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0236 - Höllischer Regen

0236 - Höllischer Regen

Titel: 0236 - Höllischer Regen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Komponente war zuverlässig und stark. Das höhnische Lachen des Dämons verlosch in der Feme.
    Als er die halbe Strecke zurückgelegt hatte, hielt Sir Jay inne. Er ließ Gregor zu Boden sinken und wandte sich um. Noch war das Dimensionengefüge verzerrt, noch existierten die Löcher. Bald schon würde sich das wieder normalisieren.
    Aber wohin führten die Löcher?
    Wohin waren die Gnom-Teufel gegangen?
    Vielleicht ließ es sich erfahren. Sir Jay warf noch einen Blick auf Gregor und entschied, daß er ihn hier zurücklassen konnte. An diesem Punkt gab es keine Gefahr. Der Helleber setzte sich wieder in Bewegung und näherte sich dem Dimensionensieb, wie er es in Gedanken nannte.
    Gregors Zauber war verflogen, mit ihm konnte er nicht mehr rechnen, um etwas zu erfahren. Er mußte sich voll und ganz auf seine vorausschauenden und ahnenden Fähigkeiten verlassen, die niemand erklären konnte, die ihn aber immer das Richtige erkennen ließen.
    Asmodis schien nicht mit seiner Rückkehr zu rechnen. Der Dämon meldete sich nicht wieder, und Sir Jay kam bis dicht an eines der Löcher heran. Ein eigenartiger Sog ging davon aus, gegen den er sich nur mit der mechanischen Komponente halten konnte.
    Er versuchte zu erkennen, was sich jenseits dieses Loches befand. Was war das?
    Ein großes, weites Land, Felsen, blauer Himmel, Sonne…
    Die Bilder verschwammen wieder, und Sir Jay zog sich zurück. Er hatte genug gesehen. Anhand winziger Merkmale hatte er die Welt erkannt, in die die Löcher führten und wohin die Gnom-Teufel verschwunden waren.
    Mit hohem Tempo kehrte er zurück, las Gregor auf und begab sich wieder in den Schutz der Festungsmauern…
    ***
    Die Wiese war so grün, wie sie eigentlich gar nicht sein durfte. Gras in diesem saftigen Farbton gab es doch so gut wie gar nicht mehr, seit Luftverschmutzung, saurer Regen und was es mehr an aufdringlichen Umwelteinflüssen gab, über die Natur herfielen. Und unter dem Sternenhimmel hätte man dieses Grün auch nicht in all seiner Pracht wahrnehmen können.
    Trotzdem sah Zamorra das strahlende Grün der Wiese, und er sah auch Sterne am Himmel funkeln, der nachtblau war. Goldene Sterne, die ihm und Nicole zuzublinzeln versuchten.
    Nicole Duval schmiegte sich an ihren Partner und küßte ihn. »Schön ist es hier, wunderschön…«, und sie bückte sich, pflückte eine in den Regenbogenfarben schillernde Blüte und steckte sie sich ins Haar.
    Kristallklar plätscherte ein sich vielfach windender Bach durch die Graslandschaft, dessen Ende nicht abzusehen war.
    Zamorra lächelte. Es fehlte eigentlich nur noch das Lamm, das mit dem Löwen spielte, um die Stimmung perfekt zu machen.
    Nicole machte ein paar tänzerische Schritte vorwärts. Zamorra folgte ihr langsam. Er hörte Vögel zwitschern, konnte sie aber nicht entdecken. Vielleicht waren sie so dunkel wie der Sternenhimmel.
    Der Parapsychologe streckte die Hand aus, berührte leicht Nicoles Schulter. Sie drehte den Kopf, lächelte ihn an. »Weißt du, was ich möchte? Hier bleiben, für immer. Hier ist es so schön ruhig, so friedlich. Keine Hektik, kein Streß, nichts…«
    Zamorras Hand strich durch Nicoles Haar. Es knisterte elektrisch. Plötzlich sah er weit voraus Bewegung.
    Sie waren in ihrem Paradies nicht mehr allein.
    Noch jemand war da. Ein Mädchen stand übergangslos auf der grünen Wiese. Es war so blitzschnell erschienen, wie auch Zamorra und Nicole diese Landschaft erreicht hatten.
    War diese Art der Fortbewegung hier üblich?
    Zamorra kämpfte den Drang nieder, sich mit einem starken Gedankenwunsch in die unmittelbare Nähe des fremden Mädchens zu versetzen, und als er sah, wie Nicoles Augen seltsam zu leuchten begannen, ahnte er, daß sie den gleichen Wunsch verspürte.
    »Nicht«, flüsterte er. »Nicht stören… warte noch«
    Sie konnten das Mädchen jetzt besser sehen. Es war mit einem kurzen Hemd bekleidet, das den Körper weich umspielte. Aber aus ihrer Stirn ragten kleine Hörner empor.
    Hörner…?
    Das Mädchen bewegte sich. Es faßte den Saum des Hemdchens und hob den dünnen Stoff zu einer Schürze empor, um etwas aufzufangen, was aus der Höhe kommen sollte.
    »Sterntaler«, hauchte Nicole.
    »Das Sterntaler-Märchen…«
    Zamorra sah sie fragend an. Nicole lächelte. »Kennst du das Kindermärchen nicht? Ein herzensgutes Mädchen verschenkt alle Sachen, die es bei sich trägt, an andere, arme Kinder. Ihr Spielzeug, ihre Marschverpflegung, schließlich ihre Kleidung bis zum letzten Hemdchen.
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