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022 - Die wandelnde Tote

022 - Die wandelnde Tote

Titel: 022 - Die wandelnde Tote
Autoren: Bernd Frenz
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fürchtete sie schon, dass er sie hilflos zurücklassen könnte, dann kniete er nieder und durchtrennte ihre Fesseln. Während Aruula die schmerzenden Handgelenke massierte, um die unterbrochene Blutzufuhr wieder zum Zirkulieren zu bringen, ließ Navok Schwert und Scheide neben sie zu Boden fallen.
    »Kämpfe!«, befahl er kurz angebunden. Dann zog er einen Degen mit geflammter Breitklinge unter dem Umhang hervor und stürmte auf Emroc zu.
    Sein Ziel war klar.
    Er wollte den Sklavenhändler für all seine Untaten zur Rechenschaft ziehen, auch wenn es ihn sein eigenes Leben kosten würde. Mit schnellen Sprüngen näherte er sich dem Eunuchen, doch Jacks und Stewy hatten sich inzwischen von ihrer Überraschung erholt.
    Blitzschnell senkten die Stadtwachen ihre Spieße und eilten Navok entgegen. Der Dreidorn, den sie mit großem Geschick führten, bestand aus einer spitz zulaufendem Stoßklinge, an die eine nach unten abfallende Sichel geschmiedet war. Mit dieser vielseitigen Stangenwaffe konnte man Stechen, Schlagen und Ziehen.
    Navok ließ den Flammdegen kreisen, um Stewys Stoß abzuwehren. Funken sprühten, als Metall auf Metall prallte. Die scharfen Spitzen des Dreidorn glitten kreischend an der gewellten Klinge vorüber, doch Navoks Triumphschrei war verfrüht.
    Schon musste er seine Waffe zu anderen Seite wirbeln, um den Angriff des zweiten Postens zu parieren. Stewy nutzte die Gelegenheit, um seinen Dreidorn beim Zurückziehen in den Leib des Nosfera zu rammen. Fauchend zerfetzte die linke Sichelseite den wallenden Umhang.
    Navok steppte instinktiv zur Seite, um dem tödlichen Hieb zu entgehen, doch er konnte nicht verhindern, dass eine blutige Furche in seine Hüfte gerissen wurde. Eine eisige Schmerzwelle zuckte durch den Körper des Nosfera.
    Hastig schlug er mit dem Flammdegen eine Acht aus dem Handgelenk und zog sich zurück. Es gelang ihm erneut den Dreidornen zu entgehen, aber die nachrückenden Soldaten waren erfahrene Kämpfer. Mit schnellen Schlagkombinationen drängten sie den Nosfera immer weiter über das Podest zurück.
    Trotz der Wut, die in seinen Adern pochte, gelang es Navok nicht, die weitreichenden Stangenwaffen zu unterlaufen. Die Stadtwachen parierten jeden seiner ungestümen Schläge, bis der richtige Zeitpunkt zum Gegenangriff kam.
    Jacks und Stewy hatten es nicht eilig; die Zeit arbeitete für sie. Alarmrufe gellten bereits über den Frauenmarkt. In einiger Entfernung wurden stampfende Schritte laut. Das Überraschungsmoment war längst vorbei. Verstärkung war im Anmarsch.
    Wütend schlug Navok auf die Spieße ein, doch sein ganzer Einsatz konnte nicht verhindern, dass sich Emroc aus den Seidenkissen wälzte und im Schutz seiner Liebesdienerinnen von dem Podest floh.
    Jacks nutzte die Ablenkung und hakte mit seinem Dreidorn hinter Navoks Degen, verklemmte die Flammenklinge zwischen Sichel und Stoßdorn und zog sie blitzschnell zu sich heran. Der Nosfera versuchte verzweifelt seine Waffe frei zu bekommen, doch es half nichts - plötzlich war seine Flanke ungedeckt.
    Sofort stieß Stewy mit dem Dreidorn zu.
    Die Klingenspitze zischte wie der Kopf einer zupackenden Schlange durch die Luft. Der Dreidorn visierte einen Punkt unterhalb der Lederkapuze an, doch ehe sich der Spieß in Na- voks Hals bohren konnte, kreuzte ein silberner Halbkreis die Bahn des Dreidorns.
    Krachend brach der Holzschaft in zwei Teile.
    Überrascht starrte Stewy auf Aruula, die im letzten Augenblick mit dem Bihänder eingegriffen hatte. Obwohl seine Hände von dem Rückschlag schmerzten, riss Stewy den zersplitterten Schaft reflexartig in die Höhe, um einen weiteren Hieb der Barbarin abzuwehren.
    Hastig sprang er zur Seite, um sich aus dem Wirkungsbereich der scharfen Klinge bringen. Stewy ließ den Stiel zu Boden fallen und griff nach dem Säbel an seiner Seite, hielt aber in der Bewegung inne, als Aruula ihm die Schwertspitze drohend unters Kinn drückte. Navok hatte inzwischen den Flammdegen frei bekommen und umkreiste lauernd seinen Gegner. Das Blatt schien sich gewendet zu haben, doch sein Kampfglück befand sich auf dünnem Eis, das jederzeit brechen konnte. Die stampfenden Schritte der Verstärkung kamen immer näher.
    Ich glaube, es wird Zeit für den Rückzug.
    Aruula nickte heftig. Sie war der gleichen Meinung.
    Wie auf ein unhörbares Kommando machten sie beide auf dem Absatz kehrt und rannten über das Podest davon. Die Holzbohlen unter ihren Sohlen gaben ein Knallen von sich, als sie sich von dem
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