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0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

Titel: 0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!
Autoren: Jason Dark
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Das mörderische Spiel begann – daran erinnere ich mich noch genau – an einem Samstag. Es war eigentlich ein Bilderbuchtag gewesen, wunderbares Wetter, Sonnenschein, ein Himmel, der aussah wie verwaschene Jeans. Ein Tag zum Freuen, zum Wandern, zum Nach-draußen-Fahren, vielleicht sogar bis an den Strand der Südküste.
    Auch das war mir natürlich durch den Kopf gegangen, aber ich hatte mich nicht darum gekümmert und die Dinge verdrängt. Ich war einfach im Bett geblieben, und mich hatte nicht einmal das Läuten des Telefons gestört, sodass ich mich erst gegen Mittag aus den Federn wühlte und mich tatsächlich ausgeschlafen und wohl fühlte.
    Suko war nicht in seiner Wohnung. Schon am Abend zuvor hatte er mir erzählt, dass er irgendwo joggen und spazieren gehen wollte.
    Er musste mal allein sein, um über alles nachdenken zu können. Bei diesem herrlichen Wetter würde er dann wenigstens nicht auf traurige Gedanken kommen.
    Sollte er, meinen Segen hatte er, denn ich dachte da anders. Keinen Stress, nicht einmal laufen, nur in den eigenen vier Wänden bleiben und lesen, mal in die Glotze schauen, ansonsten ausspannen und darüber nachdenken, dass in der letzten Zeit einige Fälle verdammt hart gewesen waren und ich durch Jessica Longs Tod eine der größten Enttäuschungen meines Lebens gehabt hatte.
    Ich duschte mich in Ruhe, trocknete mich auch sehr langsam ab, zog den leichten Bieranzug an und ein T-Shirt mit Flatterärmeln, dann bereitete ich das Frühstück vor. Ich hatte mir vorgenommen, so richtig zu schlemmen. Dazu gehörten Rührei, Schinken, Wurst, Käse, Konfitüre und noch all die anderen leckeren Dinge, die man eigentlich nicht braucht und nur isst, weil sie eben schmecken. Wie ein marinierter, süßsauer eingelegter Hering, mit dem ich mein Frühstück begann.
    Und natürlich Zeitungen. Gleich drei hatte ich mir besorgt. Eine Riesenkanne Kaffee, Saft, so ließ es sich schon aushalten. Ich konnte mir den Genuss ohne Reue leisten, da ich nicht auf meine Figur zu achten brauchte.
    Ein Zeitlimit hatte ich mir nicht gesetzt. Aus Erfahrung wusste ich, dass sich ein derartiges Frühstück bis in den Nachmittag hinziehen konnte, denn die drei dicken Gazetten mussten erst einmal durchgeblättert werden. Ich ließ mich von den Gerichten ablenken, schüttelte des Öfteren über die Weltpolitik den Kopf, schmunzelte hin und wieder über allzu menschliche Berichte und den Klatsch und wusste nun, dass es im englischen Königshaus endgültig zur Sache gehen würde und sich einige Paare auch offiziell scheiden ließen. Sollten sie, mir war das sowieso egal. Ich gehöre nicht gerade zu den Menschen, die unbedingt einen König oder eine Queen brauchen. Auch fühlte ich mich nicht wie viele Briten als Insulaner und als Nabel der Welt, sondern tendierte mehr hin zum Europäer, weil ich der Ansicht war, dass dieser Kontinent zusammenwachsen musste.
    Zwischendurch aß ich, und nach etwas mehr als zwei Stunden war ich so satt, dass kein Bissen mehr in meinen Magen gepasst hätte.
    Komischerweise überkam mich eine bleierne Müdigkeit. Es konnte auch an dem warmen Wetter liegen. Ich gähnte einige Male, schämte mich überhaupt nicht und räumte die Lebensmittel vom Tisch im Wohnraum. Die Zeitungen lagen verstreut auf dem Boden. Sie bildeten einen zweiten Teppich.
    Die Müdigkeit wollte nicht weichen, und diesmal lockte mich die Couch im Wohnzimmer. Sie zog mich an wie ein Magnet das Eisen.
    Ich leistete keinen Widerstand und legte mich wieder hin.
    Es tat so gut, die Beine auszustrecken. Eigentlich hatte ich nach einem Buch greifen wollen, doch selbst dazu war ich zu faul. Die Augen fielen mir wieder zu, und die Gegenstände in meinem Zimmer verschwammen, als hätte jemand einen Vorhang über sie gedeckt.
    Der tiefe Schlaf hüllte mich ein. Ich sackte einfach weg, fing an zu träumen, wusste aber nicht, was es war, wachte zwischendurch einmal auf und fand nicht die Kraft, auf die Beine zu kommen. Wie gefesselt blieb ich liegen.
    Es war ein Halbschlaf mit Träumen. Ich sah mich inmitten einer düsteren Landschaft, aus deren Boden etwas hervorkroch, das zunächst wie ein Ungeheuer aussah, später aber einen menschlichen Kopf bekam. Ich erkannte Jessica Longs Gesicht, bevor es sich in eine reptilienartige Fratze verwandelte und regelrecht in einem Flammensturm explodierte.
    Ihren Tod hatte ich noch immer nicht verkraftet. Da spielte das Unterbewusstsein einfach nicht mit. Ich träumte weiter, ich befand mich immer in
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