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023 - Im Zeichen des Boesen

023 - Im Zeichen des Boesen

Titel: 023 - Im Zeichen des Boesen
Autoren: Ernst Vlcek
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»Wissen Sie, wo wir hier in Asmoda Zimmer bekommen können?«
    Der junge Mann blickte von seiner Tätigkeit auf. Dorian sah in das Gesicht eines Debilen, in dem ständig irgendein Nerv zuckte.
    »Ja, ja«, sagte der junge Mann und kicherte wieder aufdringlich.
    »Ich weiß eine Herberge. Die Herberge des fetten Jablonsky.«
    »Können Sie uns den Weg beschreiben«, fuhr Dorian schnell fort, »oder würden Sie uns zur Herberge hinführen? Sie sollen das natürlich nicht umsonst tun.«
    »Geld, ja?« erkundigte sich der junge Mann, der noch nicht älter als neunzehn Jahre sein konnte.
    Er erhob sich, verstaute die Rinde in seiner viel zu großen Hose, klappte das Taschenmesser zusammen und ließ es ebenfalls verschwinden.
    »Wollen Sie, daß Vukujev Sie zum fetten Jablonsky bringt, Herr?«
    »Sie heißen Vukujev?«
    Der junge Mann nickte und grinste dabei dümmlich.
    Dorian holte einen Zwanzig-Schilling-Schein aus der Tasche und drückte ihn ihm in die Hand. »Führen Sie uns bitte zur Herberge, Vukujev?«
    Der junge Mann stopfte die Banknote in seine Hosentasche und eilte kichernd zu den anderen.
    »Ich führe die Herren«, verkündete er und eilte zwischen den abgestellten Koffern umher. Vor Lilian blieb er stehen und starrte sie mit unverhohlener Neugier und offenem Mund an. Mit dem Handrücken wischte er sich den Speichel von den Lippen. »Schöne Frau. Schön wie Anja«, sagte er bewundernd.
    Lilian wich entsetzt zurück. »Rian, was will dieser Verrückte von mir?«
    »Er wird uns zur Herberge führen«, erklärte Dorian und herrschte dann Vukujev an: »Tragen Sie meine Koffer, oder glauben Sie, ich bezahle Sie fürs Nichtstun!«
    Zu Dorians Erstaunen zuckte der junge Mann zusammen, als hätte man ihn geschlagen. Sofort ergriff er die beiden Koffer und eilte davon. Nach zehn Schritten blieb er stehen und rief: »Kommen Sie! Schnell, Herr! Kommen Sie!«
    Dann setzte er sich mit den beiden Koffern wieder in Bewegung.
    »Mußtest du dich unbedingt mit diesem Verrückten einlassen?« fragte Lilian vorwurfsvoll. »Wer weiß, ob wir ihn wieder loswerden.« »Er ist harmlos«, versicherte Dorian. Er faßte Lilian um die Hüfte und drängte sie hinter Vukujev her, der sich schon fast zwanzig Meter von ihnen entfernt hatte.
    »Sie haben es gut, Hunter«, sagte Dr. Fuller ächzend.
    »Sie haben sich gleich den einzigen Kuli weit und breit geschnappt.«
    »Glauben Sie nur nicht, daß Sie den Wortführer spielen können, weil Sie zufällig die Sprache dieser Hinterwäldler beherrschen, Hunter«, rief Bruno Guozzi Dorian nach.
    »Ich habe es nicht gern, wenn man mich kommandiert.«
    »Dann übernachten Sie meinetwegen im Freien«, rief Dorian ärgerlich zurück.
    Je länger er mit den anderen zusammen war, desto mehr spürte er, daß er sich ihnen entfremdete.
    Sie waren von der gleichen magischen Kraft hierher gelotst worden, aber er war dem Ruf aus ganz anderen Motiven gefolgt als sie. Er suchte nach einer Antwort – und die anderen vielleicht nach einer Bestätigung.
    Sie kamen durch winklige Gassen. Die Dämmerung senkte sich langsam auf Asmoda herab. In diesem von bewaldeten Hügeln und Bergen umgebenen Tal wurde es schneller Nacht als anderswo. In keinem der Häuser, an denen sie vorbeikamen, brannte ein Licht, und es gab auch keine Straßenbeleuchtung. In der Luft hing der Geruch von Knoblauch.
    Als sie zehn Minuten später das Ende des Dorfes erreicht hatten, sahen sie endlich ein Haus, in dem einige Fenster erhellt waren. Das mußte die Herberge sein. Vukujev erwartete sie bereits vor dem Eingang. Er hatte sich auf einen von Dorians Koffern gesetzt und kicherte vor sich hin.
    »Da hängt ein Schild«, sagte Elmer Landrop, der Großgrundbesitzer aus Kapstadt, den Lilian als wandelndes Gespenst bezeichnet hatte.
    »Können Sie lesen, was darauf steht, Hunter?«
    Dorian warf einen kurzen Blick auf das schmierige Kärtchen, das an einer mehrfach geknoteten Schnur von der Klinke baumelte.
    »Keine Zimmer frei«, übersetzte er.
    Er holte tief Luft und öffnete die Tür.
    »Das wird sich herausstellen.«
    Dorian trat in die Schankstube. Sie war leer. Über der Tür bimmelte ein Glöckchen. Dorian blickte sich um. Auf einigen der Tische standen neben halb abgebrannten Kerzen Gläser, manche halbvoll, aber es war kein einziger Gast da. Entweder waren alle schon längst gegangen, und der Wirt hatte nur aus Trägheit nicht abgeräumt, oder sie hatten den Schankraum erst vor kurzem fluchtartig verlassen. Dorian war geneigt,
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