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022 - Die wandelnde Tote

022 - Die wandelnde Tote

Titel: 022 - Die wandelnde Tote
Autoren: Bernd Frenz
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nun auf sie nieder gingen.
    Urzuk und Akan hatten ihre Peitschen entrollt und schlugen abwechselnd auf die hilflose Barbarin ein. Das scharfe Leder der Flammpeitschen hinterließ rote Striemen, die wie Feuer brannten.
    Die Zuschauer johlten angesichts des brutalen Schauspiels begeistert auf. Einige feuerten die Wachen sogar an.
    »Ja, peitscht das Luder aus!«, kreischte Tajah, eine stadtbekannte Dame, die ihren Lohn vorwiegend auf dem Rücken liegend verdiente. Die grell geschminkte Hure war nicht die einzige Frau im Publikum.
    Unter die ersten Reihen hatten sich viele Zuschauerinnen gemischt. Weibliche Solidarität mit den Sklavinnen war von ihnen nicht zu erwarten.
    Viele gehörten, wie Tajah, zum niedrigsten Stand der Gesellschaft von Plymeth. Sie wollten sich daran ergötzen, dass die Sklavinnen ein noch schlimmeres Schicksal als sie selbst erleiden mussten. Andere Gafferinnen kamen dagegen aus gutem Haus. Für sie war die aufgeheizte Atmosphäre eine willkommene Gelegenheit, um ihren unterdrückten Aggressionen freien Lauf zu lassen.
    Immer mehr Stimmen stachelten die Sklaventreiber zu größerer Härte auf. Urzuk und Akan holten mit ihren Flammpeitschen bereits zum nächsten Hieb aus, als ihnen eine gepresste Stimme Einhalt gebot.
    »Seid ihr wahnsinnig?«, giftete Molai zornig.
    »Soll die kostbare Ware etwa vor den Augen der Käufer beschädigt werden?«
    Beide Hände auf die schmerzende Stelle zwischen seinen Beinen gepresst, stemmte sich der Marktvorsteher in die Höhe. Auf seinem zerfurchten Gesicht zeichnete sich blanke Wut ab, die sich irgendwie Bahn brechen musste - doch seine Geldgier war größer als der Wunsch nach Rache.
    Urzuk und Akan machten enttäuschte Gesichter. Die Lederstränge raschelten wie Schlangen über den Holzboden, als sie die Peitschen wieder aufrollten.
    »Stellt das Weib auf die Beine«, forderte Molai von ihnen.
    Die Wachen zerrten Aruula brutal in die Höhe. Dieses Mal behielten sie die Barbarin in festem Griff, damit sie sich nicht mehr von der Stelle rühren konnte.
    »Eine falsche Bewegung…«, knurrte Urzuk leise, ohne die Drohung zu vollenden.
    Das Stechen in seinen Weichteilen ig- norierend, baute sich Molai am Podiumsrand auf, als ob nichts passiert wäre. Ein Blick in die Gesichter der Käufer zeigte ihm jedoch, dass Aruulas Marktwert gerade drastisch gesunken war. Wer wollte sich schon eine Konkubine zulegen, die ihren Herren für alle Zeiten unfruchtbar machte?
    Molai ließ ein falsches Lächeln aufblitzen.
    »Wie es scheint, hat uns Emroc eine echte Wildkatze eingefangen«, setzte er seine Anpreisungen säuerlich fort. »Doch wer sie zu zähmen versteht, wird dafür reichlich belohnt werden. Seht selbst, was euch des Nachts entgeht, wenn ihr sie einem anderen überlasst!«
    Bei diesen Worten zog er einen schmalen Dolch aus den Falten seines Gewandes hervor. Die Zuschauer hielten den Atem an, als sie sahen, wie er mit der scharfen Klinge zu der Sklavin trat.
    Aruula wich keine Handbreit vor ihm zurück. Nicht nur, weil ihr die Wachen keine Bewegungsfreiheit ließen, sondern vor allem, weil sie lieber sterben wollte, als weitere Demütigungen über sich ergehen zu lassen. Molai packte aber nur ihre Weste und durchtrennte die Schulterstücke mit zwei schnellen Schritten. Nun konnte er das Fell unter den gefesselten Armen hinweg ziehen. Ehe Aruula begriff, was der Marktvorsteher be- zweckte, riss er ihr auch den Lendenschurz vom Leib..
    Abgesehen von ihren hohen Stiefeln war sie nun den Blicken der Menge unverhüllt ausgeliefert. Pfiffe und anzügliche Rufe wurden laut. Aruula wand sich verzweifelt in den harten Griffen von Emrocs Bediensteten.
    »Seht her!«, forderte Molai das ap- plaudierende Publikum auf. »Ist dieser von Wudan selbst geformte Körper nicht ein kleines Risiko wert?«
    Sofort strömte der männliche Teil der Menge zusammen, um jede Einzelheit ihres entblößten Körpers zu begaffen. Weder Mitleid noch Widerwillen war in den Gesichtern zu sehen - nur primitive Lust und die Freude an ihrer Hilflosigkeit.
    Mutlos stellte Aruula die Gegenwehr ein. Was waren das nur für Menschen, die sich hier an ihrem Schicksal ergötzten?
    Plötzlich verließ sie jeglicher Lebenswille. Warum sollte sie das Schicksal auf sich nehmen, das ihr bevor stand? Geschlagen und gedemütigt, fern der Heimat und des Mannes, den sie liebte?
    Wenn Maddrax noch in ihrer Nähe wäre, hätte sie bis zum Letzten gekämpft. Und sei es nur, um ihn zu retten, ihm die Möglichkeit zur
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