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0221 - Der Todessee

0221 - Der Todessee

Titel: 0221 - Der Todessee
Autoren: Jason Dark
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einem Geruch, der entsteht, wenn hohe Spannungen durch einen Lichtbogen erzeugt werden.
    Sollte letzterer mit dem blauen Leuchten in einem ursächlichen Zusammenhang stehen?
    Sie machte sich keinerlei weitere Gedanken mehr darüber, denn sie mußte zusehen, endlich ihr Ziel zu erreichen. Innerlich fieberte sie, aber sie ließ sich Zeit, ihr sollte nicht das gleiche Schicksal widerfahren wie dem Alten.
    Die vierte Stufe lag hinter ihr, und sie hatte schon das rechte Bein vorgeschoben, um die fünfte zu betreten, als sie den gellenden Schrei hörte.
    Ohne Vorwarnung klang er auf, hallte Karen markerschütternd entgegen und trieb das Entsetzen in sie hinein.
    Vor ihr, an einem Ort, den sie nicht einsehen konnte, mußte etwas Schreckliches geschehen sein.
    Und der Alte hatte geschrien!
    Karen stand wie festgeleimt auf der Stufe. Noch konnte sie nicht um den ersten Absatz herumschauen, um zu sehen, was sich am Fuß der Treppe abspielte. Aber es mußte etwas Furchtbares, Schreckliches sein. So wie der Schrei geklungen hatte, schrie ein Mensch in Lebensgefahr.
    Auch das Mädchen wurde jetzt von dem blauen Schein umflort.
    Sie fühlte ihn sogar, er lag nicht nur auf ihrer Haut, er schien auch durch die Poren zu dringen, um in ihr Gehirn zu gleiten. Ein seltsames Gefühl hatte sie überkommen, und fremde Gedanken waren in ihrem Kopf, die sie allerdings nicht auseinanderfiltern konnte, so daß sich die fremden Gedanken anhörten wie ein fernes Rauschen.
    Wie gebannt blieb sie stehen. Mit einer Hand stützte sie sich noch immer an der Wand ab, die andere hielt den Revolver wie im Krampf umklammert, als wäre er ein letzter Rettungsanker.
    Der Schrei verebbte.
    Stufenweise vollzog sich dies. Zuerst verstummten die hohen, schrillen Töne, danach war nur ein Wimmern zu vernehmen, und als dies vorbei war, ein langgezogenes grauenhaftes Stöhnen, das in einem letzten Röcheln endete.
    Schluß…
    Wie zu Stein erstarrt, stand Karen auf dem Fleck und lauschte.
    Die Stille, die um sie herum herrschte, empfand sie als fast noch schlimmer als den Schrei.
    Auch das Rauschen war aus ihrem Schädel verschwunden. Sie konnte wieder klar denken, keine fremde Macht versuchte mehr, von ihr Besitz zu ergreifen.
    Was war da unten geschehen?
    Diese Frage wiederholte sich oft. Sie hämmerte in ihrem Bewußtsein, und Karen zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen, als sie plötzlich die schweren, schlurfenden Schritte vernahm, die langsam die Treppe hochkamen…
    ***
    Suko und ich waren nicht direkt am Seeufer entlanggelaufen, sondern hatten zugesehen, daß wir auf die Straße kamen. Es gab dafür einen einfachen Grund. Der Weg hier war viel besser zu laufen, als der am See entlang. Wir brauchten keinen Bäumen auszuweichen oder irgendwelches Unterholz zu umgehen, hier auf der Straße hatten wir freie Bahn.
    Die Ruderei hatte uns zwar ziemlich mitgenommen, dennoch gab es für uns keine Pause. Wenn wir etwas erreichen wollten, dann so rasch wie möglich.
    Natürlich gaben wir uns nicht voll aus. Ein Dauerlauf mußte reichen.
    Menschenleer präsentierte sich die Straße. Auch bei Tage war sie kaum befahren, in der Nacht begegneten sich hier höchstens mal die Tiere des Waldes.
    Über uns segelten dunkle Wolken an einem grauen Himmel. Hin und wieder leuchtete der Mond durch, dann war er wieder verschwunden. In unendlicher Ferne blitzten ein paar Sterne, der Wind fuhr über den See, kräuselte das schwarze Wasser und verfing sich auch in den hohen, dichtbelaubten Kronen der Bäume, wo die Blätter aneinanderrieben und ein rauschendes Geräusch erzeugten.
    Durch die Lauferei war unsere Kleidung wieder getrocknet. Nur noch an wenigen Stellen klebte sie feucht auf der Haut. Leider sahen wir das Licht nicht mehr, deshalb mußten wir nach unserem Gefühl laufen. Nach einer Weile blieben wir fast gleichzeitig stehen, denn wir waren beide der Meinung, daß wir hier zum See abbiegen mußten.
    Bei Helligkeit wäre es kein Problem gewesen, wir hätten die Stelle sofort wiedererkannt, doch im Dunkeln sieht alles anders aus. Wie dem auch sei, um lange Überlegungen anzustellen, fehlte uns die Zeit, und so schlugen wir uns links der Fahrbahn in die Büsche.
    Kaum befand sich der weiche Boden unter unseren Füßen, als wir den Schrei hörten.
    Sofort hielten wir inne.
    Suko schaute mich an. »Das war weiter rechts.«
    Ich war der gleichen Meinung, nickte nur, und gemeinsam machten wir uns auf den Weg. Wir liefen jetzt im schrägen Winkel auf das Seeufer zu, wobei
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