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022 - Die wandelnde Tote

022 - Die wandelnde Tote

Titel: 022 - Die wandelnde Tote
Autoren: Bernd Frenz
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zu Boden werfen. Da fiel sein Blick auf mehrere Gewehrmagazine, die aus einer umgestürzten Munitionskiste polterten. Natürlich, er musste seine Waffe erst laden! Das hatte er schon mal in einer Dienstanweisung gesehen!
    Während der Gen'rel mit den Fundsachen hantierte, zog sich Navok langsam zurück.
    Schritt für Schritt entfernte er sich aus dem Fackelschein der Rojaals, bis er mit der Dunkelheit verschmolz. Hastig schlug der Nosfera die Kapuze seines schwarzen Umhang über den Kopf. Normalerweise schützte ihn die feste Kleidung vor den Sonnenstrahlen des Tages; jetzt sollte sie verhindern, dass der Fackelschein sein vertrocknetes Gesicht beleuchtete.
     
    Noch 6 Minuten und 35 Sekunden.
    Navoks Augen waren an das Leben bei Nacht gewohnt. Sicheren Schrittes glitt er durch die Dunkelheit. Er musste den schmalen Notausgang erreichen, durch den sie in den Bunker eingedrungen waren. Geräuschlos eilte er die achthundert Fuß lange Bahn entlang.
    Noch 5 Minuten und 22 Sekunden. Auch ohne seine Nachtsicht könnte er von weitem die Fackel des Postens erkennen, der am Einstieg zurück geblieben war. Der Rojaal hatte die Lichtquelle zwischen zwei Stahlstreben geklemmt, damit der Bereich vor ihm ausgeleuchtet wurde.
    Noch wurde Navok von der Dunkelheit verschluckt, aber er konnte den hageren Wächter unmöglich passieren, ohne entdeckt zu werden. Unter den dreckverkrusteten Haaren, die dem Rojaal in die Stirn hingen, funkelten zwei blaue Augen, die aufmerksam die Umgebung beobachteten. Die Ziffer Fünf auf seinem Helm zeigte an, dass es sich um Coop'ral Five handelte.
     
    Noch 4 Minuten und 31 Sekunden.
    Kurz bevor Navok den Lichtkreis erreichte, blieb er stehen. Obwohl ihm die Zeit davon rannte, verschnaufte er kurz. Er musste sich konzentrieren. Vorsichtig legte er zwei Finger an die Schläfen und schickte seinen Geist auf die Reise. Es dauerte einen Moment, bis er Fives Gedanken ertasten konnte.
    Navok spürte deutlich den Missmut, der ihm entgegen schlug. Der Coop'ral ärgerte sich darüber, dass er tatenlos herumstand, während seine Kameraden die tollsten Entdeckungen machten.
    Aber Navok war nicht an den fremden Emotionen interessiert. Die Aufgabe, die vor ihm lag, war schwieriger als Gedanken lesen. Er musste den Coop'ral so beeinflussen, dass Five seine Anwesenheit nicht wahrnehmen konnte.
    Der Telepath weitete seine Sinne. Es war, als ob Navok die Welt bisher nur in Schwarzweiß gesehen hätte und sie nun erstmals in Farbe erleben würde.
    Es war mehr, als seine Umgebung zu sehen. Navok konnte sie spüren, erfuhr sie, erlebte sie!
    Vorsichtig drang er in das fremde Bewusstsein ein. Ein berauschendes Gefühl durchströmte seinen Körper, als koste er das Blut eines Betrunkenen.
    Navok sah den vor ihm liegenden Raum aus einer zweiten Perspektive, als ob er nicht nur durch seine eigenen Augen, sondern auch die von Five blicken würde. Beide Sichtweisen überlagerten sich im Moment, bis er die störenden Eindrücke abschirmte. Navok spürte nur noch die fremden Gedanken, die langsam unter seine Kontrolle gerieten.
    Hier ist nirgendwo etwas zu sehen, flüsterte er dem Posten ein. Ich bin ganz allein.
    Tatsächlich entspannte sich Five ein wenig und sah gelangweilt nach links. Nichts zu sehen, alles ist ruhig, pulsierte es in seinem Bewusstsein.
    Navok umrundete den Coop'ral außerhalb des Fackelscheins, um sich drin Notausstieg von der Seite zu nähern. Sich unsichtbar zu machen war selbst für einen guten Telepathen eine schwierige Übung. Es bedurfte einer wohl dosierten Mischung aus unauffälligem Verhüllen und geschickter Geistesbeeinflussung um von anderen Menschen einfach übersehen zu werden.
    Sobald er die Dunkelheit verließ, wurde es schwierig.
    Vorsichtig huschte Navok durch den Lichtkreis zu der in die Wand eingelassenen Leiter. Der nur wenige Schritte entfernt stehenden Posten bemerkte Ihn nicht. Navok berührte gerade die unterste Sprosse, als sich Five unbehaglich schüttelte. Noch 2 Minuten und 40 Sekunden. Hastig verstärkte Navok den mentalen Druck - aber er verschätzte sich. Der Coop'ral spürte plötzlich, dass etwas nicht stimmte.
    Verwirrt blickte er sich um. Navok unterdrückte den Fluch, der ihm über die vertrockneten Lippen schlüpfen wollte. Mit der vollen Kraft seines Vaters wäre es ihm ein Leichtes gewesen, Five nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Seine Mutter war jedoch keine Mehrbegabte, deshalb hatte sich seine ererbte Fähigkeit halbiert.
    Navok blieb keine andere Wahl - er
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