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022 - Die wandelnde Tote

022 - Die wandelnde Tote

Titel: 022 - Die wandelnde Tote
Autoren: Bernd Frenz
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musste Five ausschalten.
    Mit einem raschen Sprung katapultierte er sich auf den erstarrten Coop'ral zu. Ehe Five einen Warnschrei ausstoßen konnte, verkrallte sich Navok in seiner Gurgel. Die langen Fingernägel bohrten sich in den weichen Hals, während der Daumen gegen den Kehlkopf drückte.
    Five brachte nur ein trockenes Röcheln zustande. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Er versuchte die Hände in die Höhe zu reißen, um den harten Griff zu sprengen - doch Navok ballte seine Faust unbarmherzig zusammen.
    Zwischen seinen Fingern quoll es Rot hervor.
    Der frische Blutgeruch regte die Magensäfte des Nosfera an, aber jetzt war keine Zeit für eine Mahlzeit, nicht einmal für einen kurzen Snack. Er rechnete damit, dass jeden Moment die Sprengladung explodierte.
    Keuchend knickte der Coop'ral in den Knien ein. Nur Navoks Griff hielt ihn noch aufrecht. Als der Nosfera seine Finger aus dem zerfetzten Hals löste, wurde Five des letzten Halts beraubt.
    Einen roten Sprühregen nach sich ziehend, kippte er zur Seite.
    Navok würdigte den Toten keines weiteren Blickes. Ihn interessierte nur, ob die übrigen Rojaals etwas gemerkt hatten. Am anderen Ende des Ganges blieb alles ruhig. Die Soldaten hantierten weiter an den Gewehren herum.
     
    Noch 2 Minuten und 8 Sekunden.
    Navok lief zu der Leiter und schwang sich die Eisenholme empor. Der Gedanke an das flammende Inferno, das jeden Moment ausbrechen konnte, beflügelte seines Bewegungen. Behände passierte er die offenen Ausstiegsluke und kroch auf allen Vieren durch den engen Fluchttunnel.
    Der runde Schacht führte zehn Meter geradeaus, bis es über eine weitere Leiter in die Höhe ging. Tageslicht fiel durch die Luke herab. Navok zog seine Kapuze tiefer ins Gesicht, um sich vor der sengenden Sonne zu schützen, die seiner empfindlichen Haut Schaden zufügen konnte. Der Rest seines Körpers wurde durch den Umhang und einen eng anliegenden, mit Schnallen versehenen Le- deranzug geschützt.
    Derart gewappnet, stieg er die Sprossen empor und spähte vorsichtig hinaus. Rund um den Ausstiegsschacht war das Gras niedergetrampelt, einige Schritte entfernt wiegte es aber noch hüfthoch im Wind. Durch die Halme war er vor den Blicken der gelangweilten Rojaals geschützt, die in der Nähe des Waldrandes herumlungerten.
    Navok robbte in die entgegen gesetzte Richtung. Vor ihm befand sich eine riesige, mit Gras und Schlingpflanzen bewachsene Lichtung, die von weiteren Waldstücken eingerahmt war.
    Im Westen führte ein breiter Pfad nach Saamton, aber dorthin zog ihn nichts mehr zurück.
    In nördlicher Richtung, etwa achthundert Meter entfernt, fiel das Gelände langsam ab.
    Wenn er es bis dahin schaffte, konnte er unentdeckt entkommen.
     
    Noch eine Minute.
    Hatte er überhaupt genügend Zeit, um so gemächlich zu fliehen? Die Frage war Navok kaum durch den Kopf gegangen, als er Gedankenfetzen aus dem Bunker auffing. Irgendetwas versetzte die Rojaals in helle Aufregung. Ihre Emotionen wurden so stark, dass er sie selbst in dieser Entfernung spüren konnte.
    Navok konzentrierte sich, bis er erfasste, was dort unten vor sich ging.
    Das grüne Ding, das Maddrax Mine genannt hatte, gab plötzlich ein hektisches Piepen von sich.
    Während der Gen'rel den Klotz verwirrt mit den Händen schüttelte, um das nervtötende Geräusch zu beenden, formten sich die roten Zeichen zu 00:00:46.
    Navok verlor den Gedankenfetzen. Kalte Schauerwellen jagten durch seinen Körper. Das Herz in seiner Brust begann zu rasen. Möglicherweise waren es ein paar Sinneseindrücke, die er bei Maddrax aufge- schnappt hatte, vielleicht war es auch nur reiner Überlebensinstinkt - doch plötzlich wusste er mit absoluter Gewissheit, dass der große Knall kurz bevor stand.
    Wie von der Flegge gestochen sprang Navok auf und rannte auf den Abhang zu. Schon nach wenigen Schritten wurden hinter ihm Stimmen laut.
    »Hey, Blutsäufer! Wo willst du hin?«
    Navok nahm sich nicht die Zeit, um einen Blick über die Schulter zu werfen. Er rannte einfach weiter.
    »Stehen bleiben, Taratzenarsch!«, erklang es eine Spur schärfer.
    Dann begriffen die Rojaals endlich, dass er sich nicht um ihre Befehle scherte.
     
    Noch fünfundzwanzig Sekunden.
    Navok hörte, wie einige Coop'rals zur Verfolgung ansetzten. Weiter, nur weiter!
    Jeder Schritt, den er zwischen sich und die unterirdische Anlage brachte, vergrößerte seine Überlebenschance. Der Abhang rückte immer näher.
    Schon ertönte das Kommando, ihn mit Speerwürfen
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