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022 - Die wandelnde Tote

022 - Die wandelnde Tote

Titel: 022 - Die wandelnde Tote
Autoren: Bernd Frenz
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Flucht zu verschaffen. Für ihn hätte sie alles in Kauf genommen. Doch Maddrax war fort und die Hoffnung, ihn jemals wieder zu sehen, war gering.
    Traurig ließ Aruula den Kopf hängen, ignorierte das höhnische Gekreische der Menge. Jetzt, wo sie ganz alleine war - wofür sollte sie da noch kämpfen?
    Wirf dein Leben nicht weg, bevor es richtig angefangen hat!
    Überrascht blickte die Barbarin In dir Höhe.
    Der Gedanke war direkt in ihrem Kopf erklungen, aber er stammte von jemand anderem.
    Sie kannte das prickelnde Gefühl, das sich unter ihrer Stirn ausbreitete. Sie hatte es schon einmal gespürt, als sie den Ausgestoßenen begegnet war, einem Volk, das nicht nur wie sie lauschen konnte, sondern sich mich untereinander verständigte, ohne laut mit einander zu sprechen.
    Telepathisch, wie Maddrax es nannte.
    Nettes Wort, aber wir haben jetzt keine Zeit für Vokabeln.
    Aruulas Blick glitt über die geifernde Menge, bis er an einer vermummten Gestalt hängen blieb, die in dem ganzen Trubel wie ein Ruhepol wirkte. Der Kapuzenmantel war ihr nur zu vertraut. Navok!
    Als hätte es die Nennung seines Namens bedurft, kam plötzlich Leben in den Nosfera. Mit hartem Körpereinsatz kämpfte er sich durch die dicht gedrängten Reihen nach vorn, direkt ans Podest.
    Aruula mochte Navok nicht besonders, und sie erinnerte sich noch allzu gut daran, dass er sie und die anderen Sklaven an den Gen'rel verraten hatte. Trotzdem machte ihr Herz einen Freudensprung, als sie seine Gestalt erblickte.
    In diesem Moment höchster Not war sie bereit, dem Nosfera alles zu verzeihen, wenn er sie nur aus den Klauen der Sklavenhändler befreite.
    Natürlich werde ich das. Was glaubst du wohl, warum ich fünf Pund für dieses Schwert bezahlt habe?
    Aruula traute ihren Augen nicht, als Navok seinen Umhang zurück klappte, um einen großen Bihänder hervor zu holen. Kein Zweifel, es war ihr eigenes Schwert! Emrocs Wachen hatten ihr die Waffe in Saamton abgenommen und offenbar hier auf dem Markt verkauft. Na- vok musste sie an einem Stand entdeckt haben.
    »Zwanzig Pund bietet der Genießer dort neben dem Brunnen!«, nahm Molai inzwischen die Versteigerung auf. »Höre ich fünfundzwanzig?«
    Aruula ignorierte die Gebote, die für sie abgegeben wurden. Ihre Blicke galten nur dem Nosfera, der sich bis zum Rand des Podiums zu ihren Füßen durchboxte. Tajah und einige weitere Frauen, die sich um ihre guten Plätze betrogen fühlten, schlugen wütend auf seine Kapuze ein. Navok kümmerte sich nicht um den Protest, sondern zog ungerührt das Schwert aus der Scheide. Die umstehenden Menschen wichen entsetzt zurück.
    Der Nosfera nutzte die gewonnene Bewegungsfreiheit, um sich mit einem mächtigen Satz auf die Bühne zu katapultieren. Mit gezücktem Schwert stellte er sich Urzuk und Akan entgegen.
    Schlagartig verstummte das Geschrei der Zuschauer. Der ganze Platz war wie vom Donner gerührt - dann kam Bewegung in Urzuk und Akan. Hastig stießen sie Aruula zurück und griffen nach ihren Peitschen. Die Barbarin ließ sich instinktiv zu Boden fallen, um nicht in den Bereich des Schwertes zu geraten.
    Gerade noch rechtzeitig. Schon funkelte etwas über ihr in der Sonne.
    Navok schwang den blanken Stahl kraftvoll durch die Luft. Fauchend schnitt die beidseitig geschliffene Klinge in Urzuks und Akans Bäuche, während sie noch mit den Peitschen ausholten.
    Blut spitzte durch die Luft, während sie schreiend zu Boden gingen, und regnete auf die ersten Reihen der Gaffer nieder.
    Navok setzte über ihre zuckenden Leiber hinweg. Noch im Sprung stieß er den Bihänder schwungvoll nach vorn. Molai wollte zurückweichen, da wurde er schon von dem silbernen Reflex durchbohrt. Es gab ein widerliches Geräusch, als die Klinge tief in seine hagere Brust drang. In einer schnellen Handbewegung drehte Navok das Schwert in der Wunde und zog es wieder zurück.
    Molais Körper erschlaffte, als sein Herz zu schlagen aufhörte.
    Aruula schauderte bei der kalten Art und Weise, in der Navok den Wehrlosen tötete. Weniger weil es ihr um den Marktvorsteher Leid tat, sondern weil sie den Hass spüren konnte, der den Nosfera zu seinen brutalen Taten trieb. Das Feuer der Rache, das in ihm loderte, war nur einen Funken weit davon entfernt, ihm den Verstand zu rauben.
    Navoks versteinerte mitten in der Bewegung. Sein Gesicht war unter der Kapuze nicht zu erkennen, aber es kam Aruula so vor, als würde er sie wegen ihrer vorwurfsvollen Gedanken wütend anstarren.
    Einen Herzschlag lang
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