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0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers
Autoren: Rolf Kalmuczak
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dieses Zimmer nicht mehr gehörte. In diesem Zimmer spürte Phil die Nähe des Todes. Mein Freund war sich darüber im klaren, daß Malcolm Messer alles versuchen würde, um ihn zu töten. Und Phil wußte, daß der Killer unvergleichlich gefährlicher war als die beiden Gorillas auf der Treppe.
    So sehr sich Phil auch anstrengte — er konnte nicht das geringste Geräusch vernehmen, das darauf hindeutete, daß der Killer sich bewegte, seinen Standort änderte.
    Es war heiß in dem Zimmer. Die Luft war stickig. Sie legte sich wie ein eiserner Reif um Phils Brust. Mein Freund fühlte, wie sich der Schweiß in seinen Achselhöhlen sammelte. Phil spürte plötzlich den Wunsch nach einer kalten Dusche übermächtig in sich werden. Die Spannung zerrte an seinen Nerven, wurde unerträglich, die Zunge klebte trocken am Gaumen.
    Phil schluckte. Das kaum wahrnehmbare Geräusch erschien ihm so laut, daß er fürchtete, Malcolm Messer könne es vernommen haben.
    Ganz vorsichtig tastete Phil nach seiner Pistole. Zoll um Zoll bewegte er die Hand in Richtung Jackettausschnitt. Eine Naht knackte. Das Geräusch sprang hart in die Stille. Phils Hand verharrte in Brusthöhe. Dann — mit einer entschlossenen und schnellen Bewegung — griff Phil zur Pistole. Er zog sie aus der Halfter und schob mit einem hörbaren Geräusch den Sicherungsfiügel herum.
    Die Fliege, die sich auf'den dicht geschlossenen Fenstervorhang gesetzt hatte, begann wieder durch das Zimmer zu summen. Phil bewegte die Mündung seiner Pistole in Richtung Fenster.
    Hatte Messer die Fliege aufgescheucht?
    War dort nicht ein Geräusch gewesen — so, als bewege jemand behutsam den Vorhang?
    Phil glitt einen Schritt zurück und berührte mit der Kniekehle den weichen Widerstand eines Sesselsitzes. Noch immer war nichts zu vernehmen.
    Entweder hat Messer sich bis jetzt nicht von der Stelle gerührt, oder er kann fliegen — dachte Phil und spürte, wie sich der Kolben der Smith and Wesson 38er Special in seiner Hand erwärmte.
    Die Fliege brummte dicht an meinem Freund vorbei, zog in der Nähe des Fensters enge Kreise und ließ sich dannwieder auf dem Vorhang nieder.
    Es vergingen drei, vier, fünf Sekunden — dann startete die Fliege zu erneutem Rundflug, und diesmal war Phil seiner Sache sicher. Deutlich hatte er vernommen, wie irgend etwas den Vorhang bewegte. Ein leises Rascheln, eine leichte Bewegung des Stoffes, die in der atemlosen Stille nicht zu überhören war.
    Phil glitt in eine andere Stellung. Er schob sich etwas nach rechts und stand jetzt mit dem Gesicht zum Fenster gewandt. Er hielt die Pistole in der Faust und war bereit, damit zuzuschlagen.
    Die Nerven meines Freundes waren alarmiert. Alle Sinne strengte er .an. Wenn es ihm schon nicht möglich war, Malcolm Messer zu sehen, so mußte er doch den Luftzug spüren, den dieser verursachen würde, wenn er vor ihm auftauchte. Vielleicht würde er ihn riechen. Vielleicht benutzte Messer ein Haar- oder Rasierwasser, das ihn beim Näherkommen verriet.
    Träge schlichen die Sekunden dahin. Phil spürte, wie sein rechter Unterarm schmerzte. Um Malcolm Messer im Falle eines Handgemenges richtig packen zu können, streckte Phil auch die linke Hand nach vorn.
    Wieder verging eine halbe Minute äußerster Spannung.
    Phil starrte zum Fenster und wußte nicht, daß sich der Killer hinter ihm befand.
    Malcolm Messer hatte richtig kalkuliert und sich die Fliege zum heimlichen Verbündeten gemacht. Er hatte nach dem zweiten Rundflug des Brummers lautlos sein Taschentuch gezogen, und dieses gegen den Vorhang geworfen. Phil vernahm das Geräusch und deutete es dahingehend aus, daß der Killer sich am Vorhang befinde.
    Während Phil sich dem Fenster zuwandte, begann Malcolm Messer sich in anderer Richtung zu bewegen. Er wußte in etwa, wo Phil stehen mußte. Er wußte, daß dort ein Sessel stand, an dem Phil nicht vorbei konnte. Aus dem Gedächtnis ortete der Killer Phils Standort.
    Als Phil die linke Hand ausstreckte, um den Killer im Ernstfall besser fassen zu können, beging er einen Fehler, der ihn Malcolm Messer gegenüber aussichtslos in Nachteil brachte.
    Phil trug wie nahezu alle Menschen am linken Handgelenk eine Armbanduhr. Da Phil aber ein G-man ist, der oft in Situationen gerät, in denen er die Uhrzeit im Dunkeln ablesen muß, hatte Phils Zeitanzeiger schöne, große Leuchtziffern.
    Sie wiesen dem Killer den Weg.
    Malcolm Messer stand jetzt nur noch knapp zwei Schritte von Phil entfernt. Er atmete durch den
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