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0236 - Höllischer Regen

0236 - Höllischer Regen

Titel: 0236 - Höllischer Regen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schließlich hat sie, die Gebende, die Mitleidige und Großzügige, selbst gar nichts mehr, aber ihr wird von niemanden geholfen, bis der Himmel ein Einsehen hat und die Sterne herabregnen läßt, die plötzlich Goldstücke sind. Das Mädchen fängt sie auf, und wenn es nicht gestorben ist, dann lebt es noch heute, oder so.«
    »Interessant«, murmelte Zamorra und sah zum nachtblauen Himmel mit seinem Sternengefunkel hinauf, dann wieder zu dem Mädchen auf der Wiese. »Spricht das Märchen auch von den Hörnern, die das Mädchen auf der Stirn trägt?«
    Nicole schüttelte den Kopf.
    Plötzlich geriet über ihnen der Sternenhimmel in Bewegung.
    Das gehörnte Mädchen legte den Kopf weit zurück, sah nach oben und wartete mit ausgestreckter Schürze.
    Von oben regneten die Sterne herab!
    Aber die waren plötzlich keine Sterne mehr, sondern etwas anderes, das dennoch im Lichtschein glänzte.
    Schwarz glänzte!
    Nicole klammerte sich überrascht an Zamorra. »Ich werd’ nicht mehr… was ist das denn?«
    Winzige, kleine gnomenhafte Teufelsgestalten regneten vom Himmel und landeten in der Hemdschürze des Mädchens!
    Zamorras Augen weiteten sich.
    Auf seiner Brust glühte etwas auf. Das Amulett, das er dort am silbernen Halskettchen trug, sein Dämonenwarner und stärkste Waffe zugleich!
    Dämonenalarm! Schwarzes Blut! Die Teufel, die dort vom Himmel herabregneten, kamen aus der tiefsten Hölle!
    Zamorras Hemd platzte förmlich auf, als das Amulett sich mit Urgewalt selbst befreite. Gleißendes, silbernes Licht flammte hervor, jagte auf die Szene zu, die plötzlich nichts Friedliches und Schönes mehr an sich hatte.
    Teufel kreischten und spien Feuer, Gift und Galle!
    Das Amulett griff sie an - und auch das Mädchen! Innerhalb von Sekundenbruchteilen war dort im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los.
    Und die Teufelchen sprangen aus der Hemdschürze wieder heraus, von verzehrendem, magischen Silberlicht eingehüllt, brannten und schmolzen und jagten doch in weiten Sprüngen rasend schnell heran. Zu Dutzenden verglühten sie, aber dann kamen doch drei, vier, sechs zugleich durch und griffen Zamorra und Nicole an.
    Zamorra hörte Nicole schreien, während sich einer der Gnom-Teufel in seiner Schulter verbiß. Furchtbar packten die Zahnreihen zu, zwei andere wollten sofort an Zamorras Hals. Er konnte sie nicht mehr abwehren, schlug dennoch wild um sich und brüllte seinen Schmerz hinaus.
    Da flog die Tür auf.
    »Chef!« schrie Raffael Bois erschrocken. »Chef, was ist los? Warum schreien Sie denn so? Mademoiselle…?«
    Sie waren im Château Montagne… !
    ***
    Niemand hatte Colonel Odinsson jemals anders gesehen als in Jeans und Rollkragenpullover. Selbst wenn es so heiß war, daß andere es nicht mal mehr in der Badehose aushielten, traf man Odinsson in diesem wärmenden Textil an. Der Mann, der trotz seines skandinavischen Namens waschechter Amerikaner war, schien kein Temperaturgefühl zu besitzen.
    Lässig zurückgelehnt, saß er in dem bequemen Ledersessel Lieutenant Schultz und Colonel T. S. Washburne gegenüber, dem Kommandanten der Air Force-Basis. Draußen auf der Piste stand der superschnelle Jet, mit dem Odinsson aus Washington gekommen war.
    Balder Odinsson war Exekutivagent des Pentagon mit weitreichenden Vollmachten. Seine Macht reichte weiter als die sämtlicher US-Geheimdienste, selbst der NATO. Wenn es nötig war, arbeitete er auch mit gegnerischen Abteilungen zusammen. Von denen versuchte keiner sich an Odinsson zu vergreifen, ihn »umzudrehen« oder auszuquetschen. Odinsson wurde zwar von den USA bezahlt, aber er tauchte überall dort auf, wo es brannte.
    Er war eine Art Schlüsselfigur.
    Und außer einem Gefühl für Hitze und Kälte fehlte ihm noch etwas: das Bedürfnis nach Macht.
    Er besaß Macht. Er konnte, wenn er wollte, mit einem einzigen Befehl die Welt aus den Angeln heben. Wenn er pfiff, tanzten Vier-Sterne-Generäle und Minister.
    Aber er verspürte gar keine Lust, zu pfeifen. Er brauchte die Macht, die notfalls hinter ihm stand, nicht. Er liebte seine Arbeit und ging darin auf, und er war intelligent genug zu wissen, daß alle Milliarden ihm im Grab nichts mehr nützen würden.
    Odinsson war vielleicht der einzige Mensch der Welt, der nicht käuflich war, so hoch die Bestechungssumme auch sein mochte. Es interessierte ihn nicht. Mehr interessierte es ihn, frei arbeiten zu können und sich nicht tausend Türen zu verschließen, indem er eine etwas weiter öffnete.
    Das wußten auch die
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