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023 - Im Zeichen des Boesen

023 - Im Zeichen des Boesen

Titel: 023 - Im Zeichen des Boesen
Autoren: Ernst Vlcek
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VAMPIR INFORMIERT
     Horror im Film – 3
     DER VAMPIR-FILM
     
    Nach den frühen Versuchen Georges Melies’ und amerikanischer Filmpioniere erfolgte 1922 die erste abendfüllende Darstellung eines Vampirs auf der Kinoleinwand. F. W. Murnau setzte mit NOSFERATU sich und damit auch dem deutschen Film der Stummfilmzeit ein Denkmal. Danach wurde es einige Zeit still um Bram Stokers Vampirgrafen (Murnau drehte nach dessen berühmtem Roman). Erst 1931 erwachte er zu neuem Leben, diesmal unter dem Namen, der künftig Generationen von Kinobesuchern das Gruseln lehren sollte: DRACULA. In den USA löste dieser Film eine Welle von Horrorfilmen aus. Universal-Pictures widmete einen Großteil seiner Produktion dem fantastischen Thema und stellte eine Gruselfabrik auf die Beine. Mit DRACULA wurde zugleich ein Star geboren, der zeit seines Lebens nicht mehr von dieser Figur loskam: Bela Lugosi. Er war in der Titelrolle von vielen weiteren Vampirfilmen zu sehen und verbrachte die letzten Jahre seines Lebens tatsächlich in dem Wahn, Dracula zu sein.
    Hollywood produzierte weiter auf dem Gruselsektor. Neben den Vampiren erblickte Frankensteins Monster das Licht der Welt, erwachte der Werwolf zum Leben. Und in THE HOUSE OF FRANKENSTEIN wurde der Kinobesucher von der gesamten Monsteraristokratie geschockt, denn in diesem Film tummelte sich alles, was Rang und Namen hatte. Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges war der Monster-Boom in den USA vorüber, und es vergingen einige Jahre, bis diese Thematik wieder von Produzenten aufgegriffen wurde.
    Die britische Firma Hammer-Films ließ 1957 Frankensteins Monster zu neuem Leben erwachen, und 1958 gelang ihr mit dem Remake von DRACULA der entscheidende Erfolg. Seitdem bürgt der Name „Hammer“ für perfekte Gruselunterhaltung. Das Erfolgsrezept war recht einfach: man drehte in Farbe, holte gute, routinierte Schauspieler vor die Kamera und ließ namhafte
     Regisseure arbeiten. Die Schockeffekte wurden mit extremer Deutlichkeit ausgespielt, das Filmblut floß literweise, und dem Sex wurde der Spielraum gegeben, den man in den puritanisch aufgezogenen Vampirfilmen Hollywoods vermißte. Für die damals noch prüden Engländer und Mitteleuropäer drehte man eine gemäßigte Fassung des jeweiligen Films, während für die USA bereits härtere Kost eingearbeitet wurde. Terence Fisher, der bekannteste Regisseur der englischen Firma, drehte die Fortsetzungen DRACULA UND SEINE BRÄUTE und BLUT FÜR DRACULA. Meist spielte der inzwischen zum Horrorstar avancierte Christopher Lee die Titelrolle in seinen Filmen. Natürlich kamen durch den Erfolg der Hammer-Filme auch die Produzenten anderer Länder wieder auf den Horrorfilm, hatten gewissermaßen „Blut geleckt“. Allerdings reichte man meist nicht an die perfekte Kost der Engländer heran. Einzig mit Mario Bava trat ein vielversprechendes Talent in Erscheinung, und sein Horrorepos DIE STUNDE WENN DRACULA KOMMT gehört zu den besten Filmen des Genres. Um bei den Spitzenfilmen zu bleiben: Don Sharp gelang 1962 mit DER KUSS DES VAMPIR ein großer Wurf, eine faszinierende Vampirstudie. Roman Polanski, mit Recht hochgelobter Nachwuchsregisseur, setzte 1967 mit seiner Parodie TANZ DER VAMPIRE einen neuen Höhepunkt.
    Danach sind Vampirfilme in zunehmender Zahl zu registrieren. In Spanien haben sich verschiedene Regisseure auf diese Thematik spezialisiert. Auch Deutschland zeigt Interesse, mangels geeigneter Initiatoren allerdings nur in Form von Produktionsgeldern. Leider ist der erste filmische Beitrag mit deutscher Unterstützung arg daneben gegangen. NACHTS WENN DRACULA ERWACHT wurde eine ziemliche Klamotte. Der Jungfilmer Hans W. Geissendörfer versöhnte jedoch mit JONATHAN – VAMPIRE STERBEN NICHT wieder einigermaßen. Nach wie vor aber ist man mit Hammer-Filmen gut bedient, vor allem mit den Streifen des jungen Regisseurs Peter Sasdy, der bereits mit seinem Erstling WIE SCHMECKT DAS BLUT VON DRACULA ein erstaunliches Talent offenbarte.
    Wenn man abschließend feststellt, daß im Jahr 1970 über 20 Vampirfilme produziert wurden, von denen 16 in Deutschland zu sehen waren, so kann man wohl von dem Höhepunkt einer Welle sprechen, die seit Terence Fishers Neuverfilmung von DRACULA im Jahr 1958 andauert. Und ein Ende ist vorläufig nicht abzusehen. Den Freunden dieser Filmgattung kann dies nur recht sein.
     
    Manfred Knorr
     
     

     
     
    Szene aus dem Horrorfilm „Der Kuß des Vampir“ (Foto Universal)

 
     

     
     Im Zeichen des
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