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0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers
Autoren: Rolf Kalmuczak
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dort, wenn er sich mit ihr überhaupt in Verbindung gesetzt hat.«
    »Gut, Phil. Aber wie willst du das herausbekommen?«
    »Ich horche einen der Kellner aus. Ich benehme mich so, als sei ich ein heimlicher Verehrer der Dame. Der Kellner kann dann immer noch denken, ich wolle sie nach Hause bringen.«
    »Schön. Wenn du was erfahren hast, notiere es auf einem Zettel und steck ihn mir unauffällig zu.«
    »In Ordnung, Jerry, ich werde…«
    Phil brach ab, denn jetzt betrat ein Gast den Waschraum.
    Ich ging zurück an die Bar.
    Gordon hatte sich auf die Theke gestützt, Sein Jackett beulte sich rechts und links Veit aus. Man brauchte keinen Röntgenblick zu haben, um die gewaltigen Ausbuchtungen wahrzunehmen, die seine Pistolen verursachten. Ich faßte Shiriey Scott ins Auge. Sie hielt ihren Blick aus zusammengekniffenen Lidern auf Gordon gerichtet. Und ich hätte meinen Jaguar gegen eine Seifenkiste gewettet, daß sie Gordons Fünfundvierziger bemerkt hatte.
    Gordon schwätzte mit mir über alles mögliche, während ich unauffällig nach Phil peilte, der sich an einem Tisch in einer Ecke niedergelassen hatte. Mein Freund verhandelte mit einem Ober, und eben wechselte ein Dollar-Schein den Besitzer.
    Minuten später kam Phil nach vorn geschlendert. Er trat an die Bar und fragte, ob er telefonieren könne. Shiriey Scott reichte ihm das Telefon, und Phil ließ sich neben mir auf einen Hocker nieder.
    Ich sah, wie er die Nummer des FBI wählte: LE 5 77 00.
    Der Kollege in unserer Zentrale meldete sich. Phil hielt den Hörer so ans Ohr gepreßt, daß wir die Worte unseres Kollegen nicht verstehen konnten. Aber was Phil sagte, konnte ich verstehen. Und ich hatte Mühe, ernst zu bleiben.
    »Hallo, Liebling«, flötete mein Freund. »Wenn du mit deinem Make-up fertig bist, kannst du in der Good-Luck-Bar vorbeikommen. Ich warte auf dich — Ja! — Eine halbe Stunde noch? Gut! — Bring erst die Kinder ins Bett! — Natürlich! — Also bis gleich, Liebling.«’
    Phil legte auf. Er schob den Apparat zurück und gab der Blonden einen halben Dollar. Als sie sich abwandte, um das Wechselgeld aus der Kasse zu nehmen, schob mir Phil einen Zettel in die Hand.
    »Danke, der Rest ist für Sie.«
    Phil wies das Wechselgeld mit einer entrüsteten Geste zurück. Ich dachte an die Spesenrechnung.
    Phil war zu seinem Platz zurückgekehrt, und nach drei Minuten ergab sich eine günstige Gelegenheit für mich.
    Shiriey Scott war für einige Minuten am anderen Ende der Bar mit einem Gast beschäftigt. Während dieser Zeitspanne las ich den Zettel.
    Sie wohnt hier. Im zweiten oder dritten Stock. Ich werde in fünf Minuten nach oben gehen und mich dort Umsehen. Der Kellner sagte etwas von »Gorillas«, die nach Mitternacht hier in der Bar für Ordnung sorgen. Ich habe mich als G-man ausgewiesen und den Besitzer der Bar durch den Kellner verständigen lassen. Der Bar-Boß hat nichts dagegen, daß ich mich oben umschaue.
    Ich steckte den Zettel in Brand, legte ihn auf den Aschenbecher und zerdrückte anschließend die Asche. Phil sah mich fragerfd an. Ich nickte. Phil deutete mit dem Kinn auf die Treppe, die im Hintergrund der Bar lag.
    Auf meiner Uhr war es 8.15 Uhr, als Phil die Treppe emporwieselte und hinter der Biegung verschwand.
    Gordon, der bis jetzt vor sich hingedöst und von allem nichts bemerkt hatte, rutschte von seinem Sitz und setzte sich in Richtung Waschraum in Bewegung. Er durchschritt die Bar und verschwand hinter dem Vorhang.
    Ich bestellte mir einen Whisky und trank ihn ziemlich hastig.
    Ich wollte einen weiteren Whisky bestellen, aber Shiriey Scott war nicht zu sehen. Als sie wiederkam, war es 20.18 Uhr. Shiriey war etwa zwei Minuten weggeblieben, und ich hätte gut daran getan, auf diesen Umstand zu achten.
    Als Gordon nach zehn Minuten noch nicht zurück war, beschloß ich, nach ihm zu sehen. Vielleicht war ihm schlecht geworden. Der warme Tag und der Whisky…
    Ich ging zum zweitenmal an diesem Abend zum Waschraum.
    Der grüne Filzvorhang streifte mich leicht an der Wange, als ich die Tür mit der Aufschrift »Gents« öffnete. Ich ]ieß die Tür hinter mir ins Schloß fallen und blieb mit der rechten Manschette an dem Schlüssel hängen, der von innen im Schloß der Tür stak.
    Linker Hand waren die Waschbecken, ein halbes Dutzend. Rechts befand sich eine Schwingtür, die in einen Raum mit Toiletten führte. Dieser Raum war fensterlos, wie ich sehen konnte. Der Waschraum selbst hatte zwei Fenster, die beide geschlossen
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