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0221 - Der Todessee

0221 - Der Todessee

Titel: 0221 - Der Todessee
Autoren: Jason Dark
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wir hofften, auf die Ruine zu stoßen.
    Manchmal war es wirklich zum Heulen. Wo die Natur sich frei entfalten konnte, da wucherte sie auch. Glitschige Baumwurzeln bildeten ein Netzwerk, das auf der Erde lag und regelrechte Rutschfallen auf den Boden zeichnete.
    Suko hatte Pech und legte sich lang. Er kam allerdings sofort wieder hoch.
    Ich bekam zweimal einen Ast gegen den Kopf, und dorniges Gestrüpp verhakte sich in meiner Kleidung.
    Mulden auf der Erde und winzige Erhebungen halfen auch noch mit, die Strecke fast unpassierbar zu machen.
    Schließlich jedoch erreichten wir eine Lichtung, und wir konnten auch Reifenspuren erkennen, die den weichen Untergrund aufgewühlt hatten. Wir waren mit unserem Wagen hier nicht hergefahren.
    »Scheint nicht mehr weit zu sein«, murmelte Suko.
    Der Meinung war ich ebenfalls, zudem befanden wir uns nicht mehr weit vom Ufer weg, denn ich sah schon die dunkle Oberfläche des Sees. Die nächsten Yards legten wir parallel zum See zurück und hörten plötzlich das dumpfe Wummern.
    »Schüsse!« flüsterte Suko.
    Er hatte sich nicht geirrt, und irgendwo vor uns schien sich ein Drama anzubahnen…
    ***
    Es kam jemand!
    Das Skelett?
    Karen begann zu zittern. Kein anderer konnte es sein. Sie glaubte einfach nicht daran, daß sich der Alte noch einmal zurücktrauen würde. Bestimmt konnte er auch nicht.
    Also kam das blaue Skelett…
    Sollte es tatsächlich den Alten umgebracht haben, so würde es sich bei Karen wundern. Das Girl hatte sich fest vorgenommen, es nicht soweit kommen zu lassen. Außerdem war sie bewaffnet. Nur dachte sie nicht mehr an die Worte des Mannes, der ihr gesagt hatte, daß Kugeln gegen Dämonen und Wesen der Finsternis nichts ausrichteten.
    Starr war ihr Blick schräg nach unten und gleichzeitig nach vorn gerichtet. In die gleiche Richtung wies auch die Waffenmündung.
    Wenn sich der Gegner zeigte, würde sie sofort abdrücken. Eine Sekunde zu zögern, konnte ihr Todesurteil bedeuten.
    Dann sah sie ihn.
    Ja, es war das Skelett, und es hatte seine beiden Arme ausgestreckt. Das Mädchen starrte auf die blauen Knochen, und jetzt, so aus der Nähe, da stellte sie fest, daß die Farbe doch intensiver leuchtete, als sie angenommen hatte.
    Vorsichtig schob es sich um die Biegung. Der Blick des Mädchens glitt höher, er streifte auch die Rippenbögen, die zahlreichen Knochen — und den Schädel.
    Nein! Das war kein Skelettschädel. Auf dem Knochenkörper saß ein normaler Kopf mit langen, strähnigen Haaren. Um Wangen und Kinn herum wucherte ein wilder Bart.
    Vor ihr stand der alte Terrence. Ihn hatte die furchtbare Rache des echten Skeletts getroffen!
    ***
    Um das zu begreifen, vergingen Sekunden.
    Karen White war wie vor den Kopf geschlagen. Sie konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen, aber sie wußte plötzlich, wer den Schrei ausgestoßen hatte. Und er war tatsächlich zu einem Todesschrei geworden, obwohl der Alte noch lebte.
    Mit einem Skelettkörper, der blau schimmerte.
    Er kam höher. Sein Mund bewegte sich zusammen mit den Beinen, und die Lippen formten Worte.
    »Der Fährmann!« flüsterte er. »Der Fährmann wartet auf dich, meine Kleine. Ich habe ihm versprechen müssen, daß ich dich holen werde, und das Versprechen halte ich ein.« Er lachte böse und bewegte dabei seine knöchernen, blauen Finger wie ein Klavierspieler bei Fingerübungen.
    »Komm zu mir, du wolltest doch das Geheimnis dieser Höhle erfahren. Komm, kleine Karen, komm…« Und er stieg die nächste Stufe hoch, so daß ihn nur noch zwei von der schreckerstarrten Studentin trennten.
    Karen White hatte sich innerlich verkrampft. Sie wußte nicht mehr, was sie noch tim sollte. Sie stand unbeweglich da, hatte die Augen weit aufgerissen und schaute auf die gespenstische Erscheinung, dessen Licht die Höhle ausfüllte.
    »Willst du nicht?« Hohn schwang in der Frage mit, und mit einemmal hatte sich Karen wieder gefangen.
    »Neiiiinnn!« schrie sie. »Ich will nicht, du verfluchte Bestie. Ich will dich töten!«
    »Dann tu es!«
    Karen hatte noch nie geschossen, aber in diesen Augenblicken, als sie der Streß überschwemmte und sie kein Gegenmittel mehr finden konnte, da drückte sie ab.
    Sie wunderte sich darüber, wie leicht es war, den Stecher der Waffe zu bewegen. Sie brauchte ihn nur nach hinten zu ziehen, und im gleichen Augenblick krachte der Schuß.
    Der Revolver entlud sich in einem donnernden Geräusch. Vor der Mündung stand für einen kurzen Augenblick eine fahle Feuerblume, dann
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