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0221 - Der Todessee

0221 - Der Todessee

Titel: 0221 - Der Todessee
Autoren: Jason Dark
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schweigsam«, sagte Jill Livingstone nach einer Weile.
    Karen White hob die schmalen Schultern. Sie war ein hübsches Mädchen, hatte rötlich schimmerndes Haar, sehr dunkle Augen und ein rundes Gesicht, in dem besonders die vollen Lippen auffielen, die geradewegs zum Küssen einluden.
    »Was ist denn?« hakte Jill nach.
    »Ich…ich weiß nicht so recht.«
    »Du denkst an den Alten, nicht?«
    »Ja.«
    »Glaubst du etwa den Käse, den er verzapft hat?«
    »Ich weiß nicht so recht, ob es nur Käse war.«
    Da lachte Jill auf. »Du bist gut, Mädchen. Natürlich ist es Mist. Jede Landschaft hat ihre Geister, Gespenster und Geschichten. Ungeheuer natürlich auch, warum soll hier keine Seeschlange oder ein Riesenkrake leben? Das ist doch möglich.«
    »Ach, hör auf!«
    Jill lachte. »Du hast wirklich Angst. Denk daran, daß wir morgen früh tauchen wollen. Da kann uns noch einiges blühen. Vielleicht sehen wir da sogar das Ungeheuer.«
    »Damit spaßt man nicht.«
    Jill erhob sich aus ihrem Schneidersitz, reckte sich, so daß sich deutlich ihre Brust unter dem dünnen T-Shirt abzeichnete, und schaute dabei auf das Wasser.
    Plötzlich zuckte sie zusammen. Ihr Blick wurde starr, sie gefror mitten in der Bewegung, und der Lichtschein des kleinen Feuers reichte aus, um ihr entsetztes Gesicht erkennen zu können.
    Das sah auch Karen. »Was ist mit dir?«
    »Ich habe was gesehen!«
    Karen runzelte die Stirn. Auf ihrer Haut bildete sich ein Schauder.
    »Wo? Im See?«
    »Ja, zum Henker.«
    Karen starrte ebenfalls in die Richtung, aber sie sah nichts, nur die Wasserfläche. »Tut mir leid, aber ich habe da nichts erkannt.«
    »Jetzt ist es auch weg.« Jill Livingstone atmete aus.
    »Was war es denn?«
    »Nicht das Ungeheuer, wie du vielleicht jetzt annimmst. Etwas anderes, das ebenfalls nicht in den See gehört. Ich…ich habe eine Hand gesehen.«
    »Eine Hand?«
    »Ja, und ein Stück Arm, das ebenfalls dazu gehörte.«
    »Mein Gott, das ist…« Karen wollte sprechen und lächeln, beides mißlang ihr. Schließlich sagte sie: »Du hast geträumt.«
    Jill schüttelte den Kopf.
    »Von Händen hat der Alte aber nichts gesagt. Wenn es so etwas gäbe, hätte er es erwähnt.«
    »Ich weiß nicht so recht. Die Hand sah schrecklich aus. So…so bleich, das war deutlich zu erkennen. Sie ragte wie ein Pfahl aus dem Wasser. Und überhaupt nicht weit vom Ufer weg.«
    »Ich schaue mal nach«, sagte Karen entschlossen.
    Jill wollte ihre Freundin zurückhalten, da war diese schon vorgelaufen und rutschte die taufeuchte Wiese hinunter, die erst dicht am Ufer aufhörte, wo ein schmaler Schilfgürtel begann.
    Karen White blieb stehen und schaute über den See. Gespenstisch war es schon, das mußte sie zugeben. Das grauschwarze Wasser, die sich kräuselnden Wellen, die keinerlei Schaumkronen aufwiesen, oben am Himmel die düsteren Wolken, die ihre langsame Wanderung quer über das Firmament aufnahmen, und an der linken Seite, wo sich ein Stück Land wie eine Zunge in den See schob, standen die uralten Bäume wie düstere Todesboten.
    Nur eine Hand sah sie nicht.
    Karen starrte so lange auf die Wasserfläche, bis ihre Augen anfingen zu tränen. Sie hätte die Hand sehen müssen, denn in ihrer Farbe hob sie sich deutlich von der dunklen Wasserfläche ab, aber da war nichts. Leer und verlassen lag der See.
    Sie drehte sich wieder um.
    Jill Livingstone war ein paar Schritte vorgegangen. Sie winkte Karen zu und wollte daß sie zu ihr kam.
    »Ich habe nichts gesehen«, sagte Karen laut. »Du mußt dich geirrt haben.«
    Jill hob die Schultern. Ihre Gestalt zeichnete einen schwachen Schatten auf den Boden, dann wandte sie sich ab und ging dorthin, wo die Flammen des Feuers die letzten Holzreste nieder brannten, so daß der Wind in die zurückgebliebene graue Asche wehen und sie davontragen konnte.
    »Vielleicht war es auch eine Einbildung«, sagte Jill, als Karen neben ihr stand.
    »Ganz bestimmt sogar.«
    Jill lachte. »Nie hätte ich gedacht, daß mich die Worte des Alten so anmachen würden.« Sie drehte sich plötzlich und streifte ihr T-Shirt über den Kopf. Darunter trug sie nur ein dünnes gelbes Oberteil, durch das die weiße Haut schimmerte.
    »Möchtest du ein Bad nehmen?« erkundigte sich Karen White erstaunt.
    Ihre Freundin löste bereits den Verschluß des Gürtels. »Das gerade nicht, aber ich habe keine Lust in den durchschwitzten Kleidungsstücken zu schlafen.«
    »Das ist wahr, komm…« Damit meinte Karen, daß Jill ihr dabei helfen
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