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0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers
Autoren: Rolf Kalmuczak
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befindlichen Lichtschalter.
    Den Bruchteil einer Sekunde später verlöschte das Licht.
    Shirley Scott zog die Tür hinter sich ins Schloß.
    In dem Zimmer war es jetzt so finster wie in einem Sarg.
    Nur das leise Summen einer Fliege war zu vernehmen, die einige Bahnen durch das Zimmer zog und dann mit einem sirrenden Flügelschlagen irgendwo es auf den dichten, geschlossenen Fenstervorhängen landete.
    ***
    Der scharfe Geruch von Desinfektionsmitteln stieg mir in die Nase.
    Von der weißgetünchten Decke strahlte grelles Neonlicht. Es spiegelte sich in den gekachelten Wänden und warf helle Streifen auf den feuchtschimmernden Boden.
    Louis Gordon war mit einem dicken Kupferdraht erdrosselt worden, und der Mörder mußt über enorme Kräfte verfügen. Wie hatte er mit einem so kräftigen und kampferprobten Mann wie Gordon fertig werden können -— geräuschlos und schnell? Ich trat zu der Leiche des Districts-Attorney-Beauftragten und beugte mich nieder.
    In Gordon war kein Funke Leben mehr. Auf dem dunklen Kragen seines Jacketts sah ich einige helle Sandkörner.
    Das also war es gewesen: Der Mörder hatte Gordon' mit einem sandgefüllten Strumpf oder etwas Ähnlichem niedergeschlagen und dann mit dem Draht erdrosselt.
    Ich blickte mich suchend um. Aber schon bei meinem Eintritt in den Waschraum hatte ich festgestellt, daß niemand anwesend war. Um keine Möglichkeit außer acht zu lassen, trat ich in den Toilettenraum und prüfte, ob sich hier jemand versteckt hielt.
    Der Raum war leer.
    Ich ging zurück in den Waschraum und untersuchte vorsichtig die Fenster. Beide waren verriegelt. Die Scheiben waren aus Milchglas. Die Fenster gehörten zu jenen alten Modellen, die zweiflügelig sind. Beide Fensterflügel wurden geschlossen, indem man die Riegel eines Flügels in die Krampen des anderen Flügels einhakte. An jedem Fenster gab es zwei Riegel und zwei Krampen. Das rechte Fenster war fest verschlossen. Beide Riegel waren in die Krampen gehakt.
    Das linke Fenster war nur durch den unteren Riegel verschlossen. Der zweite — etwa in Gesichtshöhe angebracht — hing nach unten. Zwischen beiden Fensterflügeln befand sich ein millimeterbreiter Spalt, durch den kühle Abendluft strömte.
    Ich nahm die Schließvorrichtungen der beiden Fenster und die Tatsache, daß das eine nur mittels eines Riegels verschlossen war, zur Kenntnis, ohne mir darüber Gedanken zu machen. Für mich war es in diesem Augenblick gewiß, daß der Mörder nicht durchs Fenster entkommen sein konnte, da dann eines hätte offenstehen müssen.
    Also war der Mörder von der Bar her eingedrungen und mußte den Waschraum auf dem gleichen Wege wieder verlassen haben. Die Möglichkeit dazu bestand auf jeden Fall. Ich hatte nicht darauf geachtet, ob überhaupt jemand — und vor allem wer — während der letzten zehn Minuten in den Waschraum getreten war. Vielleicht hatte sich der Mörder schon hier befunden, als Louis Gordon eintrat. Vielleicht hatte der Mord nichts mit unserer Aufgabe zu tun? Vielleicht war es ein Raubmord? Obwohl ich das für unwahrscheinlich hielt, bückte ich mich noch einmal zu Gordons‘Leiche hinab und tastete vorsichtig nach der Brieftasche.
    Sie war am gewohnten Platz — ebenfalls die.beiden schweren Pistolen, deren Umrisse ich unter Gordons Jackett deutlich zu spüren vermochte.
    Ich blickte auf die Uhr. Es war jetzt 20.26 Uhr.
    Um 20.15 Uhr war Gordon in den Waschraum gegangen.
    Um 20.17 Uhr etwa war Shirley Scott verschwunden. .
    Sie war die einzige, der gegenüber sich Gordon durch seine Unvorsichtigkeit zu erkennen gegeben hatte.
    Ich ging zu der Tür des Waschraums und öffnete sie. Schon wollte ich sie hinter mir schließen und durch den Vorhang den Barraum betreten, als mir der Schlüssel einflel, an dem mein Ärmel beim Eintreten hängengeblieben war. Ich zog den Schlüssel, der von innen steckte, ab und verschloß die Tür damit von außen. Den Schlüssel steckte ich ein. Mir war nun auch klar, warum der Mörder sich so viel Zeit zu seinem Mord gelassen hatte. Sicherlich hatte er die Tür von innen verschlossen.
    Um wen es sich bei dem Mörder handelte, war sonnenklar.
    Nur Malcolm Messer kam für diese Tat in Frage. Shirley Scott mußte ihn von Gordons Anwesenheit unterrichtet haben. Aber — wie war es möglich, daß ein so auffällig aussehender Mann wie der Killer durch die Bar gegangen war, ohne daß es mir auffiel. Warum hatte Gordon ihn nicht sofort erkannt, als er ihm im Waschraum gegenüberstand? Oder hatte
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