Schenkel. Ihr Haar war voll und schulterlang, das Gesicht mit den dunklen Augen seltsam anziehend. Sie trug einen Stirnreif mit einem Amulett, das seltsame Ornamente aufwies.
    Plötzlich begann es vor meinen Augen zu flimmern. Das Amulett und der Stirnreif schienen zu wachsen. Ich wollte den Blick abwenden, doch es gelang mir nicht. Mir wurde heiß. Ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach. Plötzlich fühlte ich mich müde. Das Foto in meiner rechten Hand wurde immer größer.
    »Mr. Hunter!« hörte ich Kiwibins Stimme.
    Ich wollte antworten, doch meine Zunge ließ sich nicht bewegen. Es schien, als würde ich in das Foto stürzen; als würde mich das Amulett durch Zeit und Raum schleudern.
    Ich verlor das Bewußtsein.

    Die tiefstehende Sonne tauchte die trostlose Schneelandschaft in rotes Licht. Die Äste der Bäume ächzten unter der drückenden Last des Schnees. Weit im Hintergrund waren verschneite Berge zu sehen.
    Das Knirschen der Kufen vermischte sich mit dem leisen Gebimmel der Glocken. Der Schlitten kam rasch näher. Er wurde von sechs
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