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0244 - Der Eulenmann

0244 - Der Eulenmann

Titel: 0244 - Der Eulenmann
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Erdhöhle hinein. So, wie sie angelegt war, mußte sie an einem leichten Berghang liegen. Und im Hintergrund der Höhle kauerte etwas Unheimliches, Riesenhaftes.
    Die Eule…
    Ihre großen Augen funkelten. Der Schnabel öffnete sich und gab laute Krächztöne von sich. Langsam bewegte die Eule die Flügel, und wieder sah Nicole die scharfen Klauen daran, die diesen Riesenvogel von anderen Vögeln unterschied.
    Die Archäopterix, der legendäre Urvogel, sollte auch solche klauenbewehrten Schwingen besessen haben…
    Gab es hier Ähnlichkeiten? War die Riesen-Eule ein Überbleibsel aus fernster Vergangenheit?
    Nicole schüttelte den Kopf. Das war unmöglich.
    Sie sah den Druiden an. »Was hast du mit mir vor?«
    Der Entartete grinste. »Warte es ab«, sagte er. »Du wirst es früh genug erfahren.«
    Die Eule verließ ihren Platz und kam ein paar Schritte näher. Sie deutete auf Philippe Lenoir und krächzte etwas, das Nicole nicht verstand. Der Druide hingegen schien es sehr gut zu verstehen. Er schüttelte heftig den Kopf.
    »Du bekommst ihn, wenn ich es will«, sagte er. »Noch brauche ich ihn.«
    Wieder schrie die Eule.
    »Es ist mir vollkommen gleichgültig, ob du ein Opfer brauchst oder nicht«, sagte er. »Ich habe meine Pläne, und dafür brauche ich ihn. Erst wenn ich ihn nicht mehr benötige, kannst du seinen Kopf haben.«
    Nicole sah Lenoir an. Mit keiner Regung verriet der Hypnotisierte, ob er verstand, worum es ging. Ein Schwarzmagier und ein dämonisches Wesen schacherten um Menschenleben!
    Nicole verspürte ein leises Ziehen im Hinterkopf. Jemand versuchte ihre Gedanken zu lesen. Mißtrauisch starrte sie die Eule an und verstärkte ihre Abschirmung. Sie ahnte nicht, daß es Zamorra war, der nach ihr suchte…
    Die Eule protestierte, aber der Druide machte eine abwehrende Handbewegung. »Ich gehe von meinem Plan nicht ab«, sagte er hart.
    Da deutete die Eule mit ausgestrecktem Flügel auf Nicole.
    Der Druide sah Nicole an und schien zu überlegen. In Nicole begann ein Aufruhr zu toben. Langsam wich sie zurück, bis sie am Ausgang auf die unsichtbare Sperre traf.
    Wollte der Druide etwa sie der Eule opfern?
    Da nickte er!
    »Ja«, hörte Nicole ihn sagen, während die kalte Todesangst sie überflutete und davonzuschwemmen drohte. »Ja, du kannst sie haben, Eule… nimm ihren Kopf, und danach werde ich sie vorbereiten, daß du in ihr gegen Zamorra antreten kannst…«
    Da setzte Nicole alles auf eine Karte.
    Sie sprang den Druiden an!
    Sie wollte ihn der Eule in die Fänge schleudern. Blitzschnell war sie da. Doch der Druide schien mit einem solchen Angriff gerechnet zu haben. Er änderte nur leicht seine Fingerstellung. Ein Blitz zuckte durch die Höhle und schleuderte Nicole noch im Sprung herum. Sie wurde durch die Luft gewirbelt, direkt auf die Eule zu, und stürzte vor diesem Riesenvogel zu Boden.
    Das war der Moment, in welchem der telepathische Kontakt zu Zamorra jäh unterbrochen wurde…
    ***
    Zamorra sank etwas in sich zusammen. Sein Nacken begann wieder zu schmerzen, weil er an die Kopfstütze gestoßen war.
    Er versuchte nicht noch einmal, Kontakt aufzunehmen. Dieser magische Schlag reichte ihm. Jemand hatte bemerkt, daß er die Spur fand, und blitzartig zugeschlagen, um ihn auf diese Weise kaltzustellen. Aber da die Verbindung zu Nicole so schwach war, kam auch in umgekehrter Richtung nicht viel durch.
    Ansonsten hätte Zamorra zumindest das Bewußtsein verloren…
    Er wußte jetzt, in welcher Richtung er Nicole zu suchen hatte. Nicole und das dämonische Versteck.
    Aber mit dem Wagen kam er nicht dorthin. Er mußte querfeldein. Einen Geländewagen hätte er gebraucht, doch der Renault Rodeo stand in der Garage von Château Montagne, unerreichbar in dieser Nacht. Also mußte er versuchen, zu Fuß durchzukommen.
    Er stieg wieder aus, schloß den Wagen sorgfältig ab und setzte sich in Bewegung. Dabei hoffte er, daß er die Richtung nicht verlor, denn einen weiteren Tastversuch konnte und wollte er nicht riskieren.
    Er mußte sich nach den Sternen orientieren.
    Das bleiche Mondlicht gab ihm genug Licht, den Boden auf seinem Weg zu erkennen. Zamorra versuchte einen lockeren Trab, aber das Pochen in Nacken und Hinterkopf zwang ihn dazu, dieses Tempo sehr schnell wieder aufzugeben.
    Selten war er in einer so ungünstigen Kondition in einen Kampf gegangen wie in dieser Nacht. Die Chancen standen nicht sehr gut. Und wenn es ihm nicht um Nicole gegangen wäre, hätte er jetzt tatsächlich die
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